Vier Bereiche des Lebens

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Und du, mein Sohn Salomo, lerne den Gott deines Vaters kennen. Diene ihm von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Denn der Herr sieht ins Herz der Menschen und versteht es; er kennt jeden unserer Gedanken. 1Chr 28:9

David spricht mit seinem Sohn Salomo. David weiss, dass er bald sterben wird. Darum bereitet er die Gaben für den Tempel vor und spricht mit seinem dedizierten Nachfolger. Er weiss, dass Salomo keinen guten Start hatte, war er doch der Sohn der Frau, mit der David Ehebruch beging. Und er kannte die grosse Aufgabe, die vor Salomo lag: zusätzlich zur Aufgabe, Israel zu regieren, würde er auch noch den Tempel bauen.

Sein Rat in dieser speziellen Situation?

Lerne den Gott Deines Vaters kennen. Ich, David, habe ihn Dir gezeigt. Du konntest ihn in mir, in meinen  Taten sehen. Und meine Worte zeugen von ihm – meine Psalmen, alles, was ich Dich lehrte. Diene ihm. Und vergiss nicht: er kennt jeden Deiner Gedanken, ja sogar die Absicht hinter Deinen Gedanken.

Kenne ich selber alle meine Gedanken?

Es gibt vier Bereiche im Leben eines jeden:

  • Öffentlich: Gott, ich, und alle anderen kennen diesen Bereich. Bücher könnten über Dich geschrieben werden. Hier besteht ein gewisser Druck, eine gewisse Motivation zur Veränderung. Wie meine ich das? Früher wollte ich allen gefallen, und veränderte mich deshalb. Heute möchte ich allen dienen. Wie Paulus: den Griechen ein Grieche, den Juden ein Jude. Ich möchte mich verändern, damit ich und meine Wesenszüge nicht im Weg stehen und andere besser von Gott empfangen können durch mich.
  • Prophetisch: Nur Gott kennt diesen Bereich. Und zur rechten Zeit wird er es uns kundtun. Den er hat gute Pläne für uns. Jer 29:11
  • Geheim: Geheime Dinge weiss nur ich – jedenfalls meine ich das. Doch unser Vers zeigt uns, dass Gott all dies auch weiss.
  • Toter Winkel: Gott und alle anderen kennen diesen Bereich – nur ich nicht.

Die ersten beiden Bereiche stellen kein Problem dar. Die letzen beiden jedoch schon. Was ich geheim halte, kann mich vom Weg abbringen. Warum? Vielleicht sind die Geheimnisse gar nicht schlimm, aber ich weiss es nicht. Meine Prägung, meine Scham halten mich gefangen. Und da ich es nicht besser weiss, falle ich auf die gleichen Angriffe und Verführungen immer wieder rein. Weder akzeptiere ich Vergebung noch Hilfe. Andererseits weiss ich gar nicht um die Fehler im toten Winkel.

Wie kann ich etwas dagegen unternehmen?

Stichwort Wort Gottes.

Das Wort Gottes zeigt uns die Wahrheit. Viele Konzepte, an die wir glauben, werden vom Wort Gottes herausgefordert und korrigiert. Richtiggestellt.

Stichwort Gebet.

In einer lebendigen Beziehung zu Gott mit entsprechender Kommunikation kann mir der Geist Gottes Dinge aufzeigen, die mich verändern.

Stichwort Vaterschaft.

Gott wirkt oft durch andere Menschen. Eine vertraute Person zu haben, welcher ich die Freiheit gegeben habe, alles anzusprechen, erlaubt es, dass Dinge im toten Winkel angesprochen werden. Andererseits habe ich jemanden, der meine Geheimnisse für sich behalten und mir gleichzeitig helfen kann, meine geheimsten Probleme zu lösen.

Ein grosser Fehler wäre es, diese Probleme mit jedermann zu besprechen. Oder auf jeden zu hören, der etwas an uns wahrzunehmen vermeint. Dies würde zu verschiedenen Resultaten führen:

  • Wir lesen aus einer Auswahlsendung von Meinungen die uns gelegene aus.
  • Wir werden verletzt, weil unsere Geheimnisse gegen uns verwendet werden.
  • Wir zerreissen uns selbst im Wunsch, allen zu gefallen.
  • Wir wissen nicht, welche Aussage wahr und wichtig ist, und verwerfen alle.

Eine Beziehung mit einer oder wenigen Personen aber steht auf ganz anderen Füssen, sofern ein paar Rahmenbedingungen stimmen:

  • Die Person glaubt an uns und unsere Träume, Ziele und Berufung.
  • Die Person besitzt unser vollstes Vertrauen.
  • Die Person ist uns in ihrem Lauf mit Jesus voraus.
  • Die Person wurde von Gott auserwählt, in unserem Leben eine Vaterrolle zu spielen.

Was für eine Beschreibung für einen Vater. Er möchte uns fördern, nicht behindern. Er nimmt unsere Geheimnisse ins Grab, statt sie auszuplaudern oder bei der nächsten Situation gegen uns zu verwenden. Er hat Erfahrung und Lebensweisheit und muss nicht an unserer Situation herum probieren – been there, done that statt trial and error. Und Gott schenkt ihm besondere Einblicke durch den Geist, ohne dass er im Dunkeln stochern muss.

Daraus folgt auch, dass ich nicht viele Väter haben werde.

Denn solltet ihr auch tausend Erzieher haben in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter.  1Kor 4:15

Viele sind wunderbare Väter, aber für ihre Kinder, nicht für Dich.

Auch werden wir nicht ein Leben lang Väter haben. Ziel ist es, erwachsen, selbständig, reif, und selber Vater zu werden.

Er steht unter der Aufsicht von Vormündern und Verwaltern bis zum Zeitpunkt, den der Vater festgesetzt hat. Gal 4:2

Zwar entscheide ich nicht selber, wann es so weit ist, aber die Zeit kommt – festgesetzt bei Gott.

Mein Werdegang:

  • Als Kind lerne ich zu gehorchen,
  • Als Jugendlicher Verantwortung zu übernehmen,
  • Als Mann zu erobern,
  • Als Vater mich selber in andere zu investieren,
  • Als Patriarch zu regieren wie Jesus – dienend.

Und was machen Väter? Paulus beschnitt Timotheus. Nicht damit dieser gerettet würde – Paulus selber hat beim Konzil in Jerusalem die Offenbarung eingebracht, dass wahre Beschneidung nicht am Körper, sondern am Herzen geschieht, und dass die Beschneidung nicht notwendig ist, um den Himmel zu erben – Gott sei Dank. Aber Beschneidung, Veränderung ist notwendig für den Dienst. Nur wer reif wird, kann andere leiten. Und das geht oft nicht ohne eine kleine Operation.

Heisst das, dass ich werden muss wie mein Vater?

Mitnichten. Nicht Gleichheit ist gefragt, sondern Konvergenz zu einem gemeinsamen Ziel. Konvergent ist ein mathematischer Ausdruck und sagt, dass eine Funktion unendlich nahe an eine andere herankommt, auch wenn der Start ganz wo anders lag, ohne je genau die gleichen Werte anzunehmen wie die andere Funktion. 1/x kommt immer näher an 0, ohne je 0 zu werden. Mein Vater und ich werden Jesus immer ähnlicher, ohne Jesus zu werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine tiefe Beziehung zu einem Vater mich dahin bringen kann, auch in den geheimsten Bereichen und meinem toten Winkel gegen Jesus zu konvergieren. So wachse ich, reife, und werde brauchbar. So kann ich ein Vorbild für andere werden.

Wie denkst Du darüber? Hast Du vielleicht ein Beispiel?

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