Wer immer sich bewusst wird, dass sein Ursprung in Gott liegt, versteht die Sprache Gottes sofort. Ihr stellt diese Verbindung nicht her, weil Ihr nicht erkennt, dass Euer wahrer Ursprung in Gott liegt.
Joh 8:47 MIR, aus dem Englischen
Die traditionelle Übersetzung dieses Verses impliziert Trennung:
Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.
Joh 8:47 Luther 2017
Jeder, der diese Übersetzung liest, teilt die Menschheit sofort in zwei Lager: diejenigen, die von Gott sind, und diejenigen, die es eben nicht sind.
Ein äusserst menschliche Bild von einem Vater. Was meine ich damit?
Niemand wird mir widersprechen, wenn ich sage, dass Gott laut der Bibel den Menschen geschaffen hat.
Daraus folgt ganz direkt, dass Gott der Vater der Menschheit ist. Jesus bestätigt uns das auch.
Um nicht mehr Vater eines Menschen zu sein, muss Gott also sein Kind verstossen.
Wir Menschen sind weiter als das: natürlich kann ein menschlicher Vater seine Kinder verstossen. Erbrecht und Vaterschaftstests zwingen ihn allerdings, seine Pflichten mindestens teilweise trotzdem wahrzunehmen.
Vaterschaft ist nicht kündbar. Und wenn Gott das täte, wäre er moralisch nicht besser, ja sogar schlechter als wir Menschen.
Daher gefällt mir die Übersetzung, die ich als Grundlage für den heutigen Artikel gewählt habe, so gut.
Wir sind überzeugt davon, Gottes Kinder zu sein bzw. nicht zu sein. Wie im Gleichnis des verlorenen Sohns glauben wir,
- frei sein zu müssen,
- nicht mehr würdig zu sein, ein Kind des Vaters zu heissen,
- oder nie als Kind beachtet worden zu sein und wie ein Diener gearbeitet zu haben.
Diese ganze Verwandtschaftssache findet in unserem Kopf statt. Aus Gottes Sicht hat sich nie etwas geändert.
Der Vers drückt es wunderbar aus:
Sobald uns bewusst wird, dass wir tatsächlich Kinder Gottes sind, ja sogar Substanz seiner Substanz, verstehen wir.
Solange wir uns dessen nicht bewusst sind, versuchen wir höchstens, zu genügen, um adoptiert zu werden. Wir verwenden diesen Ausdruck sogar, um zu sagen, was bei unserer Bekehrung geschieht. Gott adoptiert uns. Er adoptiert uns, Kinder eines anderen, und nennt uns seine Kinder.
Das allerdings wäre eine Lüge der perfidesten Art. Gott würde es so darstellen, als wäre er nicht unserer leiblicher Vater, was zur Folge hätte, dass wir uns nie ganz sicher fühlen würden und er uns durch unsere Verpflichtung zur Dankbarkeit manipulieren könnte. Würde er das je tun? Natürlich nicht. Wären wir uns dessen je sicher? Wahrscheinlich nicht.
Wenn uns dann bewusst wird, dass er uns ja geschaffen hat, in dem Sinne also unser leiblicher Vater ist, müssten wir immer damit rechnen, dass er uns wieder verstösst. Was er einmal getan hat, kann er wieder tun. Er ändert sich ja nicht.
Das hat zur Folge, dass wir meinen, Leistung erbringen zu müssen, um der Beziehung sicher zu sein. Liebe durch Gehorsam erkaufen zu müssen.
Ein Vater aber verlangt keine Leistung für seine Liebe. Ein Vater weiss auch, dass Vaterschaft nicht kündbar ist.
Sind wir uns nicht bewusst, dass unser Ursprung in Gott liegt, können wir uns auch selber nicht lieben. Zu gross ist unsere Angst, dass das Verhalten der Person, die wir dann unseren leiblichen Vater nennen müssen, in uns wieder durchbricht. Wer ausser Gott konnte den unser Vater sein? Da kommen nur zwei in Frage: der Teufel und die Sünde.
Jesus selber nennt die Pharisäer Kinder des Teufels. Er spricht da ihre Identifikation, ihren eigenen Glauben an. Sie sehen sich so, und versuchen durch Gesetzestreue und Leistung Gottes Liebe zu erlangen.
Ich selber habe in meinem Leben Zeiten durchlebt, in denen ich mich fürchtete, so zu werden wie mein Vater.
Wir geben dieser Angst in unseren zum Teil biblisch motivierten Sprichwörtern Ausdruck: Wes Geistes Kind jemand ist, wer der Vater des Gedankens war, und so weiter.
Wir haben, hatten und werden immer nur einen Vater haben: Gott, den Schöpfer.
Wir beginnen unser Leben in Einheit mit diesem Schöpfer, sind uns dessen aber nicht bewusst.
Gott schenkt uns unser Bewusstsein, und wir verlieren diese Einheit. Denn wir lernen, dass wir scheinbar getrennt sind: da gibt es Dinge, und andere Menschen mit eigenem Willen und unabhängigem Handeln.
Unser Leben ist nun eine Reise der Bewusstwerdung, unser Ziel die Bewusstwerdung der Tatsache, dass wir unseren Ursprung in Gott haben, ja dass wir Teil dieses Ursprungs sind. Unser Ziel ist die Bewusstwerdung, dass wir Gott sind, weil es keine Trennung gibt.
Natürlich meine ich das nicht im humanistischen Sinn, dass wir unsere eigenen Götter sind als Individuen. Ich meine das im holistischen Sinne: es gibt kein ich und Du, es gibt nur uns im Ich.
Ganz im Sinne des Konstruktivismus ist die Reise dahin ein Zusammenspiel innerer und äusserer Einflüsse.
Wir kommen zur Welt mit einigen Basisfähigkeiten, um auf unsere Umwelt zu reagieren. Diese Umwelt interagiert mit uns, reagiert auf unsere Aktionen, und lehrt uns so weitere Fähigkeiten, welche immer mehr zu Abstraktionen führen.
Wenn wir einem Kind beibringen wollen, sein Zimmer aufzuräumen, beginnen wir mit dem, was es kann: es weiss, was ein Teddybär ist. Auch weiss es, das man den Teddybär in ein Gestell stellen kann.
Als nächstes bringen wir im bei, die Lego in eine Schachtel zu werfen.
Und je mehr solche Aktionen wir ihm beibringen, mit den entsprechenden positiven Rückmeldungen, desto eher wird es begreifen, was aufgeräumt bedeutet. Ein abstraktes Prinzip ist verankert als gemeinsames Charakteristikum mehrerer Aktivitäten in Interaktion mit seiner Umwelt.
Genau so geht Gott mit uns um. Wir lernen als Menschheit durch unsere Interaktion mit unserer Umwelt und ihm, was es bedeutet, Gott zu sein.
Ab einem gewissen Zeitpunkt können wir uns sogar aktiv, selbstmotiviert und selbstbestimmt an diesem Lernprozess beteiligen. Es sind nicht mehr nur Instinkte, wie der Wunsch nach Belohnung, und äussere Umstände, die uns vorwärts treiben.
Aus der extrinsischen Motivation, dem externen Gesetz auf Steintafeln, und intrinsischer intuitiver und triebgesteuerter Motivation wird Entscheidung, Planung, Wissbegier und Neugier.
Obwohl wir schon immer an unserer Entwicklung mitgearbeitet haben, also nicht nur das Produkt unserer Umwelt sind, und obwohl unsere Umwelt schon immer prägend an unserer Entwicklung mitgearbeitet hat, wir also nicht nur unsere Welt erschaffen, werden wir zu diesem Zeitpunkt ein emanzipiertes Gegenüber für den externen Gott und den in uns lebenden Geist und beteiligen uns an unserer eigenen Entwicklung.
Bis der Zeitpunkt gekommen ist, an dem wir uns bewusst werden, dass unser Ursprung in Gott liegt. Dann erkennen wir den Plan, sein liebevolles Werben um uns, seine Investition in uns als Vater.
In dem Moment erkennen wir, dass nichts uns je von ihm trennen konnte oder könnte. Es war nur in unserem Kopf.