Religion oder Beziehung – Gemeinde oder Königreich

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Auf diesen Fels will ich meine Gemeinde bauen. Mat 16:15b

Ich werde meine Gemeinde bauen. Das sagt Jesus zu Petrus. Was für eine Erleichterung: Ich selber muss die Gemeinde nicht bauen. Sogar als Pastor oder eine der anderen Gaben des fünffachen Dienstes bin ich nicht verantwortlich dafür, die Gemeinde zu bauen.

Sehen wir uns mal die Definition der Gemeinde an. Jesus nennt sich selber den Architekten, den Baumeister. Und das ist er auch. Aber heisst das, das die Gemeinde ein Gebäude ist? Nur im Sinne der Petrusbriefe: wir sind lebendige Steine, die den Tempel ausmachen. Ich spreche vom dritten Tempel, von dem die Bibel sagt: der spätere Tempel wird herrlicher als der frühere. Der Tempel, von dem viele erwarten, dass er bald gebaut wird, dort, in Jerusalem – und so ist es. Aber im neuen Jerusalem, das vom Himmel kommt, der Braut Christi, der Gemeinde.

Die Gemeinde sind also die Menschen, lebendige Steine, wir. Und die Opfer, die im Tempel dargebracht werden, sind keine Tiere. Das sind wiederum wir. Ich muss abnehmen, er aber zunehmen. So bringe ich mich als ein tägliches, lebendiges Opfer dar. Nicht ein Opfer, das Gott mit mir basierend auf einem Satz Regeln versöhnt – indem ich den Spass des Lebens aufgebe, um dem Schöpfer zu gefallen. Auch kein Opfer, um die Beziehung zu Gott wieder herzustellen – das hat Jesus für immer getan, und ich habe es akzeptiert. Auch kein Opfer von Zeit, um durch die religiösen Rituale ein gutes Leben zu führen.

Bevor ich aufzeige, was das wirkliche Ziel unseres Opfers ist, untersuchen wir die von mir genannten Beweggründe etwas näher.

Über die Herkunft des Wortes Religion wird gestritten. Es gibt zwei Möglichkeiten.

Die erste ist religare, lateinisch für „festbinden, anbinden, zurückbinden“. In diesem Fall ist Religion ein Satz Regeln, die wir einhalten müssen und die uns zurückbinden. Ein Beispiel gefällig? Schau Dir den Alten Bund an. Mose wurde ein Satz Regeln gegeben, und die 10 wichtigsten wurden in Stein gemeisselt und in eine Lade gelegt. Andere Beispiele sind alle Religionen, sogar die meisten Umsetzungen des Christentums. Wir wollen bessere Christen werden, indem wir die Regeln befolgen. Aber wird sind dabei sehr wählerisch – wer verzichtet heute noch auf Mischgewebe oder Lamm an Rahmsauce. Wer sagt uns, welche Regeln wir befolgen müssen und welche nicht? Die Bibel sagt uns, wenn wir eine Regel brechen, haben wir alle gebrochen.

Die zweite mögliche Herkunft ist relegere. Cicero bevorzugte diese Auslegung. Es heisst „noch einmal (und noch einmal) lesen“. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Wiederholung. Rituale. Traditionen. Etwas immer wieder wiederholen. Ich denk da an Beichte, Ave Marias und Unser Vater Gebete. Aber alles, was wir tun, wenn wir im Tun unsere Rettung sehen und etwas darum immer und immer wieder tun, wird zum Ritual, zur Tradition, und daher zur Religion. Man sagt, Wahnsinn sei, etwas immer und immer wieder zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten – so etwa wie Gottes Arm zu verdrehen und ihn so zwingen zu wollen, etwas zu tun. Wie die Witwe es mit dem Richter tat. Manchmal sind wir noch schlimmer: wir tun das selbe immer wieder, weil es einmal funktioniert hat, und erwarten wie bei einer Formel das gleiche Resultat. Aber auch wenn Gott sich nicht verändert, ist er ein lebendiges Wasen und möchte uns auf neue Art begegnen, uns neue Facetten seiner selbst zeigen.

Jesus nannte Tradition das einzige, was stärker ist als das Wort Gottes. Wenn wir glauben, das Wort Gottes verstanden zu haben, graben wir nicht mehr tiefer. Wir bleiben auf unserem Verständnis sitzen, wo doch das Wort Gottes sehr viele Schichten und Facetten hat und in jede Zeit direkt hineinspricht.

So bindet uns ein Lebensstil zurück, der Gott zu gefallen sucht durch Befolgen von Regeln. Wir verlieren. Wir bleiben im Alten Bund. Und der zeigt uns, dass wir es selber nicht können.

Wenn wir aber Gott durch sich wiederholendes Verhalten, Traditionen und Rituale suchen, verlieren wir wieder. Sechs ist die Zahl des Menschen – am sechsten Tag geschaffen – sieben diejenige von Gott – Perfektion, Reife, Vollendung. 666 zeigt uns, dass wir die 6, also menschliches Verhalten, so oft wiederholen können, wie wir wollen, es wird nie 7 daraus. Erst wenn wir den erstgeborenen Sohn Gottes dazu addieren, werden wir reif und ganz. 6+1=7

Und so hat Jesus in seinem Tod und Auferstehung alles bewirkt. Doch schon als Gott die Erde geschaffen hatte, ruhte er am siebten Tag.

Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk und ruhte von seiner Arbeit aus. 2. Mose 2:2

Gott hat den Menschen in ein vollendetes Werk gesetzt. Und der Mensch zerstörte es. Er machte einen Friedhof aus dem Garten. Aber der zweite Adam machte es rückgängig – so sehr, dass Maria ihn mit dem Gärtner verwechselte. Und sie lag richtig. Als Jesus sagte, es sei vollbracht, war es vollbracht. Wir müssen uns nicht opfern, um Gott zu gefallen. Das Werk Jesu zu akzeptieren genügt.

Was aber ist dann der Grund für unser tägliches Opfer?

Also, wir leben in einer Beziehung mit Gott durch Jesus und unseren Glauben aus Gnade. Wir haben gesehen, dass Jesus die Gemeinde baut – er fügt neue lebendige Steine hinzu und bringt sie in Form, indem er andere als Werkzeuge braucht, z.B. den fünffachen Dienst. Wir sind Werkzeuge beim Bau der Gemeinde, aber wir bauen die Gemeinde nicht – genauso wenig wie ein Hammer ein Chalet oder eine Maurerkelle eine Ziegelmauer baut.

Vielleicht hast Du das Gefühl, ich sei schon wieder auf Abwegen – hab etwas Geduld: es gibt ein anderes Wort in der Bibel, das viel öfter verwendet wird als Gemeinde. Und das ist Königreich. Jesu Botschaft handelte vom Königreich, nicht der Gemeinde. Das Zusammenkommen der Gemeinde ist ein Werkzeug im Königreich. Aber was ist das Königreich? Es ist der Ort, an dem der König herrscht. Wo Jesus seinen Willen kriegt. So einfach.

Wir bauen das Königreich. Ein revolutionärer Gedanken. Wir haben einen freien Willen. Gott lebt ausserhalb der Zeit und weiss alles, und daher kennt er auch unsere Entscheidungen, bevor wir sie treffen (Prävision), und trotzdem sind wir nicht vorher- und fremdbestimmt (Prädestination). So bekommt Jesus seinen Willen in unserem Leben nur, wenn wir es zulassen.

Genau das ist es! Unser tägliches Opfer ist es, unsere eigenen Wünsche loszulassen und seinen Willen zu tun. Und so als wahre Söhne sein Königreich zu bauen. 6+1=7

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