Gottes Familie

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They were born into God’s family by God. That is, they were not born into his family in the way a person is born into this world. It was not by any person’s will. Joh 1:13

Heute verwende ich mal eine englische Übersetzung, weil mir die Aussage sehr gut gefällt. Hier die deutsche Fassung:

Sie wurden von Gott in die Familie Gottes hineingeboren. Das heisst: sie wurden in seine Familie geboren genauso wie eine Person in die Welt geboren wird. Es geschah nicht durch die Willenstat irgend eines Menschen.

Wenn wir wiedergeboren werden, dann in eine Familie hinein. Gott hat uns als Söhne adoptiert. Adoptiert im hebräischen Sinne, nicht im modernen.

Adoption war damals etwas ganz anderes als heute. Es war ein Prozess, den natürliche Söhne durchliefen, wenn sie dreissig wurden – sofern der Sohn sich als guter Verwalter und vertrauenswürdiger Knecht erwiesen hatte. Wie sagt uns Paulus im Galaterbrief: ein Sohn ist nur ein Knecht mit der Aussicht, der Hoffnung, dass im dermaleinst alles gehören wird – wenn er das richtige Alter erreicht hat. Der Sohn musste sich also als würdig erweisen. Dann ging der Vater mit ihm zu den Ältesten in den Toren. Dort proklamierte er, dass sein Kind nun sein Sohn sei. So wurde er vom teknon – technisch gesehen ein Sohn – zum huios – ein erwachsener Sohn in Autorität.

Der Sohn hatte nun Autorität über alle Güter seines Vaters. Er war genauso kreditwürdig wie sein Vater. Es war, als wäre er der Vater. Übrigens: es ging hier nicht um Werke, sondern darum, dem Vater ähnlicher zu werden. Jesu Adoption geschah am Jordan bei seiner Taufe. Und sie geschah mit uns, als wir Jesus als unseren König annahmen und den Vater als unseren Vater.

Zugegeben, zur Zeit Jesu gab es ein weiteres Ritual, einen römischen Brauch der Adoption. Damals war es Brauch, dass ein Vater, wenn er mit seinem Sohn nicht zufrieden war, diesen umbringen liess und er einen anderen, einen würdigen Knecht als Sohn adoptierte. Dieser Knecht wurde so zu seinem rechtmässigen Sohn, und mit vierzig – Römer waren offensichtlich später reif als Israeliten – wurde dieser in die Position der Autorität eingesetzt. Ein berühmtes Beispiel: Imperator Gaius Julius Caeser Octavianus Divi Filius Augustus. Dieser wurde als Grossneffe von Caesar mit dem Namen Augustus Octavius geboren, wurde von Caesar aber posthum testamentarisch adoptiert. Von da an folgte einem Kaiser Roms nie ein leiblicher Sohn auf den Thron. Immer adoptierte Divi Filii, göttliche Söhne.

Dieser römische Brauch führte unter anderem dazu, dass die Kirche glaubte, bei der Adoption gehe es darum, jemanden durch einen Würdigeren zu ersetzen. Ein weiterer Grund für die Ersatztheologie – der Ersatz des natürlichen Sohns Israel durch die Heiden, die sich als würdiger erwiesen hatten. Aber im hebräischen Brauch ging es um natürliche Söhne mit einer intakten Beziehung, die die gleichen Werte hatten wie der Vater. In seinem Ebenbild gemacht. Erwachsen und reif.

Gott adoptiert uns in seiner Gnade in dem Moment, wenn wir zurückrennen zu ihm. Er gibt uns neue Kleider, einen Ring, und Sandalen – wie es der Vater für den verlorenen Sohn tat. Er stellt unsere Würde, Autorität und Reinheit wieder her. Jesus sagte den Jüngern, dass sie nicht rein sein könnten, wenn er ihnen nicht die Füsse waschen würde, dass sie aber ansonsten bereits rein gemacht seien. Daher die Sandalen als Zeichen der Reinheit.

Aber hier geht es uns um den Ring. Das war der Siegelring, Zeichen für die Adoption, die Einsetzung in die volle Autorität in seinem Haushalt. Gott macht dies mit uns am Anfang unserer Beziehung. Wir glauben es nur nicht. Darum wiederholt er die Ermutigung während dem Laubhüttenfest: dies ist mein Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Tut, was er Euch sagt. Die Worte für die Adoption.

Nicht, dass Jesus nicht schon vorher Sohn war. Und Jesus glaubte dem Vater bereits beim ersten Mal. Die Wiederholung war für uns. Wir beginnen in Sünde – nicht wie Jesus – und brauchen daher Bestätigung. Wir tendieren dazu, grossartige Wahrheiten erst anzunehmen, wenn wir dafür bereit sind.

Also, bis hierhin haben wir folgende Tatsache etabliert: wir werden als Gottes Söhne in seine Familie wiedergeboren. Reife, erwachsene Söhne in seinen Augen, Babies in unseren eigenen.

In meinem letzten Beitrag habe ich aufgezeigt, dass der fünffache Dienst eine Vaterrolle inne hat. Damit wird eine der zwei Beziehungen symbolisiert, die überhaupt existieren: die zwischen Vater und Sohn. Die zweite ist die Ehe. Der fünffache Dienst soll sich selber multiplizieren, also neue fünffache Diener hervorbringen und trainieren. Diese wiederum tun dasselbe. Und zusammen sind sie Väter für die Heiligen. Und da haben wir es: Väter, Söhne, Enkel, Neffen, Onkel, und so weiter. Frauen eingeschlossen.

Väter wissen, dass sie keine Väter sind, weil sie besonders begabt sind. Nein, sie wurden von Gott zu Vätern gesetzt. Es geht nicht um Begabungen oder geistliche Gaben. Sondern um Salbung. Wenn also der Sohn begabter ist als der Vater, dann wird dies zur Quelle des Stolzes, nicht zu einer Bedrohung. Weil die Position, oder besser, die Funktion eines Vaters nicht darüber definiert wird. Im Gegenteil: es ist die Mission eines Vaters, so viel als möglich in seinen Sohn zu investieren. Das ist seine Berufung, seine Pflicht, seine Passion. Oder soll ich sagen, weil sein Sohn seine Berufung und Passion ist?

Ein Sohn profitiert von all den Schlachten, die der Vater bereits geschlagen hat. Ein Sohn, der seinen Vater ehrt. Er muss nicht von Neuem alle alten Kämpfe ausfechten. Im Bund mit dem Vater kann er sich auf die neuen Schlachten konzentrieren. Auf seine Schlachten.

Als Mose Gott um einen Nachfolger bat, sagte Gott ihm, dass er Josua und den Hohepriester rufen solle. Der Hohepriester soll das Urim mitnehmen. Urim und Thummim waren zwei Steine, weiss und schwarz, welche verwendet wurden, um den Willen Gottes zu erfragen. Weiss hiess ja, schwarz nein. Der Hohepriester sollte aber nur den weissen Stein bringen, das Ja Gottes. Gott hatte bereits gewählt und bestätigt. Genauso mit Dir.

Bist Du Teil einer solchen Familie?

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