Und was sagt Ihr?

Lesedauer 6 Minuten

 

Und was meint ihr, wer ich bin? Mat 16:15

Jesus fragt die Jünger zuerst, für wen ihn die anderen halten, und zoomt dann hinein: Und was meint ihr?

Motivation

Es gibt verschiedene Ebenen der Erkenntnis Gottes. Johannes spricht von Kindlein, Jüngling und Vater. In der Kirchengeschichte sehen wir die Wiederherstellung so vieler Aspekte von Gott und seinem Plan. Hier geht es um die Person Jesu, wer er ist. Dies ist der Anfang aller Dinge.

Ohne die Erkenntnis, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist, gibt es keine Erkenntnis. Es ist darum interessant, zu sehen, wie Jesus hier vorgeht.

Eine andere Geschichte:

Jesus zieht in Jerusalem ein, reinigt den Tempel, und die Kinder rufen ihm zu: „Hosannah, Du Sohn Davids!“. Jesus klassifiziert diese Rufe mit dem Zitat aus Psalm 8:3:

Kinder und Säuglinge hast du gelehrt, dich zu loben. Mat 21:16

Die erste Stufe des Lobpreises, derjenige von Kindern und Säuglingen, ist es zu schreien: „Hilf mir, Messias!“ In diesem Schrei steckt so viel: ich erkenne, dass Jesus der versprochene Nachfahre Davids, der Messias, der Sohn Gottes ist, und ich drücke aus, dass ich Hilfe brauche und ihm vertraue, dass er sie mir geben kann.

Auch hier geht es um die Erkenntnis, wer Jesus ist.

Auch hier handelt es sich natürlich um einen ganz kindlichen „Anfänger-Lobpreis“.

Prinzip

Zurück zur ersten Geschichte. Jesus zoomt vom Weitwinkelobjektiv auf das Makro-Objektiv. Er stellt zuerst die reine Wissensfrage im Sinne von einfacher Information: Was sagen die Menschen über mich? Dann wird er persönlich. Die nächste Frage kann nur beantworten, wer eine Beziehung mit Gott im Himmel hat. Und wer glaubst Du, dass ich bin?

Nur durch eine Offenbarung kann ich sehen, wer Jesus ist. Von Information zu Wissen. Von Hörensagen zu Kennen.

Hilfe

Jesus sagt zu Petrus, dass der Vater im Himmel ihm diese Tatsache aufgezeigt habe. Jesus sagt auch, dass er gehen müsse, und dass er an seiner Stelle einen anderen senden werde, der uns an alles erinnern würde, was er gesagt hat – den Heiligen Geist.

Dieser Heilige Geist ist es, der uns lehrt und uns zu dem Lehrer führt. Im alten Testament war es das Gesetz, welches als Pädagoge im griechisch ursprünglichen Wortsinn die Schüler zum Lehrer führte, sie an Gelerntes erinnerte, sie abfragte und mit ihnen die Hausaufgaben machte. Im neuen Testament ist es der Heilige Geist.

Denn Jeremias hat gesagt: ich mache einen neuen Bund, einen besseren, in dem das Gesetz nicht mehr äusserlich auf Steintafeln steht, sondern in eure Herzen geschrieben ist. Wer aber lebt nun in uns? Der Heilige Geist. Er „ersetzt“ das Gesetz, er verkörpert es in perfekter Liebe.

Analogie

Jedes weitere Lernen, jedes weitere Kennenlernen Jesu hat, ausgehend von unserer Geschichte, diese Komponenten:

  • Zuerst ist es Information. Andere Menschen sagen es, sagen es uns. Wir lesen es im Wort. Vielleicht hören wir es sogar von Gott, z.B. in unserer stillen Zeit, im Gebet, durch diese leise, feine Stimme.
  • Der Heilige Geist tut sein Werk – und natürlich sträube ich mich nicht oder wenigsten immer weniger dagegen.
  • Es wird persönlich. Ich kann nicht mehr anders, als Stellung zu beziehen, mich zu verändern. Jesus tiefer zu erkennen. Und wer den Sohn sieht, sieht den Vater.

So geschehen schon bei der Schöpfung:

  • Gott formte uns aus Erde – eigentlich nichts anderes als Information, wie neuste physikalische Forschungen zeigen. Unser natürlicher Anteil, Materie und Energie, den physikalischen Naturgesetzen unterworfen.
  • Dann blies er seinen Atem, seinen Rauch, seinen Geist in uns. Der übernatürliche Anteil.
  • Und schliesslich gab er uns einen Namen, eine Identität. Persönlicher geht es nicht.

Schlussfolgerung

Damit wird klar, dass es nicht genügt, Informationen über etwas zu haben. Ziel ist es, eine persönliche Meinung zu haben. Eine Meinung, geprägt durch den Heiligen Geist. Eine Meinung natürlich, die zu Tat wird. Zeig mir Deinen Glauben ohne Taten, und ich zeige Dir meinen Glauben in meinen Taten.

Es genügt nicht, zu wissen, was Dein Pastor über etwas denkt. Es genügt nicht, zu wissen, was die Bibel über etwas sagt. Es genügt nicht, in eine Gemeinde oder Kirche zu gehen.

Eine eigene Meinung, eine eigene persönliche Beziehung mit Jesus, Antworten auf Fragen kann aber nur haben, wer den Heiligen Geist hat.

Konsequenz

Ohne Heiligen Geist keine Offenbarung.

Der Tempel wird verglichen mit dem Werdegang eines Christen, dem Weg zur Reife, als äusseres Zeichen einer tieferen geistlichen Wahrheit:

  • Die Bekehrung öffnet mir den Zugang zum Vorhof. Ich sehe die Dinge noch im Licht der Sonne, im Licht der menschlichen Natur. Altar, Ostern.
  • Die Taufe bringt mich weiter hinein und bereitet mich auf die nächsten Schritte vor. Wasserbecken, Erstlingsfrucht.
  • Die Geistestaufe bringt mich ins Heiligtum. Ich sehe mit Gottes Augen, der Heilige Geist ist mein Licht. Leuchter, Pfingsten.
  • Der Reifeprozess bringt mich ins Allerheiligste. Dort gibt es nur noch eine Person: Christus, er das Haupt und wir der Körper. Dort brauchen wir keine Sonne mehr, denn Gott ist unser Licht und lebt mitten unter uns. Bundeslade, Laubhüttenfest.

Eine erschreckende Aussage finden wir in der Offenbarung:

Den äußeren Hof sollst du jedoch nicht messen, denn er wurde den anderen Völkern überlassen. Off 11:2

Es kommt die Zeit, wo selbst der Vorhof mit seinen Bewohnern nicht mehr zum Tempel gezählt wird. Und wisst Ihr denn nicht, dass wir der Tempel Gottes sind? Glaube ich, dass Christen ohne Geistestaufe verloren gehen? Nein, denn die Bekehrung genügt. Ich denke aber, dass sie nicht die Kraft haben, durchzuhalten, und aufgeben. Wenn Jesus zurückkommt, wird er Glauben finden?

Auftrag

Wir sind berufen, ein königliches Priestertum zu sein. Priester haben Zutritt zum Heiligtum. Das gehört zusammen. Ohne Heiligen Geist kein Priestertum unter der Ordnung von Melchizedek, genau so wie ein Priester, welcher dem Gesetz im alten Testament keine Folge leistete, im Heiligtum nichts zu suchen hatte.

Ein Priester hat den Auftrag, Menschen vor Gott und Gott vor den Menschen zu vertreten und zu repräsentieren. Genau so ist es unser Auftrag, in den Riss zu stehen für andere Menschen und ihnen Gott näher zu bringen.

Daraus können wir schliessen, dass dies nur mit dem Heiligen Geist möglich ist.

Vorgehen

Es ist also notwendig, selber zu wissen, zu erkennen, Jesus zu kennen. All dies mit der Hilfe des Heiligen Geistes. Es ist also notwendig, die Reise zur Reife unter die Füsse zu nehmen.

Jesus hat dies so oft zum Ausdruck gebracht: Gebt Ihr ihnen zu essen. Wo ist Euer Glauben? Sprecht selber zu dem Sturm, damit er sich beruhige. Wie lange muss ich noch bei Euch bleiben? Lernt es, zu fasten und zu beten, damit Ihr Autorität habt. Er sandte sie aus, zuerst die 12, dann die 70, dann uns alle.

Israel ist für eine Zeit unter einem Schleier. Sie sind blind für die Wahrheit, dass Jesus der Messias ist. Wir waren blind für so viel mehr, bevor wir zu dieser Erkenntnis kamen: die Existenz Gottes, das Gesetz, Moral usw.

Doch dann geschah etwas mit uns:

Der Heilige Geist betete mit uns für unsere Blindheit, und wir sahen Jesus wie der eine Blinde in den Evangelien: wie einen Baum, der umhergeht. Unscharf, verschwommen. Und nur das wiederholte Gebet des Heiligen Geistes über uns – durch andere Menschen, durch Gebet und Wort, durch Meditation und Denken – und unser Stillhalten mit Hunger und Durst für mehr lässt uns klarer und klarer erkennen.

Ziel

Das Ziel ist es, in einer solch tiefen Beziehung zu stehen, so klar zu sehen, dass wir die Frage beantworten können:

Und was sagst Du?

Ganz gleich ob es um Gott oder seinen Plan, um sein Wort oder sein Wirken geht.

Wie Nikodemus mit Jesus, so möchte ich mit dem Heiligen Geist zusammensitzen und Antworten erhalten. Wie Maria möchte ich zu seinen Füssen sitzen, um in der Beziehung zu wachsen und mich verändern zu lassen. Wie die Emaus-Jünger möchte ich mit ihm gehen und ihn in der ganzen Schrift sehen. Um dann zurückzueilen und alle daran teilhaben zu lassen.

Haben wir Antworten?

 

Beitrag veröffentlicht

in

von