Die Osterbotschaft

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Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung der Sünden. Hebräer 9:22

Das Kreuz

Das Kreuz ist ohne Zweifel der Angelpunkt der Menschheitsgeschichte. Es ist die Antwort auf alle unsere Fragen und Nöte. Durch das Kreuz ist es möglich, dass wir wieder zu Gott kommen und eine Beziehung aufbauen mit ihm.

Und doch ist es auch die Quelle grösster Torheit.

Zu oft allerdings suchen wir den Toren bei dem, der das Kreuz und sein Versprechen ablehnt. Wir selber verstehen das Kreuz noch so falsch.

Erstens einmal ist es nicht das Kreuz, welches uns rettet. Diese Aussage ist hoffentlich eine Banalität. Das Kreuz ist ein von Menschen erfundenes Folterinstrument.

Es ist die Tatsache, dass Gott selber in Form des Sohnes Jesus Christus sich dieser Folter unterzog und stellvertretend für uns den Tod starb, der die natürliche Folge unserer Sünde ist. Dass er starb, um die Folgen unserer Taten, nämlich Krankheiten und Schmerzen, zu tragen.

Und es ist natürlich die Tatsache, dass er nicht tot blieb, sondern auferstand.

Doch ist das nur das erste Missverständnis.

Wir gehen davon aus, dass Gott Jesus ans Kreuz geschickt und ihm all unser Fehlverhalten aufgebürdet hat, oder wie es Jesaja sagt, dass Gott ihn geächtet, geschlagen und erniedrigt hat.

Dennoch: Er nahm unsere Krankheiten auf sich und trug unsere Schmerzen. Und wir dachten, er wäre von Gott geächtet, geschlagen und erniedrigt! Jesaja 53:4

Wie kommen wir darauf?

Steht nicht schon im Hebräerbrief, dass es keine Vergebung gibt ohne Blutvergiessen?

Doch wer sagt das?

Wenn Gott bestimmt hat, dass es ohne Blutvergiessen keine Vergebung gibt, dann ist er ein blutrünstiger Gott. Er ist allmächtig und könnte durchaus eine humanere Möglichkeit finden, Vergebung zu ermöglichen. Das kann man drehen und wenden, wie man will. Selbst die Menschen haben die Todesstrafe und Folter weitestgehend abgeschafft und humanere Strafen gefunden wie den Freiheitsentzug. Gott ist Liebe, und 1. Korinther 13 sagt uns, dass Liebe nichts nachträgt. Er hat keine Liste unserer Fehlverhalten, und er ist nicht auf Strafe aus. Er ist auf Wiederherstellung aus.

Wenn Gott es aber nicht bestimmt hat, ist es dann einfach ein höheres Prinzip, dem selbst Gott untertan ist? Wer aber hat es dann gesetzt? Ist Gott dann noch allmächtig? Gibt es etwas Älteres, Mächtigeres als Gott?

Wenn wir aber annehmen können, dass weder Gott noch ein höheres Prinzip Ursache der Aussage sind, wer ist es dann?

Was ist mein erster Impuls, wenn mir Unrecht getan wird? Der Schrei nach Gerechtigkeit. Gerechtigkeit für uns hat etwas damit zu tun, dass der andere am eigenen Leib erfährt, was der Schmerz für uns, für das Opfer bedeutet.

Es gibt Verfehlungen, bei denen die Menschen zur Zeit Jesu übereinstimmten, dass nur der Tod oder Blutvergiessen eine angemessene Strafe seien. Auch heute noch gibt es durchaus Verfechter der Todesstrafe.

Wenn aber die Sünde des Menschen die Zielverfehlung, der Ungehorsam oder die Rebellion gegen die Gemeinschaft mit Gott ist, dann haben alle Handlungen, welche darin gründen, dieselbe Strafe verdient.

Daher ist keine Vergebung möglich ohne Blutvergiessen.

Unsere eigene Schwäche, zu vergeben, was nicht gesühnt ist, unsere Unfähigkeit, loszulassen, was nicht Wiedergutmachung erfuhr, hat das Prinzip geschaffen.

Blutvergiessen war notwendig, damit wir sagen können: „Es ist Gerechtigkeit geschehen. Jemand hat gebüsst.“

Die Menschheit ohne Gott kennt die Blutrache. Sie ist tief verwurzelt im Menschen, und schon Kain hatte Angst vor ihr. Gott allerdings forderte keineswegs sein Blut, sondern zeigte ihm die Konsequenzen seines Handelns auf. Er würde keine Ruhe finden, der Versuchung nicht mehr widerstehen können, durch seine Scham vom Segen ausgeschlossen sein.

Die Menschheit unter dem Gesetzt geht zivilisierter vor. Nach dem Grundsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wird das Strafmass der Tat entsprechend gewählt. Gott begrenzt die Blutrache durch ein Gesetzeswerk.

Zusätzlich ermöglicht Gott den stellvertretenden Tod. Schon bei Abraham schenkt er einen Bock als Opfer anstelle von Isaak. Im Gesetz gibt er das sichtbare Opfer, sei es Sühneopfer oder Sündenbock, um die Schuld vom Menschen und Volk wegzunehmen.

Schliesslich, als die Zeit gekommen war, sandte er seinen Sohn als das perfekte stellvertretende Opfer. Und wie er in Daniel prophezeit hatte, wurde das Opfer hinweggetan. Es ist endgültig erfüllt.

Warum nahm Gott dies auf sich? Wie ein guter Vater wollte er seine Schöpfung nicht mehr leiden sehen, sei es Mensch oder Tier. Lieber nahm er alles auf sich selbst.

Warum wartete er so lange, bis er das tat? Er musste warten, bis der Mensch so weit gewachsen war in seiner Fähigkeit zur Abstraktion, dass er den einmaligen Tod Gottes am Kreuz als hinreichend für die Vergabe aller Sünde akzeptieren konnte, auch wenn der Mensch es erst falsch verstand.

Warum wartet er nicht, bis der Mensch es richtig verstehen würde? Weil es Gott nicht in erster Linie darum geht, dass wir seine Tat richtig verstehen, sondern dass wir sie als hinreichend für die Vergebung akzeptieren können. Wenn er dafür für ein paar Jahrhunderte als der böse, grimmige Gott der Rache gelten musste, der seinen Sohn mit unseren Sünden belud, damit er sich beruhigen konnte, dann liebte er uns so sehr, dass er willens war, das auszuhalten.

Warum ist es wichtig, dass wir von diesem Bild wegkommen? Gott ist wahrhaftig ein liebender Vater. Er kennt uns so sehr, dass er unser Bedürfnis nach Vergeltung und Gerechtigkeit in den Plan zur Wiederherstellung aller Dinge mit einberechnete. Wie gesagt: er opferte sich, damit wir wissen, dass, auch wenn wir vergeben, Vergebung annehmen, Gerechtigkeit geübt wurde.

Warum wachsen wir nicht über dieses Bedürfnis nach Gerechtigkeit hinaus? Das tun wir mehr und mehr. Wir lernen, dass Gott kein ausgrenzender Gott ist, auch nicht über unseren Tod hinaus. Wir lernen es, anderen zu vergeben. Der Knackpunkt aber ist oft: können wir auch uns selbst vergeben, ohne das Wissen, das auch unsere Sünden gesühnt sind?

Wir sind seine Gerechtigkeit. Für mich bedeutet das: wir sind der Massstab, nachdem Gerechtigkeit bemessen wird. Wir alle beginnen mit Rachegelüsten, bevor wir milder werden und andere Strafen, ja sogar stellvertretende Sühne akzeptieren. Aber es geht lange, bis wir erkennen: Liebe vergibt alles und trägt nichts nach.

Das ist die Osterbotschaft.

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