Väter und Söhne – der Geist des Elia

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Denn selbst wenn ihr Tausende von Erziehern hättet, die euch in eurem Christsein voranbringen, hättet ihr deswegen noch lange nicht tausend Väter. Dadurch, dass ich euch das Evangelium verkündet und euch zum Glauben an Jesus Christus geführt habe, bin ich euer Vater geworden. Daher bitte ich euch eindringlich: Folgt meinem Beispiel! Um euch dabei zu helfen, habe ich Timotheus zu euch geschickt, den ich liebe, als wäre er mein eigener Sohn, und der mir ein zuverlässiger Mitarbeiter in meinem Dienst für den Herrn ist. Er wird euch die Grundsätze in Erinnerung rufen, nach denen ich meinen Weg mit Jesus Christus gehe und die ich überall, in jeder Gemeinde, lehre.

1Ko 4:15-17

Ich stelle mir das so vor: Bevor Paulus den Brief an die Korinther schrieb, sprach er mit Timotheus:

„Tim, ich habe gehört, dass die Korinther gröbere Probleme haben. Es ist eine wundervolle Gemeinde. Ihnen fehlt es an Nichts. Aber einige Dinge sind einfach nicht im Lot. Ich weiss, ich sollte da hin, um ihnen zu helfen. Aber ich kann nicht.“

Vielleicht war Paulus durch irgend etwas gebunden – vielleicht im wörtlichen Sinn, wie es manchmal so war in seinem Leben. Er fuhr fort:

„Du bist ein grossartiger Sohn für mich. Du bist so sehr gewachsen in den letzten Jahren.“ Paulus wusste genau, dass Timotheus eine Ermutigung brauchte für das, was vor ihm lag. „Ich werde Dich senden.“

Timotheus erkannte das Muster sofort: als Gott die Israeliten in Ägypten zu ihm schreien hörte, erschien er Mose im brennenden Busch und sagte zu ihm: „Ich habe die Schreie meines Volkes gehört und werde ihnen helfen. Also schicke ich Dich.“ Das war biblisch, was es aber nicht einfacher machte.

Paulus wusste, dass Timotheus als wahrer Sohn ihn perfekt vertreten würde. Nicht als Kopie des Originals, sondern als eigene Persönlichkeit, aber mit demselben Geist. Er vertraute Timotheus. Aber wie kam es so weit? Was war nötig, damit Timotheus diesen Punkt erreichte?

Abraham und Melchizedek

Bevor Abraham Melchizedek begegnete, hatte er nur Versprechen von Gott. Wunderbare, kraftvolle Versprechen, aber nichts war bis dahin geschehen. Nun, nicht wirklich gar nichts. Er war aus Ur nach Ägypten gewandert und zurück in das Land, dass seinen Nachkommen verheissen war. Aber eben diese Nachkommen fehlten noch.

Aber nach dem Treffen mit Melchizedek, nachdem dieser ihn gesegnet und Abraham von ihm den Segen empfangen hatte, veränderte sich alles. Im Hebräer können wir lesen, dass der Höhergestellte den Untergeordneten segnet. Indem Abraham Melchizedek als Höhergestellten anerkannte, als Vaterfigur, setzte er die Versprechen frei und verwandelte sie in Segnungen. Kurz danach schloss Gott mit Abraham einen Bund, und dann wurde Isaak geboren. Unterordnung setzt Segnungen frei.

Mose und Josua

Als Mose wusste, dass er sterben würde, fragte er Gott, wer sein Nachfolger werden solle. Der Herr antwortete ihm, einen Teil seiner Salbung auf Josua zu legen. Warum Josua? Kaleb war auch Spion mit Josua, hatte die selbe gute Haltung bewiesen, als sie aus dem Land zurückkamen. Und – wie ausserbiblische Schriften belegen – er trainierte die Armee, die Jugend. Warum nicht er? Weil Josua eine Vater-Sohn-Beziehung mit Mose hatte. Für 40 Jahre hatte er Mose gedient. Und er hatte eine Beziehung mit Gott. Er verliess das Zelt der Begegnung nicht.

Aber warum hiess Gott Mose, nur einen Teil der Salbung auf Josua zu legen? Weil ein Teil der Salbung die des Hohepriesters war. Mose verrichtete hohepriesterliche Aufgaben, als er z.B. Aaron einsetzte. Dieser Teil der Salbung musste mit Levi bleiben, während der königliche Teil an Judah übergehen musste.

Elia und Elisa

Elisa hatte Elia 20 Jahre lang gedient. Er goss Wasser über seine Hände. Er war treu vom ersten Moment an, als er auf eine einzigartige Weise berufen wurde: Elia warf ihm seinen Mantel über, ging an ihm vorbei, und sagte ihm, er könne ihm folgen, wenn er wolle. Auch am Ende war Elisa treu. Obwohl in Elia mehrfach zum Verbleiben bewegen wollte, liess Elisa nicht locker und folgte ihm weiter. Er wusste, es war notwendig. Und er bekam seine doppelte Salbung, die Salbung des Erstgeborenen. Interessant: er bat nicht Gott darum, sondern seinen Vater. Und Gott gab ihm seinen eigenen Anteil und den seines Vaters. Söhne können die Salbung der Väter erben.

Jesus und Johannes der Täufer

Als Jesus auf Erden war, war er gesegnet und nahm zu an Weisheit und Verstand. So sehr, dass er als Zwölfjähriger die Priester und Pharisäer im Tempel verblüffte. Aber er begann seinen Dienst nicht, bevor er nicht von einem Diener Gottes gesegnet wurde. Dieser Diener ging ihm voran, um den Weg zu bereiten – eine grossartige Umschreibung eines Vaters. Erst dann, dort im Jordan, sprach sein Vater im Himmel die berühmten Worte: dies ist mein Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Zwischenbilanz

Pastoren hatten für Jahrhunderte den selben Karriereplan: Bekehrung, Bibelschule, Dienst. Und alles was sie waren: gut ausgebildete Kinder. Kinder in Gehorsam, oder Teenager in Rebellion. Jakob oder Esau, aber ohne Vater. Wir nennen das Waisen.

Ich mache niemandem einen Vorwurf. Es war noch nicht die Zeit, die Maleachi vorausgesagt hatte, wenn der Geist Elias die Herzen der Väter ihren Söhnen und die der Söhne ihren Vätern zuwenden würde. Aber diese Zeit ist jetzt da. Es genügt nicht mehr, ein gebildetes Kind zu sein. Wie wir gerade gezeigt haben, werden Salbung und Segnungen nur durch Beziehung mit und Unterordnung unter einen Vater freigesetzt. Und so wird aus einem Kind ein Sohn.

Als ich ein Jahr im Glauben war, war ich frustriert. Alle Bücher über erweckliche Gebiete zeigten mir Menschen, die innert 3-6 Monaten ihre eigene Gemeinde gründeten. Und da war ich, noch nicht Pastor. Aber heute bin ich dankbar, dass der Herr das nicht zugelassen hat. Ich lernte meinen geistlichen Vater kennen, und wenn ich danach auch nicht mit dem Tempo im Dienst eingesetzt wurde wie Jesus nach seiner Begegnung mit Johannes – ich hatte auch ein Handicap: ich war nicht ohne Sünde – wuchs ich doch schnell und wurde zu einem Sohn.

Da will ich aber nicht stehen bleiben. Sogar Jesus wuchs weiter und wurde zu dem Ewigen Vater, von dem Jesaja spricht. Aber ohne Sohn zu sein wird niemand zum Vater. Zugegeben, Elia hatte keinen Vater, von dem wir wissen, und Gott gab ihm Gnade, indem in einer vaterlosen Zeit ein Vater aufstehen und einen Sohn zeugen konnte. Vor nicht allzu langer Zeit geschah wieder dasselbe, genauso wie zu Jesu Zeiten mit Johannes dem Täufer. Interessant: Jesus sagt uns, dass Elia in Johannes dem Täufer gekommen war, und dass er noch einmal kommen würde, vor seiner eigenen Rückkehr. Nun haben immer mehr Menschen das Privileg, in einer Umgebung zu leben, wo es Väter gibt, die wiederum Söhne sind. Und das ist mein Wunsch: ein guter Sohn und Vater zu sein.

Viele glauben, dass Elia seinen Dienst verlor, als er vor Isebel davonrannte. Ich persönlich glaube, dass er in den grossartigsten Abschnitt seines Lebens hineinkam, als er den Befehl erhielt, Elisa als seinen Nachfolger zu salben. Wahrscheinlich den Höhepunkt seiner Berufung, die höhere Berufung: ein Vater für einen anderen zu werden, damit seine Salbung, Vision, sein Auftrag weiterleben konnten.

Abraham, Isaak, Jakob

Worauf ist zu achten? Wir haben gesehen, dass Väter ihren Söhnen Segnungen vererben. Genauso, wie Abraham seinen Segen an Isaak weitergab und Gott sich dazu stellte, indem er die Versprechen, die er Abraham gegeben hatte, für Isaak wiederholte, sollte auch Isak seine Segnungen weitergeben.

Es gibt aber eine Person in der Bibel, die Gott hasst. Es ist nicht David, der wohl alle Gebote gebrochen hat. Es ist nicht Saul, obwohl Königtum und Salbung von ihm genommen wurden. Es war nicht Adam, der doch einen ziemlich grossen Bock geschossen hat. Oder Eva. Es war Esau. Aber was hatte er getan? Er hat sein Erbe verachtet. Später hat er seinem Verlust nachgeweint, als Isak keinen Segen für ihn hatte. Er erkannte die Wichtigkeit des Erbes nicht.

Warum steht diese Geschichte in der Bibel? Die Bibel ist inspiriert, um uns die Wege Gottes mit den Menschen zu lehren. Könnte es sein, dass wir tun, was Esau tat? Wenn wir über unseren Pastor lästern, wenn wir eine Beziehung aufgeben, weil wir glauben, sie nicht mehr zu benötigen (sprich nicht mehr zu profitieren), wenn wir prophetische Worte von uns abprallen lassen und nicht mit ihnen kämpfen, wenn wir einen Gottesdienst verlassen und keine Ahnung mehr haben, was gesagt wurde – ist das nicht dasselbe? Verachten wir so nicht das Erbe und die Väter, durch die wir es erhalten sollen, weil Gott es so vorgesehen hat? Wir leben in einer Gnadenzeit, und wir können umkehren und um Vergebung bitten. Und es nicht mehr tun. Gott ist treu und vergibt. Und er hilft uns weiter.

Vaterschaft

Wir sind ein Volk von Priestern, die Menschen vor Gott vertreten. So sagt uns Petrus. Und wir repräsentieren Christus vor den Menschen. Aber Väter repräsentieren den himmlischen Vater vor ihren Söhnen. Christus als Vater der Zwölf hat den Vater repräsentiert, indem er nichts tat, was er nicht erst den Vater tun sah. Er sagte: wenn ihr mich gesehen habt, habt ihr den Vater gesehen. Genau dieses Prinzip war es, das Paulus erlaubte, zu sagen: imitiert mich. Dass er den Vater gegenüber Timotheus repräsentierte, liess ihn sagen: ich werde Euch Timotheus senden. Er wird mich vollständig repräsentieren.

Wir leben in einer Zeit, da der Erblasser des Bundes gestorben ist. Das Testament kann ausgeführt, das Erbe bezogen werden. Auch unsere Väter sind gestorben: dem Ego gegenüber abgestorben durch das Kreuz und ein Leben der Reife. Wir müssen nicht warten, bis sie gestorben sind, um die Segnungen zu erben.

Ich möchte alles sein, was ich in Christus sein kann. Ich brauche Segen und Salbung eines Vaters, um selber Vater werden zu können für andere. Ich werde meinen Vater um seinen Segen fragen, immer wieder, durch Handauflegung, und werde weiterhin Beziehung und Unterordnung pflegen, gerade weil ich für andere alles sein will, was Gott geplant hat: ein Vater.

Der neue Bund

Im alten Bund waren es wenige, auf denen der Geist ruhte. Im neuen Bund wurde der Geist über alles Fleisch ausgegossen.

Zusätzlich gibt uns die Bibel Beispiele, damit wir sie in unsere Zeit übersetzen.

Paulus sagt nicht: so habt Ihr doch nur einen Vater.

Mit dem fünffachen Dienst, eine Erkenntnis, die Paulus in Laufe seines Lebens offenbart bekam und erst im späten Brief an die Epheser vollständig beschrieb, ist es durchaus möglich, ja sogar gewünscht, mehrere Väter in einer Familie zu haben.

Die Beispiele der Bibel zeigen uns also, wie Vaterschaft und Sohnschaft gelebt werden kann, und wie wichtig es ist, das Erbe der Väter zu schätzen. Sie zeigen uns aber gerade nicht, dass wir nur einen Vater haben können.

Aber einen Vater, den brauchen wir mindestens.

Aber hier geht es genauso sehr um Dich wie um mich. Was wirst Du also tun? Bitte Gott, Dir Deinen Vater zu zeigen. Möchtest Du uns erzählen, wie es bei Dir ist? Dafür gibt es Kommentare.

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