Keine Vision – Kein Mut

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Wenn ein Volk die prophetische Vision nicht annimmt, verliert es jeden Halt. Spr 29:18

Vor etwas mehr als sieben Jahren hatte mein älterer Sohn Tobias einen schrecklichen Unfall. Diese letzten Jahre waren eine Reise der Heilung, der Wiederherstellung, des Glaubens. Viele Stunden verbrachten wir für ihn, mit ihm, wegen ihm – in Kanada, wo der Unfall geschah, und in der Schweiz, wo wir leben.

Ich erinnere mich an die Nacht und den Ort, als wir vom Unfall hörten. Tobias war für ein Jahr in Übersee, ging dort in einer unserer Gemeinden zur Schule. An diesem Abend war ich im Gemeindebüro, zusammen mit unserem Pastor, und erledigte irgendwelche administrativen Aufgaben. Im angrenzenden Raum traf sich unsere Jugend – unter ihnen unser zweiter Sohn Joel.

Als ich vom Unfall durch unseren Pastoren vernahm – er sprach mit Kanada und liess mich langsam die Details wissen – musste ich mit Joel sprechen. Seine Reaktion: „Toby wird nicht sterben. Er hatte ein Wort, dass er Tote auferwecken würde, und das hat er noch nicht getan.“

Was er da sagte war so sehr auf den Punkt: er gab seinem Glauben Ausdruck, hatte eine Vision, aber er verstand auch, warum dies geschah. Einer der Gründe: Toby sollte nicht in seine Bestimmung kommen.

Heute spreche ich über einen der Aspekte: Vision.

Wir konzentrierten uns, ja mussten uns sehr stark auf Toby konzentrieren während den nächsten Jahren – unsere andere Kinder kamen zu kurz. Nun, eines musst Du verstehen: wir haben grossartige, sehr spezielle Kinder.

Joel hat das Herz eines Künstlers. Über die Jahre hinweg musste er den typischen Werdegang eines Schweizer Jungen durchlaufen: Schule, Lehre, dann Arbeit. Es wurde aber mehr und mehr klar, dass es für ihn – obwohl er sehr intelligent ist – nicht einfach war, mit Noten und Erwartungen umzugehen. Zusätzlich erhielt er in all dem nicht die notwendige Aufmerksamkeit unsererseits – und er schaffte es nicht.

Joels Vision starb. Mehr und mehr wurde er zum lebendigen Beispiel für unsere heutigen Vers. Sogar als er sein Leben wieder Jesus übergab, war es ihm noch nicht möglich, eine Vision für sein Leben aufzubauen.

Über die letzten Jahre hinweg haben wir als Eltern erkannt, dass es noch mehr Wege und Möglichkeiten gab als den „normalen“ Weg.

Von Zeit zu Zeit dämmert es Menschen, dass sie die Welt nicht auf die Art erleben müssen, wie man ihnen gesagt hat. Alan Keightley

Meine eigene Geschichte bestätigt das:

Als ich mein Leben dem Herrn übergab, hatte ich gerade meine Ausbildung zum Computerprogrammierer begonnen. Bald darauf rief mich Gott in den vollzeitlichen Dienst, aber wie David fand ich mich am nächsten Tag vor einem Computer – meiner Schafweide – wieder. Und am nächsten. Und so weiter. So entschied ich mich für eine Karriere in der IT, und Gott musste mich Jahre später schütteln und aufwecken – und er brauchte die Zeit, mich vorzubereiten. Nicht der „normale“ Weg mit Bibelschule und Zertifikat.

Jon Acuff hat ein neues Buch: „Start„. Darin werden 5 Phasen des Lebens aufgezeigt:

  1. Lernen
  2. Editieren
  3. Beherrschen
  4. Ernten
  5. Leiten

In meinem Leben bin ich in der Phase der Ernte und beginne zu leiten. Leiten im Sinne von Vater, Mentor sein.

Jon zeigt auf, dass diese 5 Phasen nicht mehr in Funktion der Zeit stehen – Beginn mit 20, und dann ein Jahrzehnt pro Phase. Und ich denke, er hat recht. Und hier der Grund dafür:

Eine lange Zeit lebten die Menschen ohne Vision, und noch schlimmer, ohne Menschen, die ihnen eine Vision aufzeigen konnten. Haggai musste die Vision auf ein grosses Schild schreiben – die erste Werbetafel der Geschichte -, damit die Menschen sie sehen und lesen konnten, auch wenn sie daran vorbei rannten. Junge Menschen rennen, nichts kann ihnen schnell genug gehen.

Wer soll den die Rolle von Haggai in unserem Leben übernehmen? Eine typische Vaterrolle.

Ein Vater, der leitet und Vision vermittelt – ganz gleich, ob seinem natürlichen oder geistlichen Sohn, am besten beides -, hilft dabei, Halt zu geben.

Mein Sohn Joel lebt seit Kurzem wieder mit uns zusammen. Während dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, Vision in seinem Herzen zu pflanzen, nachzuholen, was ich verpasst hatte. Und jetzt schaut er mit Enthusiasmus in die Zukunft. Hier ein kleiner Teil davon – nimm ein Ohr voll und schau mal nach (und komm in der Zukunft zurück). Nein, er hat noch keinen Manager.

Dies ist eine wundervolle Illustration dessen, was ich für den Zweck, die Aufgabe des fünffachen Dienstes halte. Menschen brauchen Väter und Mütter. Sie brauchen mindestens eine Person, die an sie glaubt, ihnen Vision schenkt, ihren Rücken freihält, Weisheit einfliessen lässt, um ihren Enthusiasmus und Eifer zu ergänzen. Ihnen die Wege Gottes aufzeigt. Das Licht anzündet.

Und weisst Du, was dann geschieht? Nicht nur die Vision meines Sohnes bricht hervor, nicht nur verliert er seine Entmutigung und gewinnt Halt – es fällt auch auf mich zurück. Grossartig.

Dies ist die Zeit, in der Gott die Herzen der Väter den Söhnen und diejenigen der Söhne den Väter zuwendet – wie es Maleachi vorausgesagt hat.

Genau dieses Leiten als Vater nimmt die Zeit aus der Gleichung oben. Von einem Vater lernen, das Erbe der Väter ehren, verschnellert den Prozess: warum von Vorne anfangen, wenn ich ein Sprungbrett haben kann? Und was ist ein grösserer Segen, als zu sehen, wie unsere Söhne und Töchter weiter kommen als wir.

Hast Du ähnliches erlebt? Hast Du Fragen? Ich freu mich auf Dein Feedback.

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