Ich lebe ein tadelloses Leben

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Richte du mich, Herr, denn mein Handeln war stets aufrichtig; ich habe dem Herrn vertraut, darum werde ich nicht fallen. Herr, stell mich auf die Probe und prüfe mich auf Herz und Nieren! Denn ich war mir deiner Gnade stets bewusst, und ich habe mich nach deiner Wahrheit gerichtet. Ps 26:1-3

Können wir diesen Psalm mit David beten? Herr, sei Du mein Richter, denn ich habe ein schuldloses, einwandfreies Leben gelebt?

Bis vor einiger Zeit hätte ich das nicht gekonnt. Du musst verstehen, ich bin ein Lehrer. Lehrer tendieren dazu, nach Regeln und Gesetzen zu leben. Wenn sie etwas gefunden haben, dass sie für ein Prinzip Gottes halten, meisseln sie dieses normalerweise in Stein, umgeben es mit einem Schutzwall von Regeln und schreiben ein Buch darüber. Ja, sie gehen noch weiter und bauen eine Schublade, in die sie die Steintafeln legen können – schliesslich gibt es ja ein wunderbares Beispiel dafür im Alten Testament. Du weisst schon – die zehn Gebote in der Bundeslade.

Aber je mehr mir Gott sein vollendetes Werk offenbart, desto mehr verstehe ich. Ich habe ein tadelloses Leben gelebt. Ich vertraue dem Herrn. Denn seine Gnade ist hier, und ich lebe diese Art Leben durch seine Wahrheit.

Durch seine Gnade und Wahrheit. Nicht durch meine Werke und mein Verständnis von Wahrheit. Jesus starb für mich, sogar als mich, damit ich als ihn leben kann. Es gibt da nichts, was der Vater gegen mich haben könnte.

Zerstören wir mal ein paar religiöse Vorstellungen. Wir sehen Gott oft als wütenden Gott, der den Ärger von 4000 Jahren über Jesus am Kreuz entlud. All seinen Ärger? Nein, denn Jesus muss immer noch täglich Fürbitte leisten, um Gott davon abzuhalten, seine Wut an uns auszulassen, wenn wir einen Blödsinn gemacht haben. Wenn wir fallen. Wenn wir die Regeln übertreten. Aber als ich nachschaute, was Gott am Kreuz tat, wurde mir eines klar: er bestrafte nicht Jesus, sondern die Sünde.

Ja noch mehr. Als ich die Geschichte von Adam und Eva rekapitulierte, nach dem Fall, entdeckte ich, dass Gott immer noch Gemeinschaft hatte mit ihnen. Er kam immer noch am Abend, um mit ihnen zu spazieren. Und als er „realisierte“, dass sie gesündigt hatten, zuckte er nicht zurück. Ein komischer Gedanke, das Gott etwas realisieren könnte. Er war überrascht. Nicht wirklich – denn die Bibel sagt uns, dass Jesus bereits vor Grundlegung der Erde gekreuzigt wurde. Es war schon lange geplant. Also, wenn er es wusste, und er so heilig ist, dass er sich der Süde nicht nähern kann, warum erschien er dann am Ort der Sünde?

Nicht Gott bringt Trennung. Es war der Mensch. Im Ungehorsam erfuhren sie Scham, welche Angst gebar. Darum versteckten sie sich. Sie bedeckten ihre Schuld und Scham mit selbst-gemachten Ersatzabdeckungen aus Feigenblättern. Aber Gott – als Symbol für den Tod Jesu – tötete ein Tier, vergoss Blut und bedeckte sie mit Leder.

Oh, Gott hasst die Sünde. Und er sagte nicht, dass alles gut wäre, nur weil sie nun Leder trugen statt Grünzeug. Aber auch das Umgekehrte bringt nichts: Jute statt Plastik oder Pelz rettet uns auch nicht. Aber zurück zum Thema.

Aber Gott sagte, dass, wenn wir Busse tun, er vergisst. Busse tun – Metanoia – umkehren und nicht mehr tun. Mein Denken verändern und mein Verhalten. Genau wie die Frau, die gesteinigt werden sollte und die sie zu Jesus brachten – auch als Falle, um seine Reaktion zu sehen.

Wenn wir uns selber nicht mehr verdammen, sondern umkehren und uns ändern, wenn wir beginnen, durch seine Gnade und Wahrheit zu leben, vergisst er. Und nicht erst, wenn wir Erfolg hatten. Nicht erst, wenn wir für eine Zeit lang bewiesen haben, dass wir es können. Das wäre eine lange Strafe. Lebenslänglich. Wenn Gott uns erst nach einer Bewährungszeit vergeben könnte, dann erst bei unserem Tod: kurz vorher könnten wir ja wieder fallen und uns so als unwürdig und unfähig erweisen. Aber Gott hat Glauben. Er glaubt an uns, ja, er glaubt uns. Wenn wir etwas in unserem Herzen beschliessen, fest machen, dann glaubt er uns. Wenn wir Busse tun, nimmt er uns beim Wort – und vergisst, was wir getan haben. Das ist Gnade. Das ist seine Wahrheit. Darum hat die Sünde keine Macht, der Tod keinen Stachel.

Im Gegenteil. Die Tatsache, dass Gott uns vergibt, dass er alles vergisst, sein Glaube werden zur treibenden Kraft und zur Basis für unser Durchhalten, Anfang und Vollendung unseres Erfolges, ein tadelloses Leben zu führen.

Warum sollte ich mich also noch an das erinnern, was ich getan habe, und zulassen, dass es mein Leben bestimmt? Warum sollte ich mich vor Gott verstecken? Von ihm weg, statt auf ihn zu rennen?

Nochmals zurück zum Schubladendenken: Jesus ist die wahre Bundeslade. Er der Kopf, wir der Körper. Das Gesetz in der Lade zu verstecken bedeutet also etwas ganz anderes. Der Geist schreibt das Gesetz des neuen Bundes in die Herzen der Gläubigen.

Das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen will, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben. Jer 31:33

Das Gesetz ist nichts äusserliches. Es ist in uns. Nicht eine Sammlung von Regeln und Gesetzen, sondern das Werk des Geistes in mir, das in mir den sehnlichen Wunsch auslöst, Gottes Willen zu tun, ein gottesfürchtiges und Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Nicht durch Werke, Befolgen von Regeln. Sondern durch ein inneres Drängen. Motiviert durch Liebe. Ich liebe ihn so sehr, ihn, der mich zuerst geliebt hat, ohne Wut, ohne Vorbedingungen. Ohne dass etwas zwischen uns gestanden hätte – ausser meiner Scham, meiner Erinnerung an das, was ich getan hatte, meine Angst, ihm nicht zu genügen.

Begreife, erkenne seine Wahrheit: Ich liebe Dich, und Du hast ein tadelloses Leben geführt. Es gibt nichts zu richten. Die Sünde wurde bereits verurteilt, und Du hast die Strafe angenommen. Du hast Dir selber vergeben, hast Dich von der Sünde abgekehrt, noch besser, Dich mir zugekehrt. Und was ist die Strafe: Du bist verurteilt, ein Leben mit mir zu leben. Ein Leben in Freiheit und Frieden und Ruhe. Ein ewiges Leben in Beziehung mit mir, auf Erden und im Himmel. Darum vertraue mir. Ich bin kein wütender Gott, der nur darauf wartet, es Dir zu zeigen. Ich bin Dein Dich ewig liebender Vater. Und wenn ich Dich untersuche, Dich prüfe und durchsuche, finde ich nichts Falsches ausser der Art, wie Du über Dich selber und mich denkst. Lass mich Dir helfen, dass zu verändern. Stück für Stück, Schritt für Schritt.

Und plötzlich können wir aus ganzem Herzen mit David beten.

Willst Du das auch? Sag’s ihm. Vielleicht in einem Kommentar?

 

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