Kategorie: Gemeindemodelle

  • Arboreszente oder rhizomatische Strukturen

    Bäume oder Pilze

    Jahrhundertelang haben wir uns das Neue und das Alte Testament angeschaut und unsere Lehre und kirchlichen Strukturen auf der Grundlage unseres Verständnisses dessen, was wir gelesen haben, definiert.

    Dabei war uns nicht bewusst, wie sehr unsere eigene Weltanschauung unser Verständnis verzerrt hat.

    Wir alle leben in einer hierarchischen Welt. Wir hatten keine Erfahrung mit nicht-hierarchischen Systemen, und wenn wir sie entdeckten, haben wir sie sofort hierarchisiert oder als sehr primitiv angesehen.

    Das hat unsere Sicht auf die Bibel und sogar auf Gott genauso beeinflusst wie alles andere.

    Wir sehen die Welt als einen Baum. Wir sehen unsere Systeme und unser Wissen als baumähnlich an. Was ich damit meine?

    Ein Baum entsteht aus einem Samen und hat einen Ursprungspunkt, von dem aus der sichtbare Baum in eine Richtung wächst und auf dem Weg nach oben selbstähnliche Strukturen reproduziert. Stamm, Ast, Zweig – sie alle kommen von einem Stamm, sogar von einem Punkt.

    Denke an die Kirche, die als wilder Zweig beschrieben wird, der in den kultivierten Feigenbaum eingepfropft wurde. Denke an unser Verständnis von Jesse, dem Vater Davids, als Stamm, der in Jesaja neue Zweige trägt.

    Die jüdische Mystik hat erkannt, dass Bäume je nach Art oft ein Wurzelsystem haben, das genauso gross ist wie ihre sichtbaren Teile. Aber dieses Wurzelsystem hat denselben Ursprung wie der sichtbare Teil des Baumes. Die Teile spiegeln einander, wobei die Äste das äussere, materialistische Verständnis der spirituellen, inneren Realitäten darstellen, welche die Wurzeln repräsentieren.

    Du könntest sagen, dass alle Dinge einen Ursprung haben, und ich würde dem zustimmen. Aber es gibt wichtige Unterschiede: Bei einigen Systemen ist es unmöglich, ihre Zukunft auch nur im Prinzip vorherzusagen, und bei anderen ist es unmöglich, auf ihre Vergangenheit zu schliessen.

    Was meine ich damit?

    Nimm einen Baum. Im Prinzip können wir uns die Form eines Baumes aufgrund seiner Art vorstellen und sie sogarvorhersagen. Bei chaotischen Systemen ist das nicht der Fall. Wir können auch den Ort angeben, an dem ein Baum sein Leben begonnen hat, und so auf seine Vergangenheit schliessen.

    Aber was ist mit einem Pilz? Wenn wir uns das ansehen, was wir einen Pilz nennen, scheint all das auch wahr zu sein. Aber der wahre Pilz lebt unter der Erde. Er ist ein Geflecht, ein Netzwerk ohne Zentrum, das Rhizom genannt wird, und es ist unmöglich, die Zukunft vorherzusagen, da das Rhizom von jedem Punkt aus wächst, und auf die Vergangenheit zu schließen, da es durchaus mehrere Ursprünge haben kann, die zusammengewachsen sind, oder einen, der von allen anderen Teilen nicht zu unterscheiden ist.

    Es sind nicht einmal die sichtbaren Früchte, die die Knoten eines Netzwerks definieren. Die verbindenden Teile definieren die Struktur, ähnlich wie Iain McGilchrists Konzept der Betweenness, bei dem Beziehungen den Dingen, die sie verbinden, vorausgehen.

    Wir alle kennen eine interessante Struktur mit einem rhizomatischen Charakter: das Internet. Du kannst einzelne Knotenpunkte aus der Struktur eliminieren, ohne dass es eine Auswirkung hat. Zugegeben, wenn du alle Domain Name Server eliminierst, müssen wir wieder IP-Adressen statt URLs verwenden, aber das System würde immer noch funktionieren.

    Wir kennen vielleicht historisch gesehen den Ursprung des Internets, aber diese Knotenpunkte wurden schon vor langer Zeit abgeschafft, und das Internet wächst von jedem Punkt aus, von dem es wachsen will.

    Schauen wir uns nun einige bekannte Organisationsformen an und wie sie sich unterscheiden. Einerseits haben wir traditionelle Nachrichtenorganisationen wie Fox News oder die BBC, andererseits Twitter.

    Wir lernen gerade aus dem Prozess gegen Fox News, dass solche Organisationen Gatekeeper und redaktionelle Richtlinien von irgendwo oben in der Hierarchie haben. Fox News und die BBC sind arboreszente Organisationen.

    Die Politik hat insbesondere während Covid-19 versucht, dasselbe mit Twitter zu tun. Twitter wurde gezwungen, seine Inhalte zu kontrollieren, aber das ging nicht gut. Während Fox News alle seine Journalistinnen und Journalisten einstellt und durch Stellenbeschreibungen und Gehälter kontrollieren kann, was sie berichten, hat Twitter keine solchen Hebel, um seine Nutzerinnen und Nutzer zu kontrollieren.

    Twitter als Unternehmen hat eine baumartige Struktur, und sein Verhalten hängt von den Besitzverhältnissen ab, genau wie das Verhalten von Fox News. Aber das Produkt namens Twitter ist ein rhizomatischer Organismus, der sich der Kontrolle entzieht, abgesehen von der Selbstkontrolle durch Funktionen wie Folgen, Liken, Retweeten und Blockieren. Es gibt einige Funktionen wie das Bannen, mit denen das Unternehmen lokale Gesetze durchsetzt, aber die Moderation ist ein mühsamer Kampf, der immer zu spät kommt, da sie erst reagieren kann, wenn der Inhalt bereits veröffentlicht ist.

    Trotzdem versuchen wir, Social-Media-Unternehmen dazu zu zwingen, Werkzeuge aus einem anderen Zeitalter wie Zensur, redaktionelle Richtlinien und Gatekeeper zu übernehmen und umzusetzen.

    Und was ist mit der Kirche?

    Wie ich eingangs sagte, hat die Kirche die Bibel durch die Linse von Fox News und mit dem Verständnis der BBC gelesen – um bei der Metapher zu bleiben. Wir haben die baumartige Struktur eingeführt, durch die wir die Welt zu sehen gewohnt waren. Und sie hat uns gute Dienste geleistet, genauso wie die altmodischen Medien.

    Aber ich glaube, dass sich die Zeiten ändern. Man könnte jetzt sagen, dass es keinen Grund gibt, die Welt zu kopieren und jedem neuen Trend zu folgen, den sie hervorbringt. Und ja, rhizomatische Strukturen könnte man durchaus als einen Trend bezeichnen.

    Lass mich dir eine Frage stellen. Hat Gott es mit der Kirche oder mit der Menschheit zu tun? Möchte er alle Menschen zu sich ziehen? Investiert er in alle Menschen? Können auch Ungläubige grossartige Ideen haben?

    Wir sind an einem Punkt, an dem Gott mit uns allen einen Schritt weiter gehen will. Er hat in der Reformation begonnen, uns von den gottgegebenen hierarchischen Strukturen wegzuführen, aber wir haben das nur auf unsere Lehre angewandt, und auch das nur teilweise. Er hat den Geist und die Gaben des Geistes an alle verteilt und damit einmal mehr angedeutet, dass es nicht um Positionen, Hierarchien und Institutionen geht, sondern um den Einzelnen in einer Gemeinschaft.

    Meiner Meinung nach hat Gott uns an einen Punkt geführt, an dem wir rhizomatische Strukturen annehmen sollen.

    Nicht vollständig, denn in den Rhizomen, die wir kennen, haben die Knoten und Kanten eine grundlegende Funktion, keine große Individualität und die Aufgaben, denen sie dienen, sind eher einfach – ohne die Komplexität der Natur herunterzuspielen.

    Die Knoten in unserem Rhizom sind sehr fähige, selbstbewusste und begabte Menschen mit einer grossen Vielfalt. Auch die Aufgaben, denen wir uns stellen, sind vielfältig und komplex.

    Ich schlage eine Rhizomstruktur ohne strukturelle Hierarchie vor, sondern eine zeitlich begrenzte lokale natürliche Führung. Damit meine ich, dass gewisse Menschen die Gelegenheit ergreifen, wenn die anstehende Aufgabe ihre individuellen Fähigkeiten erfordert, und danach zurücktreten und die Führungsstruktur wieder abbauen, bis eine andere Situation eine andere Struktur mit anderen Exponenten erfordert.

    Innerhalb dieser Struktur kann es baumartige Unterstrukturen geben – wie die sichtbaren Pilze. Kinder brauchen das, und die Kinderarbeit könnte eine hierarchischere, dauerhaftere Struktur haben.

    Fügen wir dem Bild eine weitere Struktur hinzu, die für einen dynamischeren Fluss sorgt – den Schwarm.

    Schwärme sehen aus, als wären sie gut organisiert, aber Forscher haben herausgefunden, dass keine zentrale Intelligenz für das wunderbar komplexe und scheinbar geordnete Verhalten der Schwärme verantwortlich ist.

    Schwärme hängen von drei lokalen Regeln ab, die sich zwischen etwa sieben Individuen abspielen. Sie lauten:

    • Zusammenhalt: Jedes Mitglied versucht, nahe bei den anderen Vögeln im Schwarm zu bleiben. Wenn sie ihre Nachbarn registrieren, versucht diese Regel, jedes Mitglied in die Mitte des von seinen Nachbarn definierten Raums zu bringen.
    • Ausrichtung: Jedes Mitglied fliegt in eine bestimmte Richtung. Wenn sie andere Vögel sehen, versucht jeder Vogel, seine Flugrichtung an seinem unmittelbaren Nachbarn auszurichten.
    • Trennung: Wenn die Mitglieder zu dicht beieinander sind, versucht diese Regel, einen ausreichenden Abstand um jeden Vogel zu halten, um Zusammenstösse zu vermeiden. (Das kann sogar dazu führen, dass neue Nachbarn gefunden werden, mit denen ein Zusammenhalt und eine Ausrichtung möglich ist).

    Noch einmal: Der Schwarm allein spiegelt nicht die Komplexität seiner Individuen wider, wenn wir von Menschen sprechen. Aber er benötigt auch keine zentrale Kontrolle oder hierarchische Strukturen, um der Kirche ein dynamisches Verhalten zu verleihen.

    Ich sehe die Kirche wie ein Rhizom wachsen und sich organisieren, wie ein Schwarm in Bewegung sein, eine lokale, zeitlich begrenzte, auf Fähigkeiten basierende Leitung haben, wenn eine Situation es erfordert, und lokal begrenzte, baumartige Strukturen z. B. für die Kinderarbeit und Ähnliches.

    Und wenn du das Neue Testament und das Buch der Richter mit diesem neuen Blickwinkel betrachtest, wirst du historische Vorbilder finden.

  • Leiterschaft

    Das Prinzip der Leiterschaft entwickelt sich durch die Menschheitsgeschichte und ist heute noch in den verschiedensten Formen vorhanden, oft auch Führungsstil genannt.

    So gibt es

    • den Pater Familias oder Patron, der mit seinen Mitarbeitern umgeht wie ein fürsorgender Vater.
    • die Kommandantin, resolut bestimmt sie den Weg.
    • den Manager, kompetent mit Autorität.
    • die Unternehmerin, welche Ideen offen mit ihren Mitarbeitern diskutiert.
    • den Verbinder, der Wert auf persönliche Beziehungen legt und sich wie ein Gleicher unter Gleichen bewegt.
    • die Evolutionärin, die Kultur verkörpert, richtungsweisende Individualität besitzt, aber die Kontrolle den Menschen überlässt.

    Heute finden wir die ersten 5 Arten von Leiterschaft auch in der Kirche und Gemeinde. Dabei sind die ersten drei, der familiäre Patron, der Kommandant, und der Manager wohl sehr häufig vertreten, und ich verwende in dieser Liste explizit nur die männliche Form, weil sie in der Gemeinde doch den fast ausschliesslichen Hauptharst der Leiterschaft ausmachen.

    Warum gibt es eigentlich diese verschiedenen Typen? Eine erste Antwort wäre natürlich, dass wir als Menschen durch verschiedene Stufen des komplexen Denkens, durch verschiedene Weltanschauungen gewachsen sind. Und so bringt jede dieser Weltanschauungen eine Leitungsform hervor, die ihr entspricht.

    Ich kann einer Familie keinen Manager vorsetzen, auch wenn dies heute oft getan wird, aber der Bruch zwischen den Problemstellungen, Erwartungen und Lösungen ist zu gross. Wo Liebe und sich Kümmern erwartet wird, antwortet Kompetenz, Effizienz und Autorität.

    Wenn sich also eine Gemeinde als Familie sieht, dann braucht sie die pastorale Vaterfigur. Vielleicht ist es noch möglich, einen Kommandanten zu tolerieren, der einem auf die nächste Stufe bringen möchte.

    Eine Gemeinde, die sich als Gemeinschaft gleich Denkender, zum Beispiel als Anhänger der einen Wahrheit des einen Gottes und des Evangeliums sieht, wird normalerweise einen kompetenten, Lehrer als Manager, sattelfest in der Doktrin, oder vielleicht einen richtungsweisenden, vorangehenden Kommandanten, der autark und autoritär für die Einhaltung der Reinheit der Lehre steht, als Leiter haben.

    Doch immer mehr zeigt sich ein neues, evolutionäres Prinzip der Leiterschaft. Dafür muss ich etwas ausholen:

    Frederik Vetter, Professor für Kybernetik in München, hat Kybernetik in etwa so definiert, und ich paraphrasiere hier basierend auf meinen Erinnerungen meines Gespräches mit ihm:

    Ein Kybernetiker ist einer, der weiss, wo in einem komplexen System eine metaphorische Diabetesspritze gesetzt werden muss, damit die Selbstregulation wieder funktioniert.

    In dieser Definition fallen 99% der als natürlich empfundenen Leitungsaufgaben weg.

    Die Assoziation von Leiterschaft mit Kybernetik ist ja nicht abwegig, weil ja die Leitungsaufgabe nach 1Ko 12:28 (Gabe der Leitungen) eben kybernesis heisst.

    Interessanterweise beinhaltet der Vers im Korintherbrief diese Gabe der Leitungen, den Kybernetes oder Steuermann, neben den klassischen Funktionen Apostel, Prophet und Lehrer. Wir können davon ableiten, dass diese Gabe oder Aufgabe auch mit den anderen beiden Funktionen aus dem Epheserbrief nicht übereinstimmt, dem Evangelisten und Pastoren.

    Wir haben über die Jahrhunderte die Leitung einer Kirche oder Gemeinde auf jeweils eine Person reduziert, und diese Pfarrer, Priester oder Pastor genannt. Wir haben die Gabe der Leitungen also zusammengeführt mit einer alttestamentlichen Funktion der Stellvertretung (Priester), dem Menschen, der für die Nachbarschaft verantwortlich ist (Pfarrer), oder dem biblischen Amt des Pastoren, des Hirten.

    Manchmal haben wir dieser Person andere zur Seite gestellt, die sie übersehen (Bischof) oder sie beraten (Älteste).

    Doch wie könnte die Definition von Kybernetik uns helfen, ein neues Leiterschaftsverständnis aufzubauen?

    Der Kybernetiker ist keine feste Grösse im System, kein Kontrollzentrum, in welchem die Funktion des Systems definiert und gesteuert wird. Er ist der Beobachter, der helfend eingreift, wenn es nötig wird, aber die Komplexität des Systems und seine selbstheilenden, selbstregulierenden und selbstleitenden Mechanismen ehrt.

    Kybernetiker beobachten und analysieren das System, erkennen die Schwachstelle und intervenieren sanft, um sich dann wieder zurückzuziehen, weil das System jetzt wieder ausbalanciert funktioniert.

    In einer Gemeinde gehört der Leiter natürlich zum System, oft im Gegensatz zum modernen Kybernetiker.

    Was bedeutet das?

    Evolutionäre oder kybernetische Leitungsstrukturen werden bei Bedarf aufgebaut und danach wieder abgebaut.

    Doch wer leitet?

    Wahrscheinlich gibt es in der Gemeinde Menschen mit einer natürlichen Leitungsfähigkeit, aber auch für jedes Projekt Menschen, die für die Aufgabenstellung besonders begabt sind.

    Diese Menschen sind prädestiniert für die Leitung. Während in hierarchischen Leitungsstrukturen die Menschen mit Leiterschaftsfähigkeit und der Situation angepasstem Leitungsstil die „Richtigen“ sind, sind es bei temporären Leitungsstrukturen diejenigen, welche eine natürliche Autorität aufgrund ihrer Kompetenz und Begabung haben.

    Eine Gemeinde wird so zu einem Organismus, in dem ein stetiger Wandel der Strukturen stattfindet, die sich ständig an die neuen Herausforderungen und Aufgaben anpasst.

    Alle vorherigen Leiterschaftsmodelle finden darin, temporär oder lokal, Platz. Teile der Gemeinde können durchaus in einem anderen System funktionieren. So kann die Kleinkinderarbeit durch väterliche und mütterliche Menschen geleitet werden und die notwendige Konstanz bieten, die Pfadfinder oder Jungschar von Kommandanten des Abenteuers, die Sonntagsschule für die älteren Kinder durch kompetente Lehrer, und der gemeindeeigene Verlag von einer Unternehmerin, sowie die Arbeit für jüngere Erwachsene durch harmonischen Konsens.

    Die Gemeinde selbst wird zum Wachstumsort, zum Treibhaus der Ideen und Visionen in Selbstverwaltung mit temporären kybernetischen regulierenden sanften Eingriffen.

  • Drei Fragen zur Zukunft der Gemeinde

    Zu verschiedenen Zeiten hat der Mensch unterschiedliche Bedürfnisse, aber auch verschiedene Erklärungsmodelle für die Welt.

    Offensichtlich ist das Weltverständnis eines Dreijährigen ein anderes als das eines Erwachsenen, oder wir haben ein Problem.

    Das Verständnis wächst, und wir bauen auf dem auf, was wir bereits wissen. So gibt es zwei Arten, zu lernen: bei der einen Art fügen wir das neu zu Lernende in unser bereits vorhandenes Wissen ein, bei der anderen zwingt uns die neue Erkenntis, unser bereits Gelerntes neu zu überdenken.

    Unser Leben besteht aus langen Phasen, in denen die erste Art zu lernen überwiegt, und dazwischen aus Paradigmawechseln, wo Neues uns zwingt, unser Weltbild zu verändern.

    Die Idee sitzt gleichsam als Brille auf unsrer Nase, und was wir ansehen, sehen wir durch sie. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, sie abzunehmen.

    Ludwig Wittgenstein

    Ich möchte Wittgenstein hier ergänzen: bis wir durch unsere Lebensumstände dazu gezwungen werden. Und doch ersetzen wir sie nur durch eine neue Idee oder Brille.

    Dabei werden wir aber nicht alles über Bord werfen, was wir bis anhin gelernt haben, und doch werden wir auch das, was weiterhin Beständigkeit hat, mit anderen Augen sehen. Das neue Weltbild wird aufbauen auf dem, wie wir die Welt bis anhin sahen, dies aber vielleicht als etwas naive Vereinfachung oder als Spezialfall erkennen.

    In der Wissenschaft gibt es viele Beispiele dafür, das Bekannteste ist wahrscheinlich die Newtonsche Physik als Spezialfall der Relativitätstheorie, die sich dann zur Quantenphysik entwickelte. (Dieser Satz ist sicher keine für einen Physiker genügende Darstellung, für den Layen aber hoffentlich nachvollziehbar.)

    In unserer sicht- und erfahrbaren Welt bietet die Newtonsche Physik die notwendigen Gesetze, um mit genügend hoher Genauigkeit sinngebend für die Vorgänge um uns herum zu sein. Sie erlaubt sogar recht gute Voraussagen für das physikalische Verhalten.

    Nicht so im ganz Grossen und im subatomaren Bereich, wo die Quantenphysik gerade das Fehlen von Determinismus zeigt.

    Genau so können wir aufzeigen, dass kleine Kinder kein Konzept für zukünftige Belohung haben, etwas grössere dafür schon. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, momentanes Verhalten mit zukünftigen Erwartungen steuern und im Zaum halten zu können: wenn ich dieses Bonbon jetzt nicht nehme, erhalte ich später wie versprochen zwei. Wenn ich jetzt brav bin und die Welt erleide, dann komme ich in den Himmel.

    Gott selber hat die Menschheit auf einen wachstümlichen Pfad der Erkenntnis gesetzt. Wir mussten zuerst lernen, zwischen uns und anderen zu unterscheiden, um dann zusammen leben zu können. Später lernen wir, entgegen der Familie eigene Entscheidungen zu fällen, um uns danach durch Moral und Ethik in grössere Verbände und Gemeinschaften einordnen zu können. Wir brechen wieder aus und erkennen den Wert unser selbst, und später auch der anderen. Ich habe die Prinzipien an anderer Stelle bereits aufgezeigt.

    Die Gemeinde ist in einer interessanten Stellung. Sie ist das Werkzeug, welches Gott gebrauchen möchte, um diese Welt zu verändern, sagen wir. Aber ist das so auch richtig?

    Die Gemeinde, wie sie heute verstanden wird, ist das Werkzeug, um Menschen, welche noch nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden können, bzw. richtig und falsch in egoistischen Kategorien selber definieren, mit einer gottgegebenen Moral und Ethik bekannt zu machen.

    Die Gemeinde lehrt dem egoistischen Machtmenschen, dass es eine höhere Instanz gibt, die Ordnung stiftet. Sichtbar ist dies wunderbar in der Geschichte des Exodus.

    Gott besiegt als Machtgott die ägyptischen Götter und das ägyptische Heer, und versorgt, behütet, beschützt, lenkt, erzieht und bestraft das Volk Israel wo nötig während der Wüstenwanderung. Sie erleben Gottes Macht und seine Wunder.

    Nach einem Leben in einer Kultur der Macht, die nach dem Gesetz des Dschungels funktionierte, waren Machtdemonstration und Wunder notwendig, um den Israeliten die Existenz des einen wahren Gottes nahe zu bringen.

    Noch heute geschehen Zeichen und Wunder in Kulturen, die sich von Machtstrukturen und Stammeskulturen weiterentwickeln. Wieder zeigt sich Gott den Menschen als höhere Instanz.

    Die Folge daraus ist ein System der Ordnung, der Hierarchie, der gottgegebenen Erklärungen, der absoluten Wahrheit.

    Dies ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Menschheit, aber nicht das Ziel. Gott möchte uns zu reifen Söhnen und Töchtern machen, mit denen er Gemeinschaft haben kann, nicht zu hierarchisch geordneten Untertanen und Mitarbeitern, die das Richtige tun, weil Gott es so will (oder der Pastor es so sagt).

    Kann die Gemeinde uns weiterführen?

    Als nächstes möchte Gott, dass unser Gottesbild stirbt und unser Selbstbild wächst: weniger egoistisch als in einer Machtstruktur, aber auch weniger angepasst und sklavisch als in einer gottgegebenen Hierachie.

    Und danach kommen weitere Schritte, die die Gemeinde heute nicht nur nicht erkennt und befürwortet, sondern wohl kaum gehen kann.

    Für mich ergeben sich drei Fragen aus dieser Situation:

    1. Wie bereiten wir das durchschnittliche Gemeindemitglied auf den nächsten grossen Paradigmawechsel vor?
    2. Wie sieht eine Gemeinde aus, die Menschen anzieht, welche den nächsten Paradigmawechsel bereits vollzogen haben und sich darum entfremdet haben von der real existierenden Gemeinde?
    3. Wie sieht eine Gemeinde aus für Menschen, welche ihre Kinder in der selben Gemeinde organisch durch all die Entwicklungsstufen wachsen lassen wollen, auch wenn sie diese Paradigmen bereits selbst durchlaufen und deren Begrenzungen erkannt haben?

    Vielleicht ist es die Beantwortung dieser dritten Frage, welche uns mögliche Antworten für die ersten beiden liefern kann.

    In den Worten von Spiral Dynamics: wie sieht eine integrale Gemeinde aus, die es dem Kind erlaubt, Ordnungsstrukturen und Moral zu lernen, statt antiautoritär erzogen zu werden, obwohl die dazu notwendige Selbstbeherrschung und zwischenmenschlichen Wertmassstäbe noch wesentlich zu komplex sind für das Kind, nur weil die Eltern diese Entwicklungsstufe erreicht haben.

    Wie kann eine gelbe Gemeinde Menschen an dem Ort abholen, wo sie sind, und sie vMeme um vMeme weiter begleiten? Wie kann die Gemeinschaft des Second Tier Menschen helfen, schlecht integrierte frühere vMeme zu stärken?

    Vielleicht wird die Antwort sein, dass wir ein organisches Netzwerk verschiedenster Gefässe brauchen, die in individueller Art durchlaufen werden können und die es gelernt haben, Menschen weiterzureichen, wenn die Zeit gekommen ist. Aber ich möchte hier die Antwort nicht vorwegnehmen.

    Wenn wir wissen, wie eine blaue Stufe in einem solchen organischen Gebilde aussehen könnte, gibt uns das vielleicht Ideen für die Neugestaltung der heutigen Gemeinde. Genau so könnten die Programme für Orange und die Gesprächskreise für Grün als Modell für eine relevante Gemeinde in dieser Zeit dienen.

    Zu lange haben wir versucht, die Gemeinde durch eine Neubenennung der ewig gleichen Kategorien von richtig und falsch für eine Gesellschaft relevant zu machen, die weiss, dass es richtig und falsch gibt, dass die Grenzen aber nicht schwarz und weiss sind. Wie sagt es Rumi: Hinter Richtig und Falsch gibt es ein Feld. Da treffen wir uns.

    Integrieren und transzendieren. Darum geht es. Das Gelernte nicht verwerfen, sondern wo notwendig zu überdenken, anzupassen, darauf aufzubauen, und weiter zu wachsen. Und manchmal sieht es so aus, als ob Geliebtes stürbe, und doch entdecken wir es später in einer wertvolleren Form wieder. Tod und Auferstehung in einer anderen Form.

    Vielleicht ist es Zeit, dass die Gemeinde in der uns bekannten Form und unser Gottesbild sterben und neu gefunden, erfunden, gedacht und entdeckt werden. Nicht für alle, aber für die, für welche die Zeit gekommen ist.

  • Was ist eine Freikirche

    Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist eine brennende Kirche.

    Buenaventura Durutti

    Freikirchen sind christliche Kirchen, welche nicht Staatskirchen sind. So einfach ist das. Und da werden die Definitionen kompliziert.

    Wofür stehen wir dann? Worin unterscheiden wir uns? Warum gerade diese Freikirche und nicht die andere im nächsten Dorf? Hauskirchen, denominationelle Gemeinden, Netzwerke, Unabhängige?

    Der Ansatz dieses Artikels ist schwierig zu verdauen für manche. Ich hoffe, dass Sie bis zum Schluss dabei bleiben, denn mein Fazit ist ein anderes, als Sie zwischenzeitlich vermuten werden.

    Leider ist es so, dass Freikirchen, oder wie sie in der Schweiz genannt werden, Gemeinden so unterschiedlich und zahlreich daherkommen, wie Lebensmittelhändler. Und ähnlich wie diese versuchen sie sich gegeneinander abzugrenzen – auch wenn sie das oft nicht zugeben.

    Wie entstanden eigentlich so viele Gemeinden und Denominationen (hierarchische Verbände gleichartiger Gemeinden, oft mit demselben Namen)?

    Dies geschah auf drei Arten: Entweder entdeckte jemand in der Bibel oder durch Offenbarung eine Wahrheit, die Gott in dieser Zeit betonen oder wiederherstellen wollte, oder man geriet sich wegen eines theologischen oder nicht-theologischen Aspekts in die Haare. In beiden Fällen gab es Menschen auf beiden Seiten, z.B. Bewahrer und Pioniere.

    Die dritte Art ist, wenn man in einem neuen Gebiet oder für eine neue Demographie eine Gemeinde macht, ohne in Konkurrenz zu anderen zu stehen.

    In einer Kultur, in der die Zugehörigkeit zum Leib Christi, also das Recht, Gottes Kind zu heissen und in den Himmel zu kommen, über die Befolgung gewisser Handlungen und eines gewissen Lebensstils erreicht wird, muss sich jede Gemeinde gegenüber der anderen abgrenzen. Das geschieht über unterschiedliche Auslegungen der Bibel zu Themen wie Taufe, Lobpreis, Leitungsstrukturen, Heiliger Geist, Gebet, Fürbitte, Predigtstil, Reaktion auf kulturelle Phänomene und Entwicklungen, Grösse, Versammlungsort und Häufigkeit, und so weiter.

    Manchmal geschieht es auch auf eine ganz andere Weise: eine Gemeinde sieht einen Auftrag, der sich wesentlich von dem anderer Gemeinden unterscheidet.

    Die Gemeinde entstand in einer Weltanschauung, genannt Tradition, in welcher Ordnung, Hierarchie und Regeln das Leben bestimmten. Wir sehen das historisch am besten, wenn wir uns überlegen, dass das Christentum aus dem Judentum entstand. Es war die Zeit des Gesetzes.

    Bis heute hat die Gemeinde das Neue Testament so ausgelegt, dass es einen teilweise neuen Satz von Regeln schuf, indem Jesus gewisse Gesetze des Alten Testaments aufhob, andere bestätigte, und neue stiftete. Paulus hat auf diese Gefahr bereits im Galaterbrief hingewiesen. Er fragte die Galater gerade heraus: wer hat Euch verhext? Meint Ihr wirklich, durch Regeln und Gesetze gerettet zu werden?

    Kurze Zeit darauf wurde die Kirche verstaatlicht und erhielt ein ganz neues Gesicht. Neben dem Kanon der Bibel wurden Katechismen und Regelwerke geschaffen, wie die Kirche zu funktionieren habe und die Bibel zu interpretieren sei. Dabei hatte gerade diese Bibel darauf hingewiesen, dass das Geschenk des Heiligen Geistes an uns alle Priesterschaft und Lehrer hinfällig werden liess.

    Als Luther mit seiner alternativen Auslegung die Pforten öffnete, ging die Spalterei, ja die Haarspalterei los. Gemeinden wurden am Laufmeter gegründet.

    In den letzten Jahrzehnten gibt es erfreulicherweise Bewegungen innerhalb der Gemeindelandschaft, Gemeinsamkeiten zu suchen und zusammen zu arbeiten. Ein Schritt in die richtige Richtung.

    Und doch: ein grundlegendes Problem bleibt.

    Solange wir glauben, dass unsere Interpretation der Bibel die absolute Wahrheit darstelle, solange wir daran festhalten, dass wir etwas zu unserer Rettung beitragen müssen, werden wir unterschiedliche Auffassungen haben. Das ist kein Problem, solange wir uns deswegen nicht verurteilen oder ständig belehren wollen.

    Also, da stehen Sie nun, Sie moderner Mensch, der glaubt, dass Gott eine menschliche Erfindung ist, um auf die einfache Art zu erklären, was die Wissenschaft schon erklärt oder eben noch nicht erklärt hat. Auf Englisch ist das the God of the gap. Ihrer Ansicht nach machen es sich die Menschen einfach mit dieser Erklärung, sie müssen so nicht denken. Dabei ist die Welt doch rein materialistisch und schon Nietzsche hat den Tod Gottes deklariert.

    Zwei Beobachtungen bestärken Sie in Ihrer Ansicht: Wenn es Gott gäbe, würde er sich offenbaren und es gäbe nicht so viele Lehrmeinungen. Und würden die Christen ihre Bibel ernst nehmen, würden sie nach Einheit streben und sich nicht gegenseitig bekämpfen.

    Oder Sie, der postmoderne Typ, der glaubt, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Eigentlich ist es ja richtig, jeder darf nach seiner eigenen Façon glauben, aber dies dann missionarisch von anderen zu verlangen und sich gegenseitig den rechten Glauben abzusprechen? Wo bleibt da die Liebe, die sich in Toleranz und Bescheidenheit ausdrückt? Und woher nimmt jemand die Frechheit, zu glauben, etwas besser zu wissen und darum leiten zu dürfen?

    Und natürlich fragen Sie sich beide: wie kommt er jetzt aus diesem Dilemma raus, dieser Ecke, in die er sich selbst manövriert hat. Jetzt muss er sich selbst und seine Gemeinde nämlich abgrenzen gegenüber all dem Gesagten, und tut es so selbst! Ha, erwischt.

    Vielleicht habe ich nicht den richtigen Ton getroffen bis jetzt, aber ich möchte von Herzen sagen, dass ich dankbar bin für jede Gemeinde, die es gibt.

    Ein Mensch durchlebt in seinem Leben verschiedene Weltanschauungen und lernt, mehr und mehr zu verstehen, sich seinen Lebensumständen mehr und mehr zu stellen, und immer komplexere Probleme zu lösen.

    Jeder sieht dies in Kindern. Ein Baby kommt mir ein paar Grundreflexen auf die Welt: der Saugreflex, oder wie es zugreift, wenn man den Finger in seine Händchen legt, und einer grossartigen Fähigkeit, andere zu imitieren. Schon kurz nach der Geburt kann man dem Baby die Zunge herausstrecken, und es macht dasselbe! Eine enorme Leistung.

    Diese und andere Basisfähigkeiten ermöglichen es dem Baby, auf die Umwelt zu reagieren und zu lernen. Über die Jahre hinweg lernt es grundsätzliche Tätigkeiten und abstrahiert davon Prinzipien.

    Mit etwas über 2 Jahren kann man dem Kind sagen, dass es den Teddy ins Regal an den freien Platz stellen, dass es Lego in die Kiste werfen soll. Mehrere solche Tätigkeiten können nun verbunden werden mit dem abstrakten Begriff aufgeräumt. Und bald schon versteht das Kind die Aufforderung: räum Dein Zimmer auf.

    Und wir wissen alle: so geht es hoffentlich weiter.

    Das Kind erlebt zuerst die Familie und erfährt so Sicherheit, denn diese Menschen lieben es.

    Aus dieser Sicherheit heraus entdeckt es die etwas weitere Welt und stellt sich anderen Kindern und Erwachsenen. Es testet auch seine Grenzen aus.

    Durch Strukturen und Regeln lernt es, sich so zu benehmen, dass auch Menschen ausserhalb der Familie es mögen. Es kann nun zu einer Gruppe gehören, welche es nicht a priori lieben müssen. Doch es lernt auch, dass diese Zugehörigkeit fragil ist. Das Befolgen der geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze ist enorm wichtig, um nicht ausgestossen zu werden. Willkommen in der traditionellen Weltanschauung.

    Aber nur die Tatsache, dass der junge Mensch gelernt hat, sich einzugliedern, zu gehorchen, und eine moralische Vorstellung entwickelt hat, macht es möglich, dass er sich ein zweites Mal emanzipiert. Was beim ersten Mal noch über Kraft geschah, geschieht nun über Fähigkeiten. Die Moderne.

    Doch wächst das Bewusstsein, dass dieser Individualismus durchaus negative Folgen für die Welt und für andere Menschen hat, und ein neues Bewusstsein für menschliche und spirituelle Werte erwacht. Die Postmoderne.

    Jede dieser Stufen braucht die entsprechenden Strukturen, um sich entwickeln zu können: 

    • die Familie, in die man erst hineinwächst, um dann ausbrechen zu können.
    • das Machtgefüge, das man zuerst zu bezwingen sucht, um sich dann einzuordnen.
    • die Interessengemeinschaft, der man zuerst anzugehören lernt, um sie dann zu verlassen.
    • die Firma, Wirtschaft oder Wissenschaft, in der man sich beweisen kann, um dann die Folgen seines Handelns zu erkennen.
    • die Partei, die Bewegung, das Thema, dem man sich hingeben kann, um dann zu erkennen, dass es all das vorherige gleichzeitig braucht.

    Die Gemeinden sind nun genau diese Interessengemeinschaften des Glaubens, die ein Mensch in einer gewissen Stufe seines Lebens braucht. Gemeinden haben im Allgemeinen einen starken Familiensinn und sind deshalb Interessengemeinschaften, welche eine gewisse Toleranz für ausbüchsendes Gehabe haben, aber auch das Gegenmittel kennen: Ordnung und Struktur.

    Anders gesagt: gesunde Gemeinden führen einem durch die ersten Stufen der Entwicklung.

    Gemeinden sind äusserst wertvoll. Und gerade ihre Abgrenzung zu anderen, ihre Regelwerke lehren uns, wie wir Entscheidungen rational fällen können, auch wenn aus moderner Sicht das Regelwerk doch etwas mythisch, aus postmoderner Sicht etwas patriarchalisch daherkommt.

    Doch können diese Gemeinden moderne und postmoderne Menschen oft nicht abholen. Und da wir in einer Welt leben, in der Moderne und Postmoderne existieren, wachsen Gemeindemitglieder oft über diese Weltanschauung hinaus.

    Es braucht demnach andere Gefässe, nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.

    Die wichtigste Erkenntnis ist das Prinzip von transcend and include: über etwas hinauswachsen, das man sich aber gleichzeitig einverleibt. Jede der erlernten Fähigkeiten hat seinen Platz im erweiterten Rahmen der nächsten Erkenntnis. Ein paar Beispiele:

    Es gibt die eine absolute Wahrheit, die wir individuell und subjektiv erfahren und erkennen.

    Es braucht in gewissen Situationen Hierarchien, die wir aber wieder abbauen, wenn sie ihren Dienst getan haben. Und es gibt natürliche Hierarchien.

    Wissenschaftliche Erkenntnis führt uns zu einer Entmythisierung unseres Gottesbildes, damit wir ein grösseres entwickeln können.

    Entscheidungsfähigkeit und Kampf sind wichtige Elemente im Rahmen einer disziplinierenden Ordnung und eines aufgeklärten Menschenbildes.

    Wie sehen wir nun solche Gemeinschaft in Zukunft?

    Wir bieten gemäss unseren Begabungen die verschiedensten Dinge an: Versammlungsort, Gespräche, Lehrdialoge, Lektionen. Dabei können wir Einblick geben in unsere Leben, die wir mehr oder weniger erfolgreich geführt haben bis jetzt, und sind gerne bereit, unsere Weisheit und unsere Fehler zu teilen.

    Wir hoffen, dass Sie das Selbe für uns tun werden, so dass wir miteinander wachsen können.