Mein eigener Weg?

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Vertraue dein Vorhaben dem Herrn an, dann werden deine Pläne gelingen. Spr 16:3

Eine geläufige Auslegung dieses Verses – ob bewusst oder unbewusst – ist: Ich habe etwas vor. Jetzt bitte ich den Herrn, es zu segnen. Etwas läuft hier falsch, findest Du nicht auch?

Natürlich, es gibt noch andere Verse, die zu einer solchen Auslegung der Schrift hinzugezogen werden können:

Vertraue auf den Herrn und tue Gutes, wohne im Land und übe Treue; und habe deine Lust am Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt! Ps 37:3-4

Hier werden wenigstens ein paar Vorgaben zum Lebensstil mitgegeben. Diese schränken das Konzept doch schon ein bisschen ein: Tue Gutes und übe Treue.

Allerdings fällt es leicht, dies auf eine zwischenmenschliche Ebene zu begrenzen, sagt doch schon Jeremia zu den Israeliten in der Verbannung: Baut Häuser, sucht das Gute der Stadt, denn wenn sie Frieden haben, dann auch ihr.

Doch dann habe ich über den zweiten Teil des Verses nachgedacht: so wird er dir geben, was Dein Herz begehrt.

Was bedeutet das nun genau? Legt er die Wünsche meines Herzens in mich hinein, oder schenkt er mir die Erfüllung? Englisch, Griechisch – überall dieselbe semantische Doppeldeutigkeit.

Vielleicht tut Gott beides?

Nehmen wir einmal an, Treue zu üben spricht nicht nur über mein Verhältnis zu meinen Mitmenschen, sondern auch über Gott und mich. Wenn ich auf den Herrn vertraue, treu seinen Willen tue, Gutes zu tun, und Freude an ihm habe – dann lässt er mich wissen, was er möchte. Dann legt er seine Wünsche in mein Herz, lässt sie meine werden. Dann zeigt er mir, wozu ich geboren wurde. Dann gibt er meinem Leben Sinn. Und hilft mir erst noch dabei, es zu erreichen. Sofern ich weiterhin auf ihn vertraue in meinem Vorhaben.

Sehen wir uns diesbezüglich das Leben Jesu an.

Jesus sagt: Ich tue nichts, ausser dass ich es meinen Vater im Himmel tun sehe.

Jesu Brot, seine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun.

In meinem letzten Beitrag habe ich darüber gesprochen, dass Jesus an Weisheit und Statur, an Gunst mit Gott und den Menschen zunahm. Wann genau geschah das?

Vor diesem Vers sehen wir die Geschichte, wie Jesus im Tempel das religiöse Establishment verblüffte. Da war er 12. Sozusagen sein Bar Mitzvah – er wurde zum Sohn der Pflicht. Danach kommt Jesus zum Jordan. Er ist dreissig. Wir wissen, was am Jordan geschieht. Gott erklärt öffentlich: dies ist mein Sohn, an dem ich Freude habe. Tut, was er euch sagt. Jesus, der Sohn Gottes, wird zum manifestierten Sohn Gottes. Gott spricht ihm sein Vertrauen aus, in seinem Namen zu handeln – und verkündet allen, dass Jesus ihn nun auf Erden vertreten darf. Nach jüdischem Brauch in der Zeit sagt Gott: alles, was er sagt, tut, will, ist, es ist, als ob ich an seiner Stelle wäre.

Drei Phasen in Jesu Leben: Kindheit, Jugend, Sohnschaft. Oder wie Johannes es in seinem ersten Brief sagt: Kindheit, Jugend, Vaterschaft. Und wirklich, kurz nachdem Jesus als Sohn offenbart wurde, wird er zum Vater und multipliziert sein Leben in 12 anderen. Er machte zu Jüngern.

Jesus lebt seine ersten 12 Jahre als Kind. Er lernt viel, er spielt, er macht Fehler, er hat Erfolge, er wächst. Ein unbeschwertes Leben. Andere sind verantwortlich für ihn. Andere bringen Opfer für ihn. Er lebt im Vorhof.

Doch die Zeit kommt, wo er erkennt, wohin er gehört: Wisst ihr denn nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss? Er wird ein Sohn der Pflicht. Er lernt, dass es nicht nur um seine Bedürfnisse geht. Er beginnt zu begreifen, dass er Pflichten hat. Er weiss auch, was er jetzt zu tun hat: seinem Vater ähnlich werden. Und so wächst er. So bereitet er sich auf seinen Dienst vor.

Ich bin selber Vater. Es macht mich unheimlich stolz, wenn ich sehe, wie meine Kinder Dinge anpacken, wie ich es tun würde. Das heisst nicht unbedingt, dass sie kleine Kopien meiner selbst sind. Das heisst, sie legen die gleichen Wertmassstäbe an, entscheiden aufgrund ähnlicher Überzeugungen. Und manchmal kopieren sie mich wirklich.

Natürlich unterstütze ich meine Kinder nicht erst, wenn sie in etwas hineingewachsen sind. Genauso wenig tut dies Gott. Er begleitet uns während unserer ganzen Entwicklung – um ein modernes Konzept zu verwenden: alters- und stufengerecht.

Doch Jesus selbst hat gesagt: Wie kann ich jemandem das Eigene geben, wenn er mit dem, was anderen gehört, nicht verantwortungsbewusst umgeht? Auf einen spezifischen Fall angewandt: wie kann ich jemandem die wahren Schätze anvertrauen, wenn er nicht einmal mit Geld richtig umgehen kann?

Die wahren Schätze, die grossen Aufgaben gibt uns Gott, wenn wir Söhne sind. Wenn wir im Namen Jesu laufen. Der Name gibt uns Identität. Die wahren Schätze erhalten wir also, wenn wir in der Identität Jesu laufen.

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