Gedanken zu 2020

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2020 ist ein Jahr des Durchbruchs und des Zusammenbruchs.

2020 ist ein kritisches, wichtiges Jahr. Viele sehen es als den Beginn eines neuen Jahrzehnts, obwohl es das letzte Jahr ist des alten. Das macht es in unserer Kultur zu einem Jahr des Übergangs.

Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreissen und einreissen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.

Jeremia 1:10

Wenn ich diesen Vers betrachte, erscheint mir mein Eindruck für 2020 als nicht mehr so bedrohlich und dualistisch. Entweder/oder wird zu einem Sowohl/als auch.

Durchbruch und Zusammenbruch gehen Hand in Hand. Dies scheint zuerst ein Paradoxon, ein Widerspruch zu sein.

Durchbruch ist nicht die Folge von Zusammenbruch. Es geht hier nicht um die zeitliche Abfolge. Es geht nicht um Wiedergeburt aus dem Chaos.

Durchbruch führt auch nicht zum Zusammenbruch. Hier kommen Heilsphilosophien und Endzeit-Konstrukte in den Sinn: Wenn Jesus wiederkommt, wird alles Schlechte und Falsche zusammenbrechen.

Es geht hier auch nicht um Leistung und richtiges Leben: Wenn ich endlich durchbreche, wird alles, was nicht Gott meint, zusammenbrechen.

Alle diese Auslegungen sind dualistisch, teilen die Welt ein in Gut und Böse, Richtig und Falsch. Zu leicht fällt es uns, wenn wir in solchen Kategorien denken, das Wirken Gottes zu verpassen.

Wer hatte nicht schon Schwierigkeiten mit dem Vers oben: 4 mal Zusammenbrechen, ja sogar aktives Zerstören, nur um 2 mal zu bauen. Und im alten Testament geht es hier um tatsächliches Zerstören, darum, ganze Völker zu eliminieren.

Haben die Menschen es damals richtig verstanden? Konnten sie es nicht anders verstehen? Sind wir gewachsen seit damals?

Zu oft sehen wir es so:

Wir beten gegen, wir schliessen aus, wir demonstrieren gegen, wir machen schlecht und verurteilen, und dann strecken wir die Hand aus und wollen die Menschen integrieren als unser Ebenbild.

Und wir fragen uns, warum kaum jemand davon begeistert ist.

Durchbruch und Zusammenbruch spricht auch nicht vom Andern. Es spricht von mir. Durchbruch und Zusammenbruch sind die notwendigen zwei Komponenten von Wachstum, die Hand in Hand spielen, verschränkt, und manchmal ist man sich nicht so sicher, was nun was ist.

Es ist das Spiel, das Wirken Gottes in unserem Leben.

Durchbruch und Zusammenbruch sind hier nicht extern, nach aussen gerichtet zu sehen. Es geht nicht um Systeme, Politik, supranationale Bünde und Konstrukte wie die EU, Philosophien und Strömungen.

Es geht um das Denken, Fühlen, Wollen, um unser Innerstes. Es geht darum, das Kategoriendenken von Richtig und Falsch zu überwinden. Darum, nicht zwischen uns und denen zu unterscheiden. Darum, Gnade und Liebe walten zu lassen im Durchbruch und Zusammenbruch.

Ich sehe eine Periode von zwei Jahren: im ersten Jahr liegt die innere Arbeit, im zweiten Jahr das äussere Wirken aus einer neu gewonnenen Perspektive des Sowohl/als auch, der Gnade und der Liebe. Der Abschluss und der Beginn verschränkt.

Die beiden Jahre werden von uns alles fordern. Zu wachsen ist ein anstrengender Prozess. Wir brauchen gute Nahrung. Wir brauchen viel Kommunikation.

Es geht hier nicht um das Wachstum eines Babies, sondern um die Teenagerjahre. Alles verändert sich, und manchmal sieht es nicht gerade vorteilhaft aus: zu schlaksig, mit Pickeln. Manchmal tut es weh: Wachstumsstörungen. Manchmal weiss man nicht mehr, wer man ist: Fisch oder Vogel.

Unser Denken, unser Hirn ist noch nicht voll ausgebildet. Unser Fühlen ist ein absolutes Durcheinander. Unser Wollen ein Chaos.

Im Natürlichen existieren zu dieser Zeit Vorbilder, welche uns helfen können, auch wenn es oft gerade die Menschen sind, von denen wir Hilfe am Wenigsten annehmen wollen.

Wir sind in einer Zeit, in der es keine solchen Vorbilder gibt. Die Vorbilder, die wir bisher hatten, haben diesen Weg auch noch nicht beschritten. Oft haben sie es schwerer, ihn zu gehen, weil sie den vorherigen Weg so sehr verinnerlicht haben.

Es ist an uns, diesen Weg zu gehen. Ehren wir die Vorbilder der letzten Jahre, der letzten Phase, indem wir weitergehen. Helfen wir ihnen, mitzukommen. Sofern es ihre Bestimmung ist.

Viele werden nachkommen, dahin, wo wir waren, und sie brauchen gute Vorbilder auf ihrem Weg. Vielleicht sind es die Menschen, die uns geholfen haben. Auch hier gilt: kein wir gegen sie, kein Urteil. Gnade und Liebe.

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