Keiner hat je den Vater gesehen

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Nicht, dass irgendjemand den Vater je gesehen hat. Nur der eine, der von Gott kommt, hat den Vater gesehen.

Joh 4:46

Niemand hat je den Vater gesehen. Ausser Jesus. Mein erster Gedanke: wie steht es mit Adam, Abraham, Mose? Wer lief mit Adam und Eva abends durch den Garten? Wer besuchte Abraham, damals, kurz vor der Zerstörung von Sodom und Gomorrah? Und mit wem sprach Mose von Angesicht zu Angesicht?

Mit Jesus. Er ist das Wort, er ist derjenige, der Fleisch geworden ist und gekreuzigt wurde vor Anbeginn der Zeit.

Nachdem wir diesen Teil der Aussage Jesu geklärt haben, wenden wir uns etwas anderem zu. Was bezweckte Jesus mit dieser Aussage? Vielleicht hat sie mit einer anderen Aussage zu tun, die er selber gemacht hat.

Auch sollt ihr niemand hier auf der Erde ›Vater‹ nennen, denn nur einer ist euer Vater, der Vater im Himmel.

Mat 23:9

Jesus verbietet uns nicht, jemanden Vater zu nennen. Ansonsten müsste die Bibel umgeschrieben werden. Er selber sagt, dass die Menschen sind wie ihre Väter, und dass ihr Vater Satan sei. Nicht das Wort ist tabu.

Niemand auf dieser Erde entspricht dem wahren Bild eines Vaters. Niemand genügt der Vorstellung, dem Begriff, dem göttlichen Konzept eines Vaters. Nur der Vater im Himmel genügt. Nur er ist ein wahrer Vater. Kurz gesagt: keiner von uns versteht, was Vater sein eigentlich bedeutet. Denn niemand hat das Vorbild eines Vaters je gesehen, nur Jesus.

Trotzdem heisst es:

Wenn also ihr, die ihr doch böse seid, das nötige Verständnis habt, um euren Kindern gute Dinge zu geben, wie viel mehr wird dann euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten.

Mat 7:11

Wir können also von unserem Tun auf Gott, den Vater, schliessen. Aber wie viel mehr! Wenn also wir unseren Kindern Gutes tun, wie viel mehr wird der Vater im Himmel uns Gutes tun.

Wenn aber wir unsere Kinder trotz ihren Fehlern lieben, immer und immer wieder, wenn wir ihnen vergeben und sie unser Fleisch und Blut bleiben – wie viel mehr er.

Aber halt. Ist Jesus nicht in die Welt gekommen, um uns mit Gott zu versöhnen? Viele haben ein Bild, dass Gott wütend sei wegen dem Fall und den Sünden der Menschen. Jesus ist so etwas wie ein grosser Bruder, der sich zwischen uns und den Vater stellt, wenn dieser einen Wutanfall hat. Der ihn besänftigt, indem er ihn an das Kreuz erinnert. Der ständig für uns Fürbitte tut: Vergib ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun.

Wohl eher nicht. Aus mehreren Gründen, aber hier soll einer genügen: Müsste sich Jesus zwischen Gott und uns stellen, wären sie nicht einer Meinung in dem Moment. Der dreieinige Gott kann aber nicht getrennter Meinung sein.

Wer also muss versöhnt werden? Sind es vielleicht wir? Geben wir Gott die Schuld für alles Böse, das geschieht? Sind wir wütend auf ihn, so wütend, dass wir ihn wegrationalisieren müssen? Sind wir wütend auf uns selbst, weil wir genau wissen, dass es unsere Schuld ist? Unsere Schuld, dass wir von der Liebe Gottes getrennt sind?

Aber Gott kann doch keinen Umgang mit Sündern haben, sagst Du. Hat Gott nicht mit Kain gesprochen, nachdem dieser seinen Bruder Abel getötet hat? Und ihm sogar ein Mahnmal göttlichen Schutzes gegeben? Sicher, Kain verliess die Gegenwart Gottes. Aber es heisst nicht, dass er von Gott verbannt wurde – er musste nur den Acker verlassen, auf dem er Abel erschlagen hatte – weil Gott wusste, dass dieser Acker keinen Ertrag mehr bringen würde. Er verliess die Gegenwart Gottes aus eigenem Entschluss. Auch Adam und Eva wurden nicht aus Wut aus dem Paradies vertrieben, nein, Gott nahm sie von dort weg, um zu verhindern, dass sie vom Baum des Lebens assen und so ewig leben würden. Er tat es aus Liebe.

Gott ist Liebe. Gott hat seinen Sohn nicht geschickt, um am Kreuz die ganze Wut des Vaters auf sich zu nehmen. Er hat ihn geschickt, weil er uns Menschen so sehr liebte, dass er wieder Umgang mit uns haben wollte. Also trennte uns doch etwas von ihm? Ja. Die Sünde. Aber nicht, weil er zu heilig ist, um sich mit Sündern abzugeben, sondern weil die Sünde uns dazu trieb, uns zu verstecken.

Adam und Eva haben sich im Paradies versteckt, weil sie sahen, dass sie nackt waren. Ungehorsam hatte zu Scham geführt, zu Angst, so vor Gott zu treten. Unsere Sünde treibt uns dahin, uns mit Adam und Eva dort in den Büschen zu verstecken, menschliche Auswege zu suchen, unsere Sünde zuzudecken. Darum suchte uns Jesus. Nicht, weil er uns verloren hatte. Nicht, weil der Vater uns verbannt und vertrieben hätte. Nein, wir waren davongelaufen und hatten uns versteckt.

Niemand hat den Vater gesehen, ausser Jesus. Jesus sagt:

Ich und der Vater sind eins.

Joh 10:30

Jesus sagt uns das während des Fests der Tempelweihe. Dieses Fest ist das Trompetenfest. An diesem Tag verkündigen die Trompeten die Wahrheiten Gottes. Unsere Antwort liegt im Versöhnungstag. Und die Folge? Gott kommt und lebt mit seinem Volk. Laubhüttenfest. Der Vater in Jesus und Jesus in ihm, ich in Jesus und Jesus in mir. Daraus folgt: ich im Vater und der Vater in mir.

Jesus selbst heisst Ewig-Vater. Jesus wurde unser Vater, nach dem Vorbild des Vaters im Himmel. Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wir haben den Vater gesehen. Und dieser hat sich aus Liebe für uns hingegeben. So gibt sich auch der Vater aus Liebe für uns hin.

Die Konsequenz der Sünde liegt nicht darin, dass Gott wütend auf mich ist, sondern darin, dass ich seine Gegenwart verlasse. Freiwillig. Aus Scham. Aus Angst. Und „Angst ist der Weg zur dunklen Seite. Angst führt zu Wut. Wut führt zu Hass. Und Hass führt zu Leiden.“ (Yoda)

Hören wir also auf, davonzulaufen. Uns zu verstecken. Jesus hat die Sünde als Gotteslamm weggenommen, es ist nicht mehr notwendig, mich zu verstecken. Der Vater wartet auf uns – ohne Wut – um uns wieder herzustellen. Wie einen verlorenen Sohn.

Dies ist der Anfang. Der Anfang zur Sohnschaft.

Bist Du wütend auf Gott? Er ist nicht wütend auf Dich.

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