Die Gaben Christi

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Jedem Einzelnen von uns wurde die Gnade entsprechend dem Mass der Gabe, die Christus (ihm zugeteilt hat), verliehen. … So befinden sich unter den Gaben, (die Er an die Gemeinde ausgeteilt hat), einige Apostel, einige Propheten, einige, die (auf besondere Weise) die frohe Botschaft verkörpern und ausbreiten, sowie einige Hirten und Lehrer. Sie haben die Aufgabe, die Heiligen soweit instand zu setzen, dass sie fähig sind, (selber) die Arbeit des Dienstes zu verrichten. So soll der Leib Christi wie ein Haus aufgebaut werden (indem jeder seiner Fähigkeit gemäss Hand anlegt und in der Gemeinde dient). Eph 4:7.11-12

Wenn wir wiedergeboren werden, werden wir in eine Familie geboren. Das meint Paulus, wenn er hier sagt, dass die Gemeinde wie ein Haus aufgebaut wird. Das Haus beziehungsweise die Familie Christi.

Wir werden nicht in eine Franchise hineingeboren, noch in eine Firma oder einen Klub oder Verein. Es geht nicht darum, andere zu kopieren, etwas zu leisten, oder unter Menschen zu kommen. Es geht auch nicht darum, dafür zu bezahlen, wie jemand anders auszusehen, eine Hierarchie basierend auf Fähigkeiten oder Geld zu erstellen, oder  mit Gleichgesinnten abzuhängen.

Es geht um Väter und Söhne, Mütter und Töchter, Grosseltern und Enkel, sogar Onkel und Tanten.

Heute schauen wir uns die Vaterrolle genauer an. Ich meine den fünffachen Dienst. Und ich spreche nicht so sehr über Männer, als vielmehr über eine Rolle. Natürlich sind die Mitglieder des fünffachen Dienstes nicht die einzigen Väter, aber von hier fliesst Vaterschaft.

Wir alle kennen die Gaben des Geistes. Wer hat uns diese Gaben geschenkt? Dem Namen nach zu urteilen, der Heilige Geist. Das war zwar nicht schwierig zu sehen, aber wichtig.

Der Heilige Geist lebt in uns allen. Darum können wir alle auch in den Gaben des Geistes fliessen. Sie sind jederzeit für uns verfügbar. Welche? Jeweils diejenige, die die Situation erfordert. Diejenige, die der Geist aussucht für diesen Moment. Vielleicht Zunge und Auslegung, um die Zusammenarbeit der Heiligen zu demonstrieren. Vielleicht ein Wort der Erkenntnis – etwas über die Person, das ich nicht wissen kann, sie aber schon – um das Herz aufzuschliessen. Vielleicht die Gabe der Heilungen, weil jemand krank ist.

Das zeigt uns eine wichtige Wahrheit über die Geistesgaben: sie sind für jemand anderes bestimmt. natürlich kann ich die Gaben an mir selber trainieren. Ich kann Worte der Weisheit über meiner Zukunft aussprechen oder mir selber Hände auflegen für Heilung. Aber die Gaben des Geistes sind da, damit die Heiligen anderen Heiligen oder Menschen dienen. Zum Beispiel im Einkaufszentrum.

Die Liebe soll euer höchstes Ziel sein. Aber bemüht euch auch um die besonderen Gaben, die der Geist zuteilt. 1Ko 14:1

Diese Gaben müssen wir anstreben. Ich denke, dass wir nicht nur Gott ungehorsam sind, wenn wir uns nicht nach ihnen ausstrecken. Menschen in unserer Umgebung bekommen etwas nicht, das Gott ihnen schenken möchte. Vielleicht ist jemand in deinem Umfeld krank. Darum bist du besser bereit. Nur so ein Gedanke.

In unserem Vers heute lernen wir noch andere Gaben kennen. Die Gaben Christi. Jesus gab sie uns bei seiner Auffahrt.

Das Erste, was wir über diese Gaben lernen, ist, dass jeder sie braucht. Für jeden Christen gibt es Gnade nur in dem Mass, wie die Gaben Christi in seinem Leben wirksam sind.

Gnade ist die ausführende Kraft Gottes. Sie führt aus, was wir nicht verdienen. Sie rettet, verändert Situationen und Umstände, schenkt uns Gunst vor Gott und Menschen, und ist die Antwort auf Glauben. Manchmal fliesst sie direkt von Gott in unser Leben, manchmal von anderen Gläubigen. Und gewisse Arten von Gnade können, wie es unser Vers heute sagt, nur durch die Gaben Christi empfangen werden.

Und Vers 11 sagt uns, was diese Gaben sind: Apostel, Propheten, Evangelisten, Pastoren, Lehrer.

Die Gaben des Geistes beschreiben Dinge, die wir tun, oder die der Geist durch uns tut. Wir sprechen Worte der Weisheit, der Erkenntnis und Prophetie. Wir sprechen in Zungen und legen sie aus. Durch uns fliesst übernatürlicher Glaube oder Heilung.

Die Gaben Christi aber sind Menschen. Es geht nicht darum, was sie tun, sondern wer sie sind.

Was ist nun ihre Aufgabe? Gnade auszuteilen. Und wozu? Damit die Heiligen ausgerüstet werden zum Dienst. Das Wort ausgerüstet bedeutet im Griechischen, ein Gelenk wieder einzurenken – im medizinischen Sinne. Wie sagt Paulus? Jedes Gelenk steuert zur Funktion des Körpers bei. (Vers 16). Oder wie es Vers 12 sagt: So wird der Leib als Haus aufgebaut, indem die Heiligen ihren Fähigkeiten gemäss Hand anlegen.

Wer also baut den Leib auf? Wer hilft, wenn jemand in der Gemeinde ein Problem hat? Wenn jemand Hilfe braucht, oder ein prophetisches Wort? Die Heiligen.

Es ist also nicht Aufgabe des fünffachen Dienstes, den Leib Christi aufzubauen. Zu mindestens nicht in ihrer Funktion als Mitglied des fünffachen Dienstes. Aber natürlich ist jedes Mitglied des fünffachen Dienstes zuerst auch ein Heiliger. Somit ist der fünffache Dienst nicht ausgeschlossen von dieser Aufgabe durch diesen Vers, sondern jeder andere auf wunderbare Weise eingeschlossen! Was für ein grossartiges Konzept.

Aber ein Heiliger kann dem anderen nur helfen, wenn er dafür ausgerüstet ist. Und die Ausrüstung wird durch den fünffachen Dienst geleistet. Ich wage zu sagen, dass wir ohne fünffachen Dienst den Leib gar nicht aufbauen können. Oh, wir können Gemeinde bauen – als Franchise, Firma, Klub. Aber das ist gar nicht unsere Aufgabe. Jesus baut die Gemeinde auf dem Fundament der Erkenntnis, dass Er Gottes Sohn ist.

Warum sind ausgerechnet fünf im fünffachen Dienst? Sicherlich nicht, weil er so heisst. Das wäre ein Zirkulärschluss. Ich weiss nicht, warum Jesus sich entschloss, seinen Charakter auf fünf Funktionen zu verteilen. Ausser, dass die Zahl fünf für Gnade steht in der Bibel, und es die Aufgabe der Fünf ist, Gnade auszuteilen.

Lasst mich eine kurze Beschreibung der fünf Funktionen geben, indem ich sie einen typischen Satz sagen lasse. So etwa wie beim heiteren Beruferaten.

  • Es steht geschrieben – Lehrer.
  • Gott sagt – Prophet.
  • Ich liebe die Menschen in der Gemeinde – Pastor.
  • Da draussen sterben Leute, ohne Jesus zu kennen – Evangelist.
  • Gut, das ist es, was wir tun werden – Apostel.

Ich habe die Reihenfolge der Funktionen etwas verändert, um zu zeigen, wie sie sich ergänzen. Das Wort eines Propheten muss der Schrift entsprechen, und die Lehre des Lehrers relevant sein für das Heute. Der Pastor richtet sein Augenmerk nach innen, der Evangelist nach draussen. Und der Apostel gibt ihnen allen Ausrichtung und Vision.

Was aber unterscheidet einen Propheten von einer Person, die in der Gabe der Prophetie fliesst? Und kann jeder Prophet werden, wie auch jeder prophetisch reden kann?

Die Hauptaufgabe des Propheten ist es gar nicht, prophetisch zu reden. Das machen die Heiligen. Der Prophet rüstet die Heiligen aus. Er vervielfacht sich selber, schult weitere Propheten. Und lehrt die Gemeinde, ein prophetisches Volk zu sein.

Stell dir mal 5 Eiscreme-Sorten vor. Vanille, Erdbeere, Schokolade, Pistazie, Haselnuss.

Alle fünf sind mit Rahm gemacht. Alle fünf verteilen Gnade.

Aber nur von einem Pistazien-Eis kriegst du Pistazien-Geschmack. Schokoladeneis kann das nicht.

Ich muss in einer Beziehung zu einem Apostel stehen, um apostolisch zu sein, eine Vision von Gott und Ausrichtung für mich selbst und andere zu haben. Wir brauchen sogar den Lehrer. Obwohl die Bibel uns sagt, dass wir niemanden mehr brauchen, uns zu lehren – jeder von uns kann vom Geist Offenbarung erhalten, wenn wir die Bibel lesen und mit Gott kommunizieren – hat uns Jesus den Lehrer gegeben, damit wir lernen, andere zu lehren.

Genau wie Eiscreme sollen die Gaben aufgenommen, geliebt, und wertgeschätzt werden. Man soll ihnen sogar Ehre entgegen bringen (ein zu grosses Konzept für Eiscreme, aber jede Analogie hat ihre Grenzen). Die Gaben errichten keine Hierarchie, sondern dienen. Jede Gabe kann, will, und soll eine Geschmacksrichtung der Gnade Gottes in die Heiligen hineinlegen. Durch Handauflegen, aber mehr noch durch die aufwändige, Zeit fressende, arbeitsintensive Tätigkeit, eine intime Beziehung aufzubauen und zu kommunizieren. Genauso, wie Gott uns einige Dinge einfach so schenkt, braucht es für andere Gemeinschaft mit ihm. Zeit miteinander. Gebet.

Ich persönlich bin ein Lehrer. Manchmal sagen mir die Menschen, dass meine Lehre prophetisch sei. Warum ist das so? Weil ich mit Propheten in Beziehung stehe, so dass ich die Gabe des Propheten und seine Gnade zu einem bestimmten Grad auslaufen kann. Ich kann sogar pastoral sein. Nicht weil es meiner Natur entspräche – das ist nicht der Fall, glaubt mir – oder weil ich ein Pastor wäre. Nein, aber ich bin mit Pastoren verbunden und unter deren Salbung.

Viele fliessen sehr mächtig in den Gnadengaben, welche sie durch Beziehungen zum Beispiel mit ihrem geistlichen Vater haben. Wenn sie nun denken, sie hätten genug erhalten und seien nun selber gross, und deshalb die Beziehung verlassen, wird man bald nichts mehr von dieser Gnade sehen. Es war nie ihre Gabe. Sie lag in der Beziehung mit der Gabe Christi in ihrem Leben.

Gott hat entschieden, auf vielfache Art zu wirken. Jede Person der Dreieinigkeit gab uns Gaben. Der Vater gab uns den Sohn. Der Sohn gab uns den fünffachen Dienst und sandte den Geist. Der Geist gab uns seine Gaben. Es ist in der tiefen, intimen Beziehung (wie sie das hebräische Wort jada ausdrückt) mit Gabe und Geber, dass wir wachsen.

Es ist wichtig, dass wir uns nach den Geistesgaben ausstrecken. Aber in der Bibel steht nirgends, dass wir die Gaben Christi anstreben sollen. Im Gegenteil:

Liebe Brüder, es sollten nicht so viele von euch in der Gemeinde lehren wollen, denn ihr wisst, dass wir als Lehrer von Gott besonders streng beurteilt werden. Jak 3:1

Warum werden wir strenger beurteilt? Wenn wir unserer Berufung nicht gerecht werden, werden die Heiligen nicht ausgerüstet und der Leib nicht auferbaut. Eine ziemliche Verantwortung. Aber es gibt ja die Gnade. Daraus können wir schliessen:

  • Ein Diener des fünffachen Dienstes braucht seinesgleichen, um die Gnade zu erhalten, die er braucht. Einen geistlichen Vater.
  • Die Heiligen brauchen die Gaben Christi in ihrem Leben, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
  • Und wir müssen kommunizieren. Mit Gott, mit den Gaben Christi in unserem leben, miteinander.

So kann Gnade fliessen.

Was denkst du dazu?

Bild: asenat29 (CC)

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