Gebet – Konversation mit Gott

Lesedauer 4 Minuten

Ich sage euch eins: Wenn er euch auch nicht aus Freundschaft helfen will, wird er doch am Ende aufstehen und euch geben, was ihr braucht, um seinem guten Ruf nicht zu schaden – wenn ihr nur beharrlich genug klopft. Luk 11:8

Die meisten Menschen entnehmen diesem Vers, dass Durchhaltevermögen im Gebet uns am Ende bringen wird, was wir wollen. Sie belegen dies mit der Stelle der Witwe und dem ungerechten Richter.

Einige Bibelübersetzungen unterstreichen das, indem sie die nächsten Verse so übersetzen: bleib dran zu bitten, hör nicht auf zu suchen. Im Griechischen wird die Befehlsform in der Gegenwart verwendet – Imperativ Präsens. Das kann eine Fortdauer beinhalten, wird jedoch meist ganz gerade hinaus übersetzt: bitte, suche.

Ich glaube nicht an einen Gott, den wir überreden und solange auf ihn einstürmen müssen, bis er endlich nachgibt. Er liebt es zu geben, und er ist per Definition Liebe. Würde er uns etwas vorenthalten?

Natürlich. Ich bin ein Vater, und meistens gebe ich meinen Kindern nichts, was ihnen schadet. Die sprichwörtlichen Streichhölzer und das Fass Benzin kommen mir in den Sinn, die man einem Dreijährigen nicht gibt.

Und so sagt uns Jesus, dass wir im Willen des Vaters beten sollen –  dann wird er uns geben, worum wir bitten. Das drückt er so aus:

Und alles, worum ihr dann in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters offenbart wird. Wenn ihr mich in meinem Namen um etwas bitten werdet, werde ich es tun. Joh 14:13-14

Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Eure Bitte wird erfüllt werden. Joh 15:7

In meinem Namen, in mir, meine Worte in Euch – ich denke, das ist synonym zu „in seinem Willen“.

Also gibt uns Gott nicht alles, worum wir bitten – alles ausserhalb seines Willens ist nicht dabei.

Andere Dinge brauchen offenbar das richtige Timing, um Gott zu verherrlichen. Wir selber, andere um uns herum müssen bereit sein, die Umstände stimmen – nicht im Natürlichen, sondern im Übernatürlichen – und gewisse Dinge am richtigen Ort sein. Einfacher Menschenverstand: ich gebe meinem Sohn die Autoschlüssel nur, wenn er einen Führerschein hat. Richtig?

Aber diese beiden Einschränkungen bedeuten nicht, dass wir Gott in den Schwitzkasten nehmen müssen, damit er etwas tut. Alle, die diesen Blog auch nur ab und zu lesen, wissen: Alles ist bereits vollbracht. Dort am Kreuz. Es ist bereits gegründet im Himmel. Und es wird plötzlich in unsere Realität durchbrechen. Zur rechten Zeit. Wie könnten wir da Gottes Absichten ändern? Wir können nur eins: nicht bereit sein, nicht da sein, wenn es geschieht.

Wozu dann beständiges Gebet?

Ich glaube also nicht, dass wir immer wieder um Dinge bitten müssen. Wir bitten, danken, proklamieren, erinnern Gott an seine Versprechen, kämpfen.

Natürlich gibt es Dinge, um die ich beständig bitte: wenn ich etwas in der Bibel nicht verstehe, wenn ich den Willen Gottes in einer Situation nicht erkenne. Dann bleib ich dran.

Worum geht es da?

Um den wichtigsten Aspekt des Gebets überhaupt: es ist ein Werkzeug, um Beziehungen zu bauen. Es heisst Konversation. Ein Mittel, dein Gegenüber kennenzulernen. Ein Werkzeug, um eine tiefe, persönliche, intime Beziehung mit Gott aufzubauen.

Zusätzlich ist es ein Werkzeug, um mich selbst zu verändern. Meine Meinungen, mein Denken.

Wie bilde ich mir überhaupt eine Meinung? Im Natürlichen sammle ich Informationen aus verschiedenen Quellen, denen ich mehr oder weniger vertraue. Hoffentlich betrachte ich dabei verschiedene Standpunkte. Dann bilde ich mir meine eigene Meinung. Und – seien wir ehrlich – ich spreche darüber, und je mehr ich mir selber zuhöre, wie ich meine Ideen zum Ausdruck bringe, desto mehr glaube ich daran. Ausser es gibt zu viele Stimmen, die mich entmutigen. Folgt daraus nicht, dass wir uns selber wohl am meisten vertrauen?

Damit wird klar: wenn ich eine Wahrheit im Gebet ständig wieder zum Ausdruck bringe, und Gott mich erst noch bestätigt darin, dann bringe ich mich selber dazu, zu glauben, was ich sage. Und da ich im Willen Gottes bete, bringe ich mich selber dazu, die Wahrheit zu glauben.

Wenn wir an etwas glauben, können wir es haben. Es wird real für uns. Es wird auf Erden etabliert.

Und wenn wir wachsen, wird es weniger und weniger um uns selber gehen, sondern um die Nöte der anderen. Mach das gleiche für andere: hilf ihnen, zu realisieren, was wahr ist für sie – im eigentlichen Sinn des Wortes: realisieren – real werden lassen, sich manifestieren lassen, Wirklichkeit werden lassen. Du siehst also, das Prinzip ist in unserer Sprache verankert. Was ich realisiere, was ich erkenne, was mir klar wird, wenn mir „der Groschen fällt“, das realisiere ich, das wird Realität für uns, ja es wird Wirklichkeit. Punkt.

Es geht nicht darum, jemanden zu zwingen. Es geht nicht darum, Gottes Absichten zu ändern. Es geht darum, Dein eigenes Denken zu verändern. Es geht darum, eine Vision zu bekommen und Mut zu fassen. Es geht darum, eine Beziehung zu bauen. Darum, ein Sohn zu werden.

Deine Gedanken dazu?

Beitrag veröffentlicht

in

von