Eigentlich geht es um Menschen

Lesedauer 5 Minuten

Als Jesus dann merkte, dass sie ihn mit Gewalt zum König nehmen wollten, zog er sich selbst wieder auf den Berg zurück.

Johannes 6:15

Ich übersetze hier einen Artikel, den ich vor mehr als drei Jahren auf Englisch verfasst habe. Hier geht es zum Original.

Die Aussage

Wenn Sie im Dienst sind, ist einer der Sätze, die Sie immer wieder hören, „Es geht doch um Menschen“. Dies ist natürlich wahr, bedarf jedoch einer Erklärung. Es ist zu leicht, diesen Satz falsch zu verstehen und zu missbrauchen, um Menschen zu einer bestimmten Art von Verhalten zu zwingen. Ich sage noch nicht einmal, dass es bewusst gemacht wird.

Dieser Satz an sich bedeutet, dass alles, was wir tun, letztendlich für die Menschen sein muss, weil Gott dieses Universum für den Menschen und die Beziehung geschaffen hat. Eine Schlüsselkomponente in diesem Satz ist jedoch der Ausdruck „letztendlich“.

Zu oft wird es so verstanden oder gemeint: Was immer Sie tun, das nicht direkt in Beziehung zu Menschen steht, ist – fragwürdig.

Introvertiertheit

Ich bin ein introvertierter Denker. Einige würden sagen, ich denke zu viel. Ich bin keineswegs asozial, aber dennoch sozial herausgefordert. Nicht, dass ich nicht mit Leuten sprechen kann – Introversion wird gewöhnlich mit Schüchternheit verwechselt, und ich bin mit Sicherheit nicht schüchtern. Ich spreche ohne Probleme vor ein paar Menschen, wie auch vor vielen oder sogar Tausenden. Kenne ich, hab ich schon gemacht.

Aber ich spreche am liebsten in kleinen Gruppen mit bis zu vier Personen, einschliesslich mir. Je kleiner desto besser. Ich mag es, mich auf ein Thema zu konzentrieren und es aus allen möglichen Blickwinkeln zu sehen. Für einen Aussenstehenden könnte es so aussehen, als würde ich vom Glauben über die Mikrobiologie zur Computerprogrammierung, Mathematik, Physik, Philosophie, Geschichte – persönlich, kirchlich und menschlich – und zurück springen. Aber es wird immer einen roten Faden geben – wie unser Verständnis von Arbeit, um nur ein Beispiel zu nennen. Oder die Kongruenz von Wissenschaft und Bibel.

Aber wenn ich mich nach aussen orientiere, andere mit einbeziehe, mich mit Menschen einlasse, vor allem wenn ich Kontakte knüpfe, verbraucht das meine Energie. Nehmen Sie mich mit an einen Abend mit acht Leuten, die Eis essen, Kaffee trinken, Erinnerungen und Alltagsgeschichten austauschen, und ich bin nach 2 Stunden durch bei rot. Ich habe kaum die Energie darüber nachzudenken, was gerade passiert ist. I am Toast, wie der Ami sagen würde. Kaputt..

Geben Sie mir zehn Stunden grossartigen Miteinanders, ohne Smalltalk und ohne Nettigkeiten, um einen Punkt klar zu machen, und mir geht es grossartig. Oder gib mir ein oder zwei Tage mit niemandem in der Nähe, nur mir und meinem Gott, und ich komme hoch energetisiert zurück.

Zu wenig Zeit alleine

Zu wenig Zeit alleine, wie ich es schon einige Jahre hatte, kann bei mir schreckliche Folgen haben. Ich kann nicht schlafen, weil ich ständig nachdenke. Ich kann nicht atmen, weil mir der Raum fehlt. Ich kann mich wegen Schlafmangels nicht konzentrieren. Ich fühle mich ständig ausgelaugt und das Leben wird bedeutungslos, weil ich weder meine Standards erfüllen noch meine Fähigkeiten einsetzen kann.

Ich werde buchstäblich krank und müde.

Mein Missverständnis

Wie kam ich hier hin?

Ich habe den Satz falsch interpretiert. Ich hatte das Ziel, „mit Menschen zusammen zu sein und so viel wie möglich in sie zu investieren“. Ich habe versucht, jedermanns Freund zu sein. Ich habe versucht, alle dort zu treffen, wo sie sind, und über das Wetter oder andere Nichtigkeiten und Eitelkeiten gesprochen. Ich versuchte, jeden in die Gespräche einzubeziehen, die in der Nähe standen. Ich habe versucht, mein Wissen zurückzuhalten, auch meine Redezeit zu beschränken. Und ich habe kläglich versagt.

Ich glaube in meinem Kern, dass wir alle nur ein Teilwissen haben. Wir lernen voneinander, und wenn wir alles miteinander teilen, was wir wissen, werden unsere gesammelten Kleinstteile zu grösseren Teilen des Gesamtbildes. Daher liebe ich es, mich zu äussern und erwarte, dass andere das Gleiche tun.

Das steht in völligem Widerspruch zu dem Verhalten, an das ich mich so lange gehalten habe.

Dies alles führte dazu, dass ich weder die Erwartungen anderer noch meine Bedürfnisse erfüllte. Ich war müde, weil ich das getan habe, was mich absolut anstrengt, und die Leute sahen mich immer noch als die sozial herausgeforderte Person, die nicht in der Lage war, nur zu plaudern oder das zu geniessen, was sie als angenehmstes Zusammentreffen betrachteten.

War ich das Beste, was ich für diese Leute sein konnte?

Auf keinen Fall.

Ergänzung

Wir sind nicht alle Extrovertierte, die von Beziehungen und Smalltalk leben. Geselligkeit ist ihr Treibstoff. Das ist nicht meins. Denken ist meins. Analysieren, Überlegen, Strategien entwickeln. Lösungen finden. Auch Schwachstellen finden. Das grosse Ganze sehen, interdisziplinär denken, Assoziationen aufbauen, wo sie nicht zu existieren scheinen. Übereinstimmungen finden.

Ich bin kein Mathe-Genie, noch bin ich ein Computerfreak. (Auch wenn ich beides studiert habe.) Ich sehe nur Prinzipien und Architekturen. Ich kann die versteckte Struktur finden.

Aber nur wenn ich gut unterwegs bin.

People Business, wie ich es interpretierte, hielt mich davon ab, mein Bestes für die Menschen zu geben. Mein Bestes, indem ich sie ergänzte und nicht zu ihnen wurde. Es tut mir so leid, dass ich mein Potenzial für Sie nicht ausgeschöpft habe, sondern versucht habe, Sie zu werden, damit wir Beziehung haben könnten.

Es tut mir so leid.

Betrachtung

Ich glaube, dass die Kirche insgesamt grosse Probleme hat, genau wie die Welt. Lassen Sie mich einige in Bezug auf die Kirche nennen: Selbstzufriedenheit, Irrelevanz, Überkonservativismus, Fragmentierung, Uneinigkeit. Und die Welt: Wasser, Essen, Strom, Sand, Gesundheit, Klima, Rebellion. Die Listen könnten weitergehen.

Meiner Berufung und meinem Besten nicht gerecht zu werden, nicht der Sohn Gottes zu werden, bedeutet, die Lösung zu verhindern, sogar Teil des Problems zu werden.

Mein Teil: Kontemplation über diese grossen Themen. Anstelle von ora et labora – bete und arbeite – heisst es für mich beten, nachdenken und verbinden. Ora, Pensa, Connecta.

Verbinde die Punkte und die Menschen.

Auf diese Weise bin ich wirklich für Menschen da. Zu dem zu werden, was Gott für mich geplant hat, dient als Wegbereiter für die Zukunft, und es ermöglicht Gott, endlich in unserer Mitte zu leben, was er von Anfang anvorhatte: ewige Gemeinschaft. Zumindest trage ich meinen Teil dazu bei.

Rückzug

Jesus zog sich so oft zurück. Es war seine Gewohnheit, sich zum Gebet zurückzuziehen. Bevor er seine Apostel berief, zog er sich für eine Nacht zurück. Er zog sich mit seinen Jüngern zurück, als er sah, dass sie in Not waren. Und er zog sich zurück, als die Leute ihn zum König machen wollten, aber weder Timing noch ihre Motive stimmten.

Ich muss mich zurückziehen, um Kraft zu schöpfen. Ich kann einfach nicht bei jedem Treffen sein, bei jedem Geschehen. Ich verpasse meine Berufung.

Aufwachsen

Ich darf ein ausgereiftes Verständnis für die Aussage entwickeln, dass es „nur um Menschen geht“. Ich werde es für mich umformulieren: Schau, dass du das Beste Du bist, das Gott gewollt hat, und stell dich in den Dienst der Menschen. Denn am Ende dreht sich alles um Menschen.

Wie würdest du es ausdrücken?

Beitrag veröffentlicht

in

von