Kategorie: Leiterschaft

  • Den Auftrag verpasst

    Er hat die einen als Apostel, die anderen als Propheten, wieder andere als Prediger und schließlich einige als Hirten und Lehrer eingesetzt.

    Epheser 4:11

    Heute möchte ich eine Geschichte erzählen, die ich selber über die letzten Jahre erlebt habe.

    Ich war Mitglied eines apostolischen Netzwerks. Dieses Netzwerk hat vor ca. 24 Jahren einen Auftrag erhalten.

    Gott wollte, dass das Netzwerk von einem stark hierarchischen Leitungsmodell auf ein durch ein Team geleitetes Modell umstellte. Als Vorlage sollte der fünffache Dienst verwendet werden, wie er in Epheser 4 beschrieben wird.

    Dabei handelt es sich um fünf Persönlichkeiten, die sich nicht nur darin unterscheiden, dass sie unterschiedliche Titel tragen. Sie haben tatsächlich vollständig unterschiedliche, sich ergänzende Persönlichkeitsmerkmale.

    Es ist genau diese Ergänzung in der Unterschiedlichkeit, die es ihnen erlaubt, jeden zu erreichen, sich aber auch gegenseitig zu unterstützen und im Zaun zu halten.

    Doch warum ein solches neues Modell? Eigentlich war die Gemeinde gar nie dafür gedacht, ein hierarchisches System zu haben. Erst die Übernahme der Gemeinde durch den römischen Staat hat dies zementiert. Seither können wir das aus der Bibel sehr gut rechtfertigen, denn hat nicht Jesus selber Petrus als Leiter der Gemeinde eingesetzt?

    Man könnte natürlich auch argumentieren, das Petrus ein Stein ist, und der Fels, auf den die Gemeinde gebaut wird, die Erkenntnis ist, dass Jesus Gottes Sohn ist.

    Dann wäre Petrus höchstens noch der Erste, der diese Erkenntnis hatte. Abgesehen natürlich von Maria und Josef, Elisabeth, den Königen, den Hirten, Hanna und Simeon, Johannes dem Täufer, den Jüngern von Johannes dem Täufer, ein paar Besessenen oder Kranken, usw.

    Wir könnten dann aber noch wegen der Pfingstrede von einer Hierarchie der Gemeinde sprechen, als Petrus predigte. Aber ist es nicht so, dass alle 12 zusammen aufgestanden sind?

    Bleibt die Apostelgeschichte. Es ist die Geschichte des Paulus, eventuell geschrieben als Verteidigungsschrift vor dem Gericht in Rom. Steht er vielleicht deshalb im Mittelpunkt?

    Die Briefe des Paulus beschreiben ihn oft als Bittsteller. Er selber beschreibt sich als Mutter, die für ihre Kinder sorgt.

    Gleichzeitig lebte Paulus in einer Zeit, in der die Menschheit Moral und Ethik lernte, Ordnung und Regeln, aber auch das Zusammenleben in der grösseren Gemeinschaft, die nicht nur durch Blutsverwandtschaft zusammengehalten werden. Diese Art von Weltanschauung war schon relativ gefestigt, wurde aber immer wieder durch barbarische und tyrannische Rückschläge herausgefordert.

    Paulus brachte der Gemeinde eine gewisse Struktur, ging dabei aber in deren Art über das bekannte Modell hinaus, soweit er konnte. Doch seine, und vor allem die nachfolgenden Generationen, haben dies nicht verstanden und eine strenge Hierarchie eingerichtet, welche dann durch das römische Reich gefestigt wurde.

    Doch zurück zu meinem ehemaligen Netzwerk. Die ursprüngliche Gemeinde wuchs aus der „Word of Faith“-Bewegung. Diese Bewegung ist dafür bekannt, ein stark auf den Senior Pastor ausgerichtetes Leiterschaftsmodell zu haben. Sie ist nicht ganz so autokratisch, wie das Shepherding Movement es war, aber nicht weit davon entfernt.

    Der Leiter dieser Gemeinde also hatte die Vision, dieses steile hierarchische Modell abzuflachen und ein Team im Sinne des fünffachen Dienstes einzusetzen.

    Mit dieser Vision gingen sehr viele Prophetien einher. Es ging um geistliche Erweckung, grosse, wirklich grosse Finanzströme, Heilung und mehr.

    Ein solcher Umbau einer Leitungsstruktur ist schwierig, da die bestehenden Modelle gerade in traditionellen, konservativen Kulturen schon sehr lange bestehen und mit einer guten theologischen Begründung untermauert werden.

    Dies zeigte sich daran, dass unser Netzwerk fast alle Beziehungen verlor und von früheren Freunden geächtet wurde, weil sie sich gegen die gottgegebene Struktur wendeten. Gesalbte Leiter in Form eines sogenannten gesetzten alleinigen Leiters waren die Form, wie Gott die Gemeinde bauen wollte. Alles andere war Häresie.

    Der fünffache Dienst wurde von den anderen Gemeinde durchaus anerkannt. Jeweils ein Mitglied des fünffachen Dienstes war als Senior Pastor anzuschauen, meist der Apostel. Die anderen dienten in der zweiten Reihe, oder es gab nur diesen einen, und der Dienst ergänzte sich überregional.

    Alle fünf in einem Team zusammenzufassen, mit dem Ziel, die Gemeinde gemeinschaftlich mit geteilter Verantwortung zu leiten, und sogar noch die Titel abzuschaffen – das war Blasphemie. Vor allem das mit dem Titel, denn wie könnte man den Gesalbten so noch die notwendige Ehre erweisen und die Distanz zu den gewöhnlichen Mitgliedern wahren.

    Als ich das Netzwerk kennenlernte, war die Vision bereits 7 Jahre alt. Es lief harzig, aber der Hauptleiter war ein sehr charismatischer Typ, der mir die Vision sehr gut verkaufen konnte – und manches im Glauben als schon umgesetzt anpries, was noch weit davon entfernt war.

    In der Schweiz werden Gemeinden weit weniger hierarchisch geführt als in Nordamerika. Als ich dem Netzwerk beitrat, fügte ich mich deshalb in eine steilere Hierarchie ein, als ich es gewohnt war, weil ich die Vision teilte und mir erhoffte, dass sie in der Zukunft zu einer flachen Hierarchie und vielleicht in der nächsten Generation zu einer im Prinzip hierarchielosen Gemeindestruktur führen könnte.

    Mir war bewusst, dass eine neue Gemeinde, die erste dieses Netzwerks auf einem anderen Kontinent, mit nur einem Ehepaar, das die bisherigen Änderungen durchlebt hatte, erst einmal stark von diesem Ehepaar abhängig sein würde.

    Meine Frau und ich wurden von unserer alten Gemeinde ausgesendet, um mit diesem Ehepaar zusammen eine neue Gemeinde zu gründen.

    Es sollte ein paar Jahre dauern bis wir in Leiterschaft waren. Nach 10 Jahren wurden wir in die Ältestenschaft eingesetzt und ich wurde als Lehrer im Sinne des fünffachen Dienstes anerkannt. Es schien so, als ob eine gemeinsame Leiterschaft nun langsam möglich wäre.

    In Kanada war die ursprüngliche Gemeinde an ein junges Ehepaar übergeben worden und die ehemaligen Teammitglieder hatten jeweils eine eigene Gemeinde übernommen. Natürlich war klar, dass es eine gewisse Zeit dauern würde, bis sie jeweils wieder eigene Leiterschaftsteams gebildet hätten.

    Doch die Hälfte der Gemeinden ging ein, ohne das auch nur der Versuch unternommen wurde, andere zu fördern. Im Gegenteil: die Schweizer Gemeinde war die einzige, die Älteste eingesetzt hatte.

    Die Kommunikation zwischen den Gemeindeleitern kam ins Stocken. In den regelmässigen Konferenzschaltungen ging es nur noch darum, Erlebnisse auszutauschen zu Krankheitsfällen bei den Mitgliedern oder über das letzte Basketballturnier. Und so wurden die Gespräche eingestellt.

    Die Gemeinden wurden alle von Finanzproblemen geplagt, hatten viele kranke Mitglieder, und gleichzeitig eher Mitgliederschwund als explosives, erweckliches Wachstum. Dies wurde damit erklärt, dass der Teufel einen immer im Bereich der jeweiligen Berufung angreift.

    CoViD-19, der Lockdown, weitere interne Probleme haben dazu geführt, dass all die Änderungen an der Leiterschaftsstruktur, die noch nicht aufgegeben worden waren, zurückgenommen wurden. Der Leiter des Netzwerks in der einzigen übrig gebliebenen kanadischen Gemeinde und der Pastor in der einzigen nicht-kanadischen Gemeinde haben die Zügel definitiv wieder in die Hand genommen. Abweichler wurden ausgeschlossen oder so weit gebracht, dass sie das Netzwerk verliessen. Ich möchte hier auch offenlegen, dass ich vor die Wahl gestellt wurde, mich entweder zu 100% unter die Leitung des lokalen Pastors zu stellen oder zurückzutreten. Ich bin gegangen.

    Warum erzähle ich das alles?

    Es geht mir darum, dass Visionen und Prophetien voneinander abhängig sind. Und sie sind abhängig davon, ob der Auftrag Gottes umgesetzt wird oder nicht.

    Die Bibel sagt uns, dass Gott Begabungen nicht zurücknimmt. Darum sind Begabungen kein Beweis dafür, dass man auf Kurs ist.

    Ich glaube, dass Gott Folgendes vor hatte:

    Er suchte eine Gruppe von Pionieren, welche es schaffen würden, eine erste Speerspitze der Gemeinde zu bilden, die sich aus dem traditionellen Verständnis von Leiterschaft, aber auch der entsprechenden Interpretation der Bibel lösen könnte. Sie sollten die Gemeinde reformieren. Ein Wort, dass uns wiederholt gegeben wurde, war, das Gott das, was er vor 500 Jahren in der Schweiz begonnen hätte, zu Ende führen wolle. Vor 500 Jahren begann die Reformation unter anderem mit Zwingli in Zürich.

    Er wollte die Gemeinde in die Reife führen, wie es in Epheser 4 steht. Dazu wollte er die Begabungen des fünffachen Dienstes brauchen, aber nicht im hierarchischen oder alttestamentlich priesterlichen Sinne. Es sollte nicht mehr ex-cathedra von der Kanzel verkündigt werden, wie Gott sich ein göttliches Leben vorstellt. Es sollte gemeinschaftlich gelebt und gestaltet werden.

    Interessanterweise beschreibt Paulus im ersten Korintherbrief die Gabe der Leitungen, und zwar nicht als eine des fünffachen Dienstes. Die Fünf sind gar nicht als Leiter gedacht, nur war das in der Zeit nach Jesu, einer Zeit, in der Hierarchien und Institutionen Ordnung brachten, noch nicht möglich.

    Doch heute ist dies möglich. Schwierig, aber möglich. Es braucht grosses Vertrauen, gegenseitige Unterstützung durch die verschiedensten Gaben, und viel Geduld.

    Wäre das in einer Generation zu schaffen? Kaum. Es ist ein Prozess, der wahrscheinlich einige Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Darum würde Gott in kleinen agilen Gruppen und Netzwerken beginnen. Diese könnte er dann als Modelle verwenden, um andere weiterzubringen. So könnten diese ersten Netzwerke relevant werden, und Gott könnte sie auch ausrüsten für ihren Dienst.

    Er wüsste, dass jeweils die begabtesten Menschen die Entscheidungen treffen würden. Menschen mit Begabungen im finanziellen Bereich würden finanzielle Entscheide treffen, und nicht Apostel, welche die Entscheidungen aufgrund ihrer Position, nicht ihrer Begabung treffen würden. So würden die Mitglieder in ihrer Individualität und Einzigartigkeit geehrt, geistlich genährt, und könnten die Welt verändern.

    Das beschriebene Netzwerk liegt im Sterben. Es besteht noch aus weniger als 40 Personen, verteilt auf zwei Kontinente, in zwei Gemeinden, mit ein paar Zugewandten, die in anderen Gemeinden dienen. Die finanziellen Probleme verschärfen sich, die Mitglieder ziehen sich zurück.

    Das Netzwerk hat seinen Auftrag nicht ausgeführt. Es hat versagt und ist überflüssig geworden. Es tut mir im Herzen weh, mit anzuschauen, wie sich die Leiter versteifen, verhärten, in ihren Schützengräben verschanzen und allen anderen die Schuld geben.

    Ich habe versagt. Ich habe 17 Jahre lang versucht, diesem Auftrag gerecht zu werden. Ich habe mich jahrelang untergeordnet im Glauben, dass diese Unterordnung mir eines Tages die Reputation des treuen Dieners geben würde, und somit ein bisschen Autorität, um den Auftrag voranzutreiben.

    Da ich 12 dieser 17 Jahre lang meine eigene Persönlichkeit verleugnet habe und versuchte, eine andere Person zu werden, es aber nie wirklich schaffte, bin ich mitschuldig am Scheitern des Auftrags. Ich selber habe mich immer wieder torpediert.

    Auf der anderen Seite sollte es gar nicht notwendig sein, sich andienen, anbiedern oder verbiegen zu müssen, um Gottes Auftrag auszuführen. Vielleicht war das mein Fehler. Vielleicht aber war ich auch einer, der in den Weinberg geschickt, von den Pächtern aber davongejagt wurde. Ich weiss es nicht. Ich wurde bis jetzt weder gekreuzigt noch getötet, geschlagen noch gejagt.

    In einem Jahr wird wohl alles vorbei sein. Vielleicht existiert noch ein unverwüstliches Schärlein, welches irgendwann aussterben wird. Vielleicht wird das Gebäude verkauft und nichts erinnert mehr an die Gemeinde. Vielleicht übernimmt jemand das Gefäss und baut einen neuen Dienst mit einem neuen Auftrag. Aber dieser Auftrag ist tot – für diese Gemeinde. Nicht, weil Gott nicht wollte. Sie wollten nicht.

    Schon in der Bibel hatten die meisten Prophetien eine Bedingung. Manchmal wurde sie ausgesprochen, manchmal nicht. Unsere Vision, unsere Prophetien waren mit dem Auftrag verknüpft.

    Könnte ich falsch liegen? Ich hoffe es so sehr.

    Der Mantel ist immer noch verfügbar. Wer hebt ihn auf?

  • Was ist ein Lehrer

    Dann fügte er noch hinzu: »Jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger im Himmelreich geworden ist, ist wie ein Hausherr, der aus seinem reichen Vorrat Neues ebenso hervorholt wie Altes.«

    Matthäus 13:52

    Was ist ein Lehrer?

    Diese Frage stelle ich mir immer wieder, vor allem seit ich von meiner Gemeinde und dem Netzwerk als Lehrer im Sinne des fünffachen Dienstes laut Epheser 4 anerkannt wurde.

    Ein Lehrer wird dort beschrieben als einer, der andere in die Reife und in ihre Berufung führt, zusammen mit den anderen vier Diensten. Dies ist also keine ausreichende Beschreibung, Abgrenzung oder Definition von Lehrer, denn diese Aufgabe haben alle fünf.

    An anderen Stellen wird von Ältesten gesprochen, welche auch lehren können. Es sind demnach nicht nur die Lehrer, die lehren können. Lehren zu können ist demnach auch nicht die Definition eines Lehrers – vorausgesetzt, man setzt Älteste, die lehren können, nicht mit dem Amt des Lehrers gleich. Für eine solche Gleichsetzung gibt es aber keine zwingende biblische Grundlage.

    Auch wird von den Ältesten nicht erwartet, was von den Mitgliedern des fünffachen Dienstes erwartet wird. Vergleiche dazu 1. Timotheus 3, Titus 3, und Epheser 4.

    Lehrer haben eine grössere Verantwortung. Lehrer sein ist erstrebenswert. Das sind weitere Dinge, die wir über Lehrer in der Schrift lernen können.

    Das Wort für Lehrer ist didaskalos. Es kommt im NT 58 mal vor, davon 48 mal in den Evangelien, davon 41 mal für Jesus, wobei es 29 mal als Anrede verwendet wird. Zwei mal verwendet es Paulus für sich selbst. Vier mal spricht es über das Vorhandensein von Lehrern in der Gemeinde.

    Wir haben 3 Personen, welche von der Bibel Lehrer genannt werden: Jesus, Paulus und Apollos. Wir können nun aus den Berichten über Jesus, der Tätigkeit des Paulus, und dem Wenigen, was wir über Apollos wissen, versuchen, den Lehrer näher zu bestimmen.

    Und wir werden immer anstehen damit, denn keine der Handlungen wurden klar abgegrenzt zwischen apostolischem, prophetischem und gegebenenfalls pastoralem Handeln.

    Wenn Jesus sagt: „Ihr sagt …, ich aber sage Euch …“, tut er das nun als Lehrer oder als Apostel? Oder ist es eine prophetische Korrektur?

    Was wir über das Amt des Lehrers aussagen, ist also oft kulturell und theologisch geprägt und hängt von unserer Interpretation der Schrift zusammen.

    Was sicher ist: der Lehrer sagt uns nicht nur, wie etwas schon immer war. Das widerspräche unserem Leitvers oben. Zu jeder Zeit, so meine Interpretation, schliesst Gott dem Lehrer auch Neues auf.

    Mein momentanes Verständnis

    Ein Lehrer sagt uns, wie etwas wirklich ist – das Konzept, das Prinzip, die Struktur. Der Prophet sagt, wie etwas sein soll – die Diskrepanz zwischen Prinzip und gelebter Wirklichkeit. Der Apostel weiss, wie diese Diskrepanz überwunden werden kann, und der Pastor führt die Leute auf diesem apostolischen Weg.

    Dabei geht es dem Lehrer nicht darum, eine Interpretation zu verteidigen, sondern die wahre Struktur, das hinterliegende Prinzip, das echte Sein aufzuzeigen.

    Dieses existiert oft nur im Glauben. Es ist Vision, Ziel, Bestimmung so weit, wie es einem Menschen überhaupt möglich ist, das Reine und Wahre wahrzunehmen, ist unsere Wahrnehmung doch immer subjektiv und Stückwerk.

    Der Prophet sieht die mögliche Manifestation des abstrakt Seienden, welches der Lehrer beschrieben hat. Diese mögliche Manifestation wird vom Lehrer weiter konkretisiert, so dass der Apostel führen und ausführen kann. Diese Ausführung wird vom Lehrer wiederum geprüft. Ein Zusammenspiel.

    Des Weiteren ist der Lehrer die Anlaufstelle für Lehrfragen innerhalb des fünffachen Dienstes. Er lehrt nicht nur die Gläubigen, sondern prägt die Ausrichtung, die Weltanschauung, die Reife des fünffachen Dienstes wesentlich mit.

    Ich glaube, wir verstehen den Dienst des Lehrers noch nicht, und meinen trotzdem, ihn entziffert zu haben.

  • Priesterschaft und Tempel

    Und Aaron soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein.

    2. Mose 4:16

    Die meisten werden die Geschichte kennen: Mose sah ein Problem in seinem Stottern und wollte sich so der Rolle und Verantwortung entziehen, die Gott für ihn bereit hielt. Ob es eine Ausrede war – er hatte die beste Ausbildung der Welt genossen – oder ein echtes Problem, wissen wir nicht.

    Wir wissen, dass Gott ihm Aaron zur Seite stellte – mit weitgehenden Konsequenzen: Er wird Dein Mund sein, und Du wirst sein Gott sein.

    Das Volk Israel hat zusätzlich am Berg Sinai entschieden, dass sie Gott nicht selber begegnen wollen, sondern Mose dies für sie stellvertretend tun solle.

    Andere Völker hatten bereits solche Stellvertretungs-Modelle in der Form von Priestern, und Israel wollte dasselbe Modell in seiner Beziehung zu Gott.

    Wir sehen etwas ähnliches mit dem Königtum: Israel wurde über ein paar Jahrhunderte von Richtern regiert, wenn es notwendig war, und hatte ansonsten keine offizielle Regierung. Und dann wünschten sie sich einen König, und Gott gab nach.

    Samuel weigerte sich zuerst, aber Gott überzeugte ihn, dass der Wunsch des Volkes sich nicht gegen Samuel, sondern gegen ihn, also Gott selbst richtete.

    Gott geht auf die Wünsche seines Volkes ein.

    Doch wozu führte diese Weigerung Mose und Israels? Gehen wir zurück zu Abraham, um ein besseres Bild zu erlangen.

    Abraham war gemäss ausserbiblischen Quellen der Sohn eines Priesters für einen heidnischen Gottkönig. Gott revolutionierte seine Art, mit den Menschen zu reden, indem er zu Abraham persönlich sprach. Kein Stellvertreter war notwendig, sogar Melchizedek wurde nicht zum Stellvertreter Gottes für Abraham, sondern zum Werkzeug seines Segens.

    Dasselbe sehen wir mit Isaak, Jakob und Josef. Sie alle sprachen direkt mit Gott. Aber nicht nur sie, sondern auch Sarah und Hagar.

    Die Stellvertretung Gottes durch Priester führte auch dazu, dass Gott in einem Zelt und später einem Gebäude vor der Allgemeinheit versteckt werden musste, weil diese Allgemeinheit gar keinen direkten Kontakt mit Gott wollte.

    Priestertum und Tempel waren also nicht der Wunsch Gottes, sondern der Menschen. Gott nahm sie ernst. Wir sehen das auch im Dialog Gottes und Davids und in prophetischen Aussagen: wie könnte Gott Platz haben in einem von Menschen gemachten Tempel? Und Gott gewährt Davids Wunsch, dass ein Tempel entstehen würde.

    Wie unterstreicht das neue Testament diese Auslegung der Geschichte? Sagt uns nicht Johannes, dass wir keinen Menschen brauchen, der uns instruiert, weil der Geist in uns lebt?

    Aber ihr habt den Heiligen Geist von Gott empfangen, und er lebt in euch, deshalb braucht ihr niemanden, der euch lehrt. Denn der Geist lehrt euch alles, und was er lehrt, ist wahr – es ist keine Lüge. Bleibt also bei dem, was er euch gelehrt hat, und lebt weiter mit Christus!

    1. Johannes 2:27

    Und ist nicht der Vorhang im Tempel zerrissen, ja der Tempel sogar zerstört worden?

    Erst als das Christentum zur Religion des römischen Reiches wurde, wurde erneut ein System von Priestern und Tempeln eingeführt, welches bis heute Bestand hat. Speziell sieht man das im Katholizismus mit dem Papst als Stellvertreter Christi.

    Wir nennen diese Stellvertreter Priester, Pfarrer, Pastor, fünffacher Dienst. Wobei natürlich der fünffache Dienst eine biblische Sache ist, und damit der Pastor ebenfalls, was die Sache so einleuchtend zu machen scheint.

    Es sind nicht die Namen, die das Problem sind, sondern die Ausprägung der Struktur, die wir damit bauen.

    Ich hatte in letzter Zeit ein paar Visionen, die mich auch an ein paar alte Visionen erinnerten, die ich vor Jahren hatte. Es ging bei allen um Gemeindestrukturen.

    Ein erstes Modell ist die Hochzeitstorte: die unterste Schicht ist die Gemeinde, die als zweite Schicht die Ältestenschaft trägt, und zuoberst das Pastorenehepaar. Ein hierarchisches System der Stellvertretung, bei dem die Autorität bei einer Person liegt.

    Ein zweites Modell nenne ich die Bodybuilder-Hochzeitstorte: die unterste Schicht bleibt die Gemeinde, doch darauf steht das Pastorenehepaar, welches die Schicht der Ältestenschaft stemmt. Hier haben wir eine oligarchische Hierarchie, eine Herrschaft der Wenigen.

    Als nächstes das Paraglider-Modell: die Gemeinde ist ein Tuch, und an jeder Ecke steht ein Mitglied des fünffachen Dienstes. Der Pastor, der sich um die Mitglieder kümmert, steht gegenüber dem Evangelisten, der sich um die Menschen da draussen sorgt. Der Prophet steht dem Lehrer gegenüber, mit der Spannung des Jetzt-Wortes gegenüber der Schrift. Von jeder Ecke geht ein Seil aus, welches vom Apostel gehalten wird. Er zieht so die von den anderen Diensten ausgestreckte Gemeinde und sie gleitet und fliegt.

    Daraus entsteht häufig das Postsack-Modell: der Apostel verlangt von den anderen Leitern die gleiche Sprache, die er verwendet. Nur seine Erkenntnis und Doktrin darf gepredigt werden. Die verschiedenen Dienste kommen an die Seite des Apostels, die Ecken der Gemeinde werden zusammengefasst, und die Gemeinde wie ein Postsack von allen Leitern hinter dem Apostel hergezogen. Die Spannung der Seile, also die Unterschiedlichkeit der Dienste mit ihren Begabungen geht verloren, und nichts ist mehr mit Fliegen.

    All diese Modelle haben etwas gemein: immer ist von zwei oder mehr Sorten von Christen die Rede. Entweder sind es Tortenschichten und Figürchen, oder Tuch und Menschen. Wir reden auch im normalen Sprachgebrauch von Hirten und Schafen. So unterscheiden wir qualitativ zwischen den von Gott eingesetzten Leitern und den normalen Mitgliedern.

    Plato hat dies getan. Er wollte die Herrschaft der Aristokratie wieder herstellen, nachdem Solon im sechsten Jahrhundert vor Christus in Athen eine erste rudimentäre Form der Demokratie in errichtet hatte.

    Plato erklärte, dass der Staat das perfekte Prinzip der reinen Logik darstelle und die Aristokraten per Geburt die einzigen Menschen seien, die dieses Prinzip verstünden. Alle anderen hätten zu tun, was die Aristokraten ihnen sagten.

    Im vierten Jahrhundert nach Christus war das Christentum Gespött der griechischen Philosophen. Doch die Leiter der Kirchen antworteten mit Plato: er habe, aus Unkenntnis, den falschen Schluss gezogen. Das perfekte Prinzip sei der Himmel, nicht der Staat, und die Priester seien die Aristokraten dieses Reiches, die als Einzige die Prinzipien des Himmels verstünden. Alle anderen hätten zu tun, was ihnen gesagt würde.

    Es hat also nur wenige Jahrhunderte gedauert, bis das Volk sich wieder eine Priesterschaft und Tempel wünschte, ein System der Stellvertretung, genau wie in alten Zeiten.

    Auf das heidnische Priestersystem nach der Flut folgte das direkte Sprechen Gottes, welches die Israeliten ablehnten und so eine Priesterschaft und einen Tempel notwendig machten.

    Auf die Sklaverei Ägyptens folgte die Befreiung durch Gott, damit das Volk direkt von ihm abhängig leben dürfte. Doch sie wünschten sich keine Richter, sondern einen König.

    Auf die Sklaverei des Gesetzes folgte Jesus, der uns befreite und einem Jeden den Geist schenkte, doch wir wollten eine Stellvertretung und schufen eine neue Priesterschaft.

    Wir machen das heute noch, wenn auch etwas subtiler. Natürlich gestehen wir einem jeden das Recht zu, direkt zu Gott zu kommen im Gebet. Natürlich gibt es Gemeinden, die es zulassen, dass Laien predigen und sogenannte Sakramente austeilen. Natürlich wünscht sich jeder Pastor die Beteiligung des Einzelnen an den Aufgaben der Gemeinde. Und doch bestimmt der Pastor oder Apostel über Aufgaben, Ausrichtung, Lehre und Programm der Gemeinde.

    Verwirrend ist, dass die Bibel selbst vom fünffachen Dienst und von Ältesten spricht. Das Problem hier ist allerdings nur, dass wir mit unserer Brille, unserer Weltanschauung diese Ämter so interpretieren, wie wir es gewohnt sind.

    Wir kennen nur hierarchische Strukturen, denn seit Hunderten und Tausenden von Jahren haben wir nicht anderes gelebt. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sich die Israeliten eine Priesterschaft und ein Königtum wünschten. Die kurzen Zeiten, in denen es anders war, haben uns viel zu wenig geprägt.

    Unsere Prägung erlaubt uns nicht einmal, diese Zeiten entsprechend zu interpretieren. So wird behauptet, dass die Zeit der Richter eine Übergangszeit war, bis Gott in David einen würdigen König fände. Saul sei nur eine verfrühte Verwirklichung des Planes Gottes gewesen. Das führt wiederum dazu, dass wir fürchten, Dinge zu früh zu wollen, und so nicht vom Fleck kommen. Aber das ist ein anderes Thema.

    Der fünffache Dienst beschreibt Begleiter, Mentoren, Berater mit einer genau bestimmten Teilbegabung, die anderen Gläubigen zur Seite stehen, keine hierarchischen Funktionen. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass sie nie permanent in einer Gemeinde blieben.

    Ein Modell für die Begleitfunktion ist die Zebraherde: die stärksten Tiere stehen am Rand der Herde und beschützen die schwächeren in der Mitte, während die Herde als Ganzes für den Löwen als ein riesiges einzelnes Zebra erscheint. Die Kennzeichnung einzelner Zebras durch Wissenschaftler, z.B. mit einem Ohrclip, hat dazu geführt, dass ein Löwe ein einzelnes Zebra identifizieren und somit jagen konnte. Es ist genau die Einteilung in Klassen, die uns angreifbar macht.

    In meiner Vision von Orchester geht es um ein alternatives Modell: der Einheit in der Vielfalt und dem gegenseitigen Dienen unter der direkten Leitung Gottes.

    Es ist Zeit, zurückzukehren zu Gottes Wunsch, wie Gemeinde gebaut wird. Er liess uns unseren Willen und begegnete uns in all diesen menschengemachten Modellen aus Gnade. Ich aber wünsche mir mehr.

  • Was ist ein Lehrer?

    Jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger im Himmelreich geworden ist, ist wie ein Hausherr, der aus seinem reichen Vorrat Neues ebenso hervorholt wie Altes.

    Mat 13:52

    Was ist ein Lehrer?

    Ich denke, dass jedes Zeitalter, aber auch die verschiedenen Abschnitte eines Menschenlebens unterschiedliche Lehrer braucht.

    In Stammeskulturen wird es hauptsächlich Mentoring geben. Man zeigt dem Nachwuchs, wie etwas getan werden muss, indem man es vorlebt und vorzeigt. Der Mentor ist ein erfahrenes Vorbild. Wir sehen das heute noch für Kleinkinder, wo Väter und Mütter intuitiv Vorbilder sind für so manches, vom Laufen und Sprechen bis zu Gewohnheiten und Weltanschauung. Aber auch in der Berufslehre und in der Gemeinde kommt dieses Modell zum Zug.

    Könige allerdings haben Berater. Wenn der Berater etwas sagt, muss es nicht umgesetzt werden. Der Beratene hat die Freiheit, sich anders zu entscheiden. Wir sehen das in sehr vielen biblischen Geschichten, z.B. bei der Trennung des Nordreichs Israel vom Südreich Juda. Der König hörte auf die jungen Berater, nicht die erfahrenen alten Berater seines Vaters. Berater sind willkommen und der richtige Ansatz in einem Alter, in dem sich das Ego und die Eigenständigkeit, Selbständigkeit eines Kindes oder Jugendlichen entwickelt.

    Klassische Lehrer sind Vertreter der Ordnung, der einen Wahrheit. Sie leiten an, interpretieren die Wahrheit mit Autorität. Ihnen wird ohne zu hinterfragen gehorcht. Selbstmotivation wird hier klein geschrieben, ja hat sich noch nicht entwickelt. Im Gegenteil, sie wird als Ungehorsam gesehen. Kinder im Schulalter sind in dieser Phase, aber auch die meist traditionell denkenden Gemeindemitglieder, welche von ihren Leitern klare Führung erwarten. Leiter sind von Gott oder der Ordnungsmacht berufen und eingesetzt.

    Business Coaches können nun auf die Selbstmotivation des Gegenübers zählen. Lernende empfangen von denen, die sie als erfolgreiche Spezialisten empfinden. Erste Ansätze von Selbstreflexion entstehen und können gefördert werden. Aber es geht bei der Reflexion um Verhalten, um Effizienzsteigerung, um kognitive Fähigkeiten. Höhere Schulbildung, Berufserfahrung, junges Erwachsenenalter.

    Lebensberatung, Life Coaches sind in der nächsten Phase aktiv. Hier geht es um unser Innenleben, Gefühle, Emotionen. Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten, alle Arten von esoterischer Beratung kommt ins Spiel. Es geht hauptsächlich um Harmonie und beinhaltet das ganze Leben. Postmoderne Erwachsene, Menschen in ihrer dritten Lebensphase.

    Als nächstes erscheint der Begleiter oder integrale Mentor. In dieser Phase wird klar, dass das Leben chaotisch ist. Es gibt keine allgemeine Formel, keine langfristig korrekte Vorausplanung. Kleine Abweichungen in den Ausgangsparametern ergeben die unterschiedlichsten Ergebnisse. Ein Lehrer weiss nicht mehr, was geschehen wird. Seine Erfahrung wurde unter anderen Umständen erworben und ist meist bereits veraltet. Also wird er zum Begleiter, der mit seinem Gegenüber gemeinsam unterwegs ist. Er ist Sounding Board, Reflektor, Ermöglicher, hat einen anderen Fokus und deshalb eine andere Sicht und kann so ergänzen.

    Wie sagt es Martin Buber?

    Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist. Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand und führe ihn zum Fenster. Ich stoße das Fenster auf und zeige hinaus.
    Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.

    Martin Buber

    Wer bestimmt, was ein Lehrer ist?

    Es ist nicht der Lehrer allein, der bestimmt, welche Art Lehrer er ist. Es ist hauptsächlich sein Publikum.

    Steht ein Lehrer vor einem traditionellen Gremium, z.B. einer Gemeinde, muss er sich bewusst sein, dass er weder Begleiter noch Berater sein kann, weil die Gemeindemitglieder einen klassischen, von Gott berufenen Lehrer der einen Wahrheit erwarten. Sie erwarten, gesagt zu bekommen, was sie zu tun haben. Natürlich wird ihr Ego sich dem widersetzen, und ihre Individualität dagegen argumentieren, aber meist wird der Gehorsam siegen.

    Ich wünschte mir, ein Begleiter sein zu können. Offensichtlich geht dies nicht in der Sonntagsschule, mit Kleinkindern, in der Schule oder der Lehre. Auch nicht im Gottesdienst – noch nicht.

    Und doch hat Paulus genau dies beschrieben, als er den fünffachen Dienst beschrieb. Wir helfen den Gläubigen, in die Reife zu kommen und ihre Berufung auszuleben. Integral.

  • Imitieren

    Folgt meinem Beispiel wie ich dem Beispiel Christi!

    1Kor 11:1

    Paulus ruft uns immer wieder dazu auf, ihn zu imitieren. Sei es im Umfeld der Rücksichtnahme auf andere und der persönlichen Freiheit, wie in diesem Kontext, oder wenn es um die Freiheit vom Gesetz geht (vgl. Gal 4:12).

    Oder wie wäre es mit 1Kor 4:16? Hier wird es allgemein. Paulus ist der Vater der Gemeinde in Korinth. Sie haben zwar viele Lehrer, wie z.B. Apollos, Priscilla und Aquila, und jetzt auch Timotheus, aber nur wenige Väter – und dazu zählt sich Paulus als Gründer der Gemeinde.

    Schränkt er hier ein, was wir imitieren sollen an ihm?

    Mitnichten.

    Seinem Sohn Timotheus sagt er sogar, dass er alles, was er gehört und gelernt habe, weitergeben soll (vgl. 2 Tim 1:13-14;2:2-3).

    Viele sehen in Paulus eine speziell dazu berufene Person mit dem Auftrag, einen grossen Teil des Neuen Testaments zu schreiben. Und das stimmt. Nur: Paulus selbst wusste das nicht. Was er sein wollte, ist ein Vorbild für die Christen seiner Zeit.

    Er beschränkt seinen Rat, ihn zu imitieren, nicht auf Pastoren, andere Apostel, Leiter oder Älteste. Er spricht jeden Leser seiner Briefe an. Nur die direkten Worte an Timotheus dürfen als an Leiter gerichtet interpretiert werden. Das Spezielle an ihnen: die Aufforderung, das Gelernte an fähige Menschen weiterzugeben.

    Wir alle sind also dazu berufen, so zu leben, wie Paulus es getan hat. Leiter sollen zusätzlich weitergeben, was sie wissen. Allerdings gilt dies wiederum nicht nur für Leiter, denn er gibt den Auftrag auch an z.B. ältere Frauen, welche jüngere Frauen dazu anleiten sollen, einen göttlichen Lebensstil zu verfolgen (vgl. Tit 2:3-6).

    Es gibt speziell berufene und begabte Menschen, die den Auftrag haben, andere in die Reife zu führen (vgl. Eph 4:11-16). Die Salbung ihres Amtes erlaubt es ihnen, gerade den Lehrdienst, aber auch das Mentoring effektiver und mit Autorität zu verfolgen.

    Sagen wir es noch anders: jeder Christ hat seine Einfluss-Sphäre (vgl. 2 Kor 10:13). Innerhalb dieser hat er die Autorität, zu wirken und durch seinen Einfluss Veränderung herbeizuführen.

    Wir sind geleitet durch den Geist Gottes (vgl. Rom 8:14), innerhalb der Parameter des Wortes (vgl. Joh 14:26).

    Paulus hat nun, unter der Leitung des Heiligen Geistes, die Schriften des alten Testaments z.T. allegorisch ausgelegt. Viele Bibellehrer weisen darauf hin, dass Paulus das durfte wegen seiner speziellen Berufung. Ich glaube, dass wir das ebenfalls dürfen, wegen unserer Berufung, Paulus zu imitieren.

    Die Autorität der Schriftauslegung des Paulus umfasst seine ganze Einfluss-Sphäre: die ganze Christenheit. Unsere Autorität umfasst unsere Einfluss-Sphäre, sei dies die Familie, die Gemeinde, oder auch nur unser eigenes Leben.

    Paulus hat sich darauf berufen, seine Botschaft von Jesus direkt bekommen zu haben. Trotzdem hat er sie den anderen Aposteln zur Begutachtung vorgetragen (vgl. Apg 15) und war nie allein unterwegs. Wir tun gut daran, Väter und Begleiter einzubinden, damit wir nicht „abspacen“ und die Parameter der Bibel verlassen.

    Vor allem aber ist es wichtig, die Stimme des Heiligen Geistes zu hören.

    In diesem Rahmen hat die Exegese durchaus ihren Platz. Was sagt der Text, auf den der Heilige Geist den Finger legt, im ursprünglichen historischen und textuellen Rahmen aus? Unterstützt der Text, was ich neu darin zu erkennen glaube? Unterstützen die Prinzipien der ganzen Bibel es? Gibt es andere Verse, die es mir erlauben, den Gedanken im Wort zu verankern? Welche Grenzen legt die Bibel auf die Interpretation, die ich neu mache?

    Ein Bild, eine Allegorie, ein Gleichnis hat immer seine Grenzen, innerhalb derer es hilfreich ist. Wird das Bild zu weit getrieben, entstehen Verwirrung oder Irrlehren.

    So stehen z.B. der neutestamentliche Apostel und Prophet in einer ähnlichen Beziehung zueinander wie der alttestamentliche König und Prophet. Macht und Autorität sind nicht in einer Person vereint, sondern verteilt. Ein System von Checks und Balances. Wird das Bild zu weit getrieben, entsteht ein autoritäres System, in dem Apostel sogar fast über Leben und Tod entscheiden (vgl. Shepherding Movement).

    In einem entsprechenden Rahmen von Check and Balances, geistlicher Vaterschaft, unter der Autorität des fünffachen Dienstes werden die Grenzen der Exegese gesprengt.

    Es ist nicht mehr nur wahr, was in der Bibel steht – wir sind nicht geleitet vom Wort, welches uns der Heilige Geist erklärt -, sondern was im Rahmen der Bibel Leben bringt – wir sind geleitet vom Geist innerhalb der Parameter der Bibel.

    Das Perfekte (vgl. 1 Kor 13:10) ist nun nicht die Bibel, sondern das Wort Gottes, also Jesus Christus (vgl. Joh 1:14) selbst und wachstümlich manifestiert in Christen bis hin zu den reifen Söhnen Gottes (vgl. 1 Joh 2:12-14, Röm 8:19).

    Imitieren wir also Paulus in allen Aspekten, im entsprechenden Rahmen.

  • Die Wiederherstellung des fünffachen Dienstes

    Da fragten ihn die Jünger:»Warum sagen denn die Schriftgelehrten, dass zuerst Elia kommen muss? « Jesus antwortete:»Es stimmt, Elia kommt, und er wird alles wiederherstellen. (Mat 17:10-11)

    Gott hat einen Plan. Wir wissen aus der Bibel, dass er einen guten Plan hat für unser Leben (Jer 29:11) – nicht nur als Individuen, sondern auch als Gemeinschaft, ja sogar als Menschheit.

    Schliesslich hat er uns nach seinem Ebenbild geschaffen. Und dies, obwohl er wusste, was danach – in den ersten Tagen unserer Existenz – geschehen würde.

    Er hat einen Plan, alle Dinge wieder herzustellen.

    Es ist interessant, dass Jesus gerade im Zusammenhang mit Elia über die Wiederherstellung aller Dinge sprach.

    Weshalb?

    Ausser in den Büchern Könige und Chronik wird Elia im Alten Testament nur im Propheten Maleachi (Mal 3:23-24/4:5-6) erwähnt. Auf diese Stelle beziehen sich die Leute, welche Jesus fragten: Muss nicht erst Elia kommen?

    In Maleachi wird gesagt, dass Elia kommen wird, um die Herzen der Väter den Söhnen und die Herzen der Söhne den Vätern zuzuwenden – weil sonst Gott kommen und die Erde der Zerstörung preisgeben muss.

    Die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen – so scheint es – ist zentral. Und das ist gut nachvollziehbar. Gott ist ein Vater mit einem Sohn, und er ist ein Sohn mit einem Vater. Diese Beziehung besteht schon seit Ewigkeiten.

    Die Beziehung zwischen Vater und Sohn modelliert demnach die älteste und wichtigste Beziehung, die es gibt. Neben der Beziehung zum Heiligen Geist ist dies die einzige Beziehung, die vor der Schöpfung existierte, nota bene.

    Diese Beziehung ist so wichtig, dass Gott die ganze Erde der Zerstörung preisgeben müsste, würde sie nicht wieder hergestellt.

    Eigentlich einleuchtend: ohne die Wiederherstellung unserer Beziehung zum himmlischen Vater ist ewiges Leben nicht möglich, sondern nur der zweite Tod, was wir gemeinhin Hölle nennen.

    Jakobus sagt uns, dass jemand nicht behaupten kann, dass er Gott liebe, den er nicht sieht, wenn er gleichzeitig die Brüder hasst, die er sieht. (Jak 4:20) Es ist viel einfacher, jemanden zu lieben, den man sieht, als jemandem, von dem man zuerst glauben muss, dass er überhaupt existiert.

    Da Gott uns kennt – ich meine, wirklich kennt -, weiss er, wie viel einfacher es für uns nach dem gleichen Prinzip ist, etwas von jemandem zu lernen, den wir sehen und anfassen können, als von Ihm.

    Er hat also seinen Sohn geschickt, um uns ein sichtbares Beispiel zu geben. Er hat ihn geschickt, um uns zu zeigen, wie wir ein Sohn sein können. So sagte Jesus:

    • Ich und der Vater sind eins (Joh 10:30)
    • Ich tue nichts, ausser ich sehe es den Vater tun  (Joh 5:17)
    • Wenn ihr mich gesehen habt, habt ihr den Vater gesehen (Joh 14:9)

    Gleichzeitig sollte uns nicht nur Jesus zeigen, wie der Vater ist, sondern auch, wie man ein Vater ist, ist doch einer seiner Namen Ewig Vater. (Jes 9:5)

    Und wie hat Jesus das getan? Er hat sich während der 3,5 Jahre seines Dienstes in Menschen investiert – ganz besonders in Zwölf: seine Jünger oder Apostel. Nach seinem Tod hat er ihnen, seinen Söhnen, die Verantwortung für die Gemeinde überlassen. Nicht ohne ihnen den Geist gegeben und sie für die Aufgabe ausgerüstet zu haben.

    Und er hat ihnen andere Menschen zur Seite gestellt, die ihnen bei dieser grossen Aufgabe halfen, die ganze Welt nicht nur mit der guten Botschaft bekannt, sondern sie zu Jüngern zu machen.

    Oder soll ich sagen: zu Söhnen? Denn wir haben das recht, Gottes Kinder zu heissen (Joh 1:12), aber nicht dort stehen zu bleiben. In seinem ersten Brief schreibt der Apostel Johannes an Kinder, Jünglinge, und Väter (1. Joh 2:12-14). Wir dürfen also aufwachsen, um nicht nur erwachsen, sondern selber wieder Väter zu werden. Das ist Teil des Auftrages, sie alles zu lehren, was Jesus den Aposteln beigebracht hatte. (Mat 28:20)

    Ich habe gesagt, dass Jesus die Apostel ausrüstete. Aber womit?

    Die Antwort dazu findest Du in meinem neuen eBook:

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