In der Gnadenzeit genügt es, sich für Jesus zu entscheiden, um die Ewigkeit mit Gott zu verbringen. Richtig?
Die notwendige Veränderung besteht also daraus, die Unzulänglichkeit des eigenen Wesens oder die Bosheit des bisherigen Lebens zu erkennen. Der Rest ist Gnade.
Ausser ich bin noch nicht voll entscheidungsfähig. Für Kinder genügt Gnade.
Grundsätzlich haben wir also zwei Szenarien: ich komme in den Himmel, wenn ich zu jung bin, zu erkennen, dass ich gegen Gott rebelliert habe, oder mich dafür von ganzem Herzen entschuldigt habe.
Für den Fall, dass nach dieser Entscheidung noch irdisches Leben übrig bleibt, genügt es, ein entsprechendes Leben zu führen im Gehorsam und in der Vergebung.
Ich gestehe jedem zu, der nach der Bekehrung weiter hier lebt, dass er oder sie einen Lernprozess durchmacht. Dieser ist bei manchen sehr langsam und verhalten, während andere erstaunliche Veränderungen durchmachen in der Zusammenarbeit mit Gott.
Ich gestehe auch zu, dass jeder, der überhaupt gelebt hat, einiges gelernt hat. Doch ab einem gewissen Punkt wird ihm oder ihr klar, dass das Gelernte viele negative Seiten aufweist, die Prägung und eigene Handlung ihn oder sie von Gott weggeführt hat, und es einer radikalen Umkehr bedarf.
Es gibt also zwei Extremfälle, die wir betrachten sollten: das unmündige Kind, welches bereits einiges an Ungehorsam angehäuft hat, aber noch zu jung ist, dies zu erkennen, und den alten Menschen, der auf dem Totenbett Einsicht und Umkehr erlebt.
In beiden Fällen ist der Anteil des Menschen an der Errettung verschwindend klein bis nicht existent. Alles ist Gnade.
Jetzt kommt keine Diskussion der Fairness, Ich gestehe Gott zu, einen eigenen Massstab für Fairness zu haben, der nicht durch unseren Erkenntnisstand limitiert ist.
Jetzt kommt aber die Beobachtung, dass Gott offensichtlich fähig ist, mit jemandem zu leben, der auf dieser Erde keinen Anteil an seiner eigenen Rettung hatte oder dessen Anteil sich auf eine Entscheidung reduzieren lässt. In beiden Fällen aber ist eine jahrelange Prägung durch ein „Leben in Sünde“ gegeben, oder zu mindestens ein Leben, das durch die falschen Standards geprägt ist.
Im Himmel nun gibt es keine Sünde mehr. Der Mensch also, der nie gelernt hat, der Sünde zu widerstehen, ist jetzt der Versuchung nicht mehr ausgesetzt. Genauso geht es den Menschen, die gelernt haben, auf Gott zu vertrauen und ihren Anteil zu tun, damit sie die Prägung des sündigen Menschen, die Gewohnheiten, welche nach der Vergebung der Tat immer noch vorhanden waren, loswerden konnten.
Was uns das aber zeigt: diese „Entprägung“ oder Neuprägung ist gar nicht notwendig.
Es gibt jetzt theologische Ansätze, die davon ausgehen, dass im Himmel eine Hierarchie besteht: je mehr ich nach meiner Bekehrung ein heiliges Leben im Willen Gottes geführt habe, desto grösser wird meine Belohnung sein. Andere beziehen das Mass des irdischen Leidens mit ein in die Funktion dieser Hierarchie.
Da Leid im Himmel entfällt, und Gehorsam keine Selektionsfunktion mehr haben wird, da wo keine Sünde und Versuchung mehr ist, kein Überwinden oder Ungehorsam mehr möglich ist, werden wir wahrscheinlich auf Ewigkeit in der gleichen Position bleiben.
Doch zurück zu dem Fall, dass überhaupt kein eigener Anteil geleistet wurde am eigenen Heil.
Viele sagen, dass wir dieses Leben durchleben müssen, um zu wachsen und zu lernen, der Sünde zu widerstehen. Dies ist für die beiden prototypischen Fälle oben nicht der Fall, und trotzdem gehen sie in die Gemeinschaft mit Gott ein.
Es ist also gar nicht notwendig. Gott kann mit Menschen, die nie wirklich gelebt haben, aber eben auch mit Menschen, die nur in Rebellion gelebt haben und von diesem Lebensstil geprägt sind.
Die Erklärung ist, dass Gott unser Wesen in dem Moment unseres Todes oder unserer Auferstehung von Grund auf verändert und in uns bewirkt, was immer noch fehlt.
Das aber heisst, dass das irdische Leben nach Gottes Willen in der heutigen Form hinreichend, aber nicht notwendig ist für den Einzug in den Himmel.
Daraus ergibt sich, dass Gott durchaus ein Modell hätte erschaffen können, in dem er uns als reif für den Himmel geschaffen hätte, ohne dass dabei Abermillionen von Menschen nicht in den Himmel kämen, sondern der ewigen Qual ausgesetzt wären.
Wenn aber Gott dies tut, damit er diejenigen belohnen kann, die es schafften, alt genug zu werden, um eine Entscheidung treffen zu können, diese dann auch getroffen haben, und dann einen heiligen Lebensstil führen konnten, weil sie nicht gleich dahingerafft wurden, dann sieht Gott eben doch die Person an, entgegen seiner Versicherung in der Bibel.
Das Fazit: Unsere Vorstellung, was Gott mit diesem leben erreichen will, macht keinen Sinn. Wenigstens kann ich so weit gehen, dass ich den Sinn nicht erkennen kann. Die Komplexität meines Denkens reicht dafür nicht aus.
Warum denn masse ich mir an zu behaupten, dass ich den Plan verstehe, nur nicht das wieso?
Für mich zeigt sich aus dem Gesagten relativ klar: Um Umkehr und Gehorsam allein geht es nicht.
Daraus ergibt sich für mich Folgendes:
Die Suche, das Wachstum, des Streben, das Sehnen geht weiter.