Kein Einzelrennen

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Ich versuche, das Rennen bis zum Ende durchzuhalten und den Preis zu gewinnen, für den Gott uns durch Christus Jesus bestimmt hat. Phil 3:14

Alle, die mich persönlich kennen, wird das Folgende zu einem Lächeln, oder bei den nicht so Netten zu einem Lachen bewegen:

Als ich meinen ersten Marathon lief.

Marathon

Für alle nicht Eingeweihten: im Normalfall halte ich es mit Sir Winston Churchill, der sagte: Sport ist Mord.

Aber tatsächlich, einmal in meinem Leben lief ich so etwas wie einen Marathon, ja sogar noch länger. Statt der 42km waren es 50. Es war im Schweizer Militär als Panzergrenadier in Bure während meiner RS – lange genug zurück, um mit etwas Abgeklärtheit darauf zurückzuschauen.

Ich stelle mir vor, dass Paulus einen solchen Marsch vor Augen hatte, als er von dem Rennen sprach, das er durchhalten wollte. Es geht bei diesem Rennen nicht so sehr um das Gewinnen, beziehungsweise, der Preis ist etwas ganz anderes als die vergängliche Medaille, die heute einem Sieger gegeben wird.

Machen wir uns auf einen kleinen Ausflug in die Zeit von Paulus: Ein Sieger bei den Olympischen Spielen erhielt das Bürgerrecht der Provinz, für die er startete, lebenslange Steuerbefreiung, und viele andere Fringe Benefits. Besonders das Bürgerrecht war sehr begehrt, hiess es doch, dass man ganz anders behandelt wurde als ein Nicht-Bürger.

Doch warum denke ich an einen Marsch, wenn ich diese Stelle lese?

Teamarbeit

In diesem Marsch waren wir als Team unterwegs. Es ging darum, zusammen anzukommen, zusammen zu laufen, uns gegenseitig anzuspornen und zu ermutigen. Unsere Leiter haben uns beigebracht, wie man über eine solche Distanz läuft. Verschiedene kürzere Märsche hatten dazu gedient, uns zu stählen, uns die richtige Taktik beizubringen. Und auch während dem Marsch waren sie für uns da. Ein Bild für einen geistlichen Leiter, ein Mitglied des fünffachen Dienstes, das uns in die Fülle unserer Berufung, unserer Fähigkeit hineinbringt.

Wenn einer nicht mehr weiter konnte, haben andere die Waffe, den Rucksack übernommen, denn das Ziel war, miteinander anzukommen. Wie das allgemeine Priestertum, bei dem jeder mit seinen spezifischen Fähigkeiten zum Wohl und Gelingen des Ganzen beiträgt.

Dranbleiben

Es gab während meinem Lauf Zeiten, in denen ich stumpfsinnig nur noch einen Fuss vor den anderen setzte. Das Hirn abgeschaltet, liefen nur noch die niederen, primitiven Teile: laufen, und zwar der Figur nachlaufen, die vor mir lief. Die mit dem gleichen gefleckten Gewand und der Waffe auf dem Rücken. Und ja nicht abreissen lassen!

In jedem Sport, in jeder Anstrengung ist es sehr viel einfacher, durchzuhalten, wenn man dranbleibt. Es braucht so viel mehr Kraft, eine entstandene Lücke wieder zu schliessen, als einfach dran zu bleiben. Vor allem, wenn ich als Einzelner abreissen lasse, denn dann bin ich auf mich selbst gestellt. In der Gruppe ist es möglich, dass wir uns in der Führungsarbeit abwechseln, dass jeder mal im Schatten des anderen laufen, sich etwas erholen kann. Natürlich braucht das Mut, vor allem Demut – vor allem für Führungspersonen.

Ermutigung

Nach vier von sieben Runden schenkte uns ein Bauer am Strassenrand eine Apfel. Einen grünen, sauren Apfel. Ich, der ich kaum Früchte esse, und Äpfel vor allem in der Form des Apfelmus geniesse, hatte noch nie in meinem Leben einen Apfel so genossen.

Ein gutes Wort zur rechten Zeit ist so lieblich wie goldene Äpfel in einem silbernen Korb. Eine weise Ermahnung ist dem, der sie beachtet, ebenso kostbar wie Schmuck aus reinem Gold. Spr 25:11-12

Bin ich froh, habe ich diesen Apfel damals nicht ausgeschlagen. Dieser Apfel weckte mich aus meiner stumpfsinnigen Verfolgung meines Vordermannes und lies mich wieder marschieren! Genau so ergeht es uns, wenn wir uns gegenseitig ermutigen – und manchmal auch ermahnen.

Ein anderer Marathon

Unser Leben als Christ ist auch ein Marathon. Wer das Rennen angeht wie eine Aneinanderreihung von Sprints, wird unweigerlich ausbrennen. Ein Sprinter ist nach 100m genauso kaputt wie ein Marathonläufer nach 42km. Beide haben gerade alles gegeben. Nur geht das Leben nach 100m weiter.

Auch im Leben brauchen wir ein Team. Im Militär liefen wir – die ganze Kompanie – aufgeteilt in Zügen. Im Christenleben ist die weltweite Gemeinde aufgeteilt in lokale Gemeinden, welche zusammen den Lauf laufen.

Auch im Leben geht es darum, dranzubleiben. Lass nicht abreissen. Nur so können wir uns gegenseitig ermutigen, ermahnen, auferbauen, ablösen, unterstützen, mitreissen, lehren, anleiten, und so vieles mehr. Damit wir den Preis erringen.

Der Preis

Bei unserem Marsch war der Preis, dass wir am nächsten Tag nach Hause durften.

Genau so am Ende des langen Marathons: es geht ab nach Hause.

Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten als den Retter. Phil 3:20

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