Das Gebet als Mittel zum Wachstum

Lesedauer 12 Minuten

Vor ein paar Tagen habe ich auf dem Genesis Gathering gepredigt. Hier ist das Skript:

Wir sind in der fünften Folge einer Serie mit dem Titel „How to Make Sense of Prayer“ und ich habe sie „Gebet als Mittel zum Wachstum“ genannt. Los geht’s.

Letztes Mal hat Eure Pastorin mit uns über die verschiedenen Möglichkeiten gesprochen, wie wir beten können.

Nebenbei erzählte sie uns, dass sie ziemlich gesprächig war und ist (ich glaube, ihr nennt das eine Chatty Cathy), aber dass ihr Mann der Ruhige in ihrer Beziehung war – zumindest am Anfang.

Ich denke, dass dies unsere Beziehung zu Gott und unsere Gebete ganz gut repräsentiert.

Oft nehmen wir die redselige Position ein. Wenn wir beten, reden wir und reden und reden, sodass Gott besondere Zeiten einrichten muss, in denen wir gezwungen sind, zuzuhören und Menschen als sein Sprachrohr zu sehen, damit wir zuhören. Diese Zeiten werden Sonntagmorgenversammlungen oder Gottesdienste genannt, und da wir nicht zu viel zuhören können, erlaubt er uns, ihn anzubeten und unsere Gefühle ihm gegenüber auch in diesem Rahmen auszudrücken.

Andere verhalten sich eher wie die Stillen. Sehr bald besteht die Gefahr, dass Gottes ständige Äusserungen zu Hintergrundgeräuschen werden, während sie schweigen. So wie viele Ehemänner, nachdem sie ihre Frauen in der Ehe erobert haben, kein Bedürfnis mehr haben, sich zu engagieren, ruhen sie sich auf der Gewissheit aus, das Gebet des Sünders gesprochen und den Himmel für das Danach erlangt zu haben.

Und vielleicht reifen beide mit der Zeit.

Und diese Reifung ist heute mein Thema.

Mir wurde schon öfter gesagt, dass ich bei meinen Predigten mindestens einen Vers wortwörtlich zitieren muss, damit die Leute glauben, dass das, was ich sage, eine biblische Grundlage hat, ohne dass sie es selbst herausfinden müssen. Ich neige dazu, während meiner Lehre spontan auf die Schrift anzuspielen und wie Paulus zu sagen, dass „es geschrieben steht“, und zähle darauf, dass ihr alle wie die Beröer seid, die nach Hause gingen und in der Schrift nachforschten – anders als das, was heutzutage in christlichen Kirchen häufiger vorkommt, wo die Menschen gut erzogen sind und aktiv verlernt haben, selbst zu denken (stützt Euch nicht auf Euer eigenes Verständnis) und einfach glauben, was in der Autorität der Kanzel und des Amtes gesagt wird.

Aber lasst uns über das Reifen reden (Was ich ja gerade auf eine gewisse Art getan habe, oder?).

Johannes sagt im Prolog zu seinem Evangelium:

Er kam zu seinem eigenen Volk,
aber sie wollten ihn nicht.
Aber die, die ihn wollten,
die glaubten, dass er der war, für den er sich ausgab
und taten, was er sagte,
Er machte sie zu ihrem wahren Selbst,
Kind Gottes zu sein.

Johannes 1:12 MSG

Die Mirror Study Bible drückt denselben Vers so aus:

Allen, die ihre Verbindung mit ihm erkennen und davon überzeugt sind, dass er ihr ursprüngliches Leben ist und sein Name sie definiert, gibt Gott die Gewissheit, dass sie tatsächlich seine Nachkommen sind, von ihm gezeugt; er sanktioniert die Rechtmässigkeit ihrer Sohnschaft.

Johannes 1,12 Mirror Study Bible

Was hat dieser Vers mit Gebet oder Reifung zu tun? Erlaube mir, das zu erklären.

Als ich „mein Leben Jesus übergab“, passierte nicht viel. Ich bin nicht der emotionale Typ und es gab keine Gänsehaut oder Freude. Nun, dieser Vers verspricht nichts dergleichen. Er verspricht, dass wir uns unseres Gotteskind-Seins bewusst werden.

Die Betonung liegt auf dem Wort Kind. Von oben geboren, wie es ein paar Kapitel später genannt wird. Die Betonung liegt auch auf dem Begriff „Bewusstsein“. Dieser Vers sagt nicht, dass wir vorher keine Kinder Gottes waren. Es ist der Ausgangspunkt eines Prozesses und ein Punkt des Bewusstseins.

Denke an den verlorenen Sohn. Beide Söhne waren von Anfang an Kinder des Vaters, aber keiner von ihnen glaubte es, bis der Jüngere sich dessen bewusst wurde, indem er so angenommen wurde, wie er war, und der Ältere, indem er daran erinnert wurde (und wir wissen nicht, ob der Ältere sich dessen wirklich bewusst wurde).

Aber was noch wichtiger ist: Ich glaube, dass wir beim Lesen dieses Verses einen grossen Fehler gemacht haben und oft immer noch machen. Wir denken, dass es ein Selbstzweck ist, Kinder Gottes zu sein, eine Bestimmung, unser Ziel. Wir glauben, dass wir dazu berufen sind, Gott in der Ewigkeit als seine Kinder zu verehren.

Vielleicht wird Gott deshalb auch Vater genannt. Mütter wollen im Durchschnitt, und sicherlich nur in meiner Kultur, Kinder, Väter wollen Söhne und Töchter.

Erinnere Dich daran, dass die Kirche oft mit der Mutter der Christen verglichen wird. Und sieh Dir die Kirche von heute im Allgemeinen an. Sie will oft Kinder, Mitglieder, Mitläufer, Kirchenbankwärmer, gehorsame Schüler.

Gott will reife Söhne und Töchter, erwachsen, ein wahres Gegenüber und Partner in der Schöpfung mit ihm.

Und das Gebet ist Teil dieser Reise.

Die Beispiele, die ich als Nächstes anführe, werden nicht auf jeden zutreffen, denn sie stellen eine meist gesunde Familiensituation und Gesellschaft dar.

Ich werde auf eine Art und Weise auf biblische Geschichten anspielen, die Du Dir vielleicht nicht gewohnt bist. Offen gesagt, ist es mir ziemlich egal, ob diese Geschichten jemals passiert sind. Jemand hat einmal gesagt, dass die Bibel wahr ist und einiges davon sogar passiert ist. Aber warum interessiert mich das nicht?

Was nützt es mir, wenn ich weiss, dass Noah in einem Boot gerettet wurde, während alle anderen im Wesentlichen von Gott getötet wurden, oder dass die Erde in sechs Tagen erbaut wurde? Es besteht die Gefahr, dass ich Gott auf dieser Grundlage verteidige und mich darauf konzentriere, recht zu haben, anstatt ein gottgefälliges Leben zu führen, aber selbst wenn ich das nicht tue, habe ich nur wenig davon. Ja, es ist wichtig zu glauben, dass Gott das Universum erschaffen hat. Es ist nicht so wichtig, dass er es in sechs Tagen getan hat. Aber es ist wichtig, dass er das Gleiche für mich tut und, wie wir sehen werden, auch heute noch ständig mit mir.

Erinnerst Du Dich an die Tage, als Du Dich selbst noch nicht kanntest? Ein Baby, das lernte, in dieser Welt zu sein? Es war wie im Paradies.

Und ich meine wie das Paradies. Deine Eltern dienten Dir, kümmerten sich um Dich, unterstützten Dich beim Greifen, Essen, Bewegen, Sprechen und Unterscheiden von Dingen.

Genau wie Adam und Eva lerntest Du sprechen, Dinge zu benennen und so Dinge wie Tiere, alle Bäume und diese beiden besonderen Bäume zu unterscheiden.

Die Kommunikation war einfach: „Picaboo“ oder „Adam, wo bist du?“, und „Nein“ oder „nicht von diesem Baum“.

Erinnerst Du Dich an die Tage, als Papa Dein persönlicher Held war und Mama für alles sorgte, was Du brauchtest? Du hast Dich so sicher gefühlt, dass Du sogar Deine Grenzen ausgetestet hast, aber sie blieben geduldig und liebevoll?

Aber auch damals haben sie nicht mehr alles für Dich getan. Sie haben Dir zum Beispiel das Töpfchen beigebracht. Irgendwann haben sie aufgehört, Deinen Hintern zu putzen und Deine Windeln zu wechseln.

Das ist ein sehr frühes, sehr körperliches und wenig umstrittenes Beispiel für das Hineinwachsen in die Eigenverantwortung.

Das erinnert mich an die Geschichten von Kain und Abel oder Noah. Wir lesen diese Geschichten immer durch die Brille des Gesetzes. Wir haben den Vorteil, dass wir wissen, was auf uns zukommen würde. Und offen gesagt, haben sogar die Autoren das Gesetz in diese Geschichten hineininterpretiert und eine moralische Komponente betont.

Aber für mich stellen diese Geschichten die Liebe eines fürsorglichen Vaters dar. Er hebt und beschützt diejenigen, denen er etwas Verantwortung übertragen hat, und die es verpatzt haben. Er nimmt den gottgefälligen Teil dieser Person und rettet ihn wieder. Er spricht zu ihren Ängsten und verspricht, sie weiterhin zu lieben.

Wenn Babys laufen lernen (erinnere Dich daran, dass Laufen ein kontrolliertes Vorwärtsfallen ist), fallen sie. Die Eltern reagieren nicht wütend, sondern stellen sie wieder auf und lassen sie es erneut versuchen, während sie sie für ihre Versuche und kleinen Erfolge loben.

Eltern sind für zwei Dinge zuständig: Sie bieten Dir ein sicheres Umfeld und fordern Dich heraus, über einige der künstlichen Parameter hinauszuwachsen, die sie zu Deinem Schutz auf altersgerechte Weise aufgestellt haben, damit Du ein wertvolles, verantwortungsbewusstes und reifes Mitglied der Gesellschaft werden kannst. Und sie sprechen mit Dir in einer altersgerechten Sprache darüber.

Gott macht das Gleiche. Er macht das individuell und er macht das mit der Menschheit.

Die Bibel ist ein Bericht über die Jahrhunderte, der uns zeigt, wie Gott mit den Menschen in den verschiedenen Lebensabschnitten interagiert und kommuniziert.

Im Paradies hat er alles für uns getan, aber er hat uns auch herausgefordert, die Sprache zu lernen, umherzugehen, Dinge zu unterscheiden und zu kategorisieren, bis zu dem Punkt, an dem wir bewusst wurden, sogar selbstbewusst.

Ich habe Dir gerade das Beispiel mit dem Paradies gegeben. Und ich habe Dir gesagt, dass die Kommunikation ziemlich einfach war.

Er arbeitete mit uns in der sicheren Umgebung einer Familie und eines Stammes, aber er forderte uns mit äusseren Bedrohungen heraus, die uns halfen, Entscheidungen zu treffen und für uns und unsere Lieben einzustehen.

Noch einmal: Kain und Abel, Noah, aber auch Abraham, als Gott ihn aufforderte, seine Familie zu verlassen und zu gehen, ohne zu wissen, wohin er gehen würde.

Die Herausforderungen fangen in unserem Leben klein an, wie der Gang zum Spielplatz in der Nachbarschaft.

Kannst Du sehen, wie Gott hier kommuniziert hat? Er hat gerufen, er hat gewarnt und er hat liebevoll wiederhergestellt.

Er steht uns bei unseren Kämpfen zur Seite, um unsere Feinde zu überwinden und aus unseren Situationen herauszukommen, aber er fordert uns heraus, bei all dem eine gewisse Ordnung zu bewahren.

Hier erinnere ich mich an die zehn Plagen als grosses Beispiel, mit einem Kommunikationsstil von schierer Macht. Das Gesetz des Dschungels, und ich bin hier der Boss.

Als wir es brauchten, stellte er Regeln auf, die es uns ermöglichten, in grösseren Gruppen zu leben.

Genau wie auf dem Berg Sinai. Hier ändert sich die Kommunikation. Wir legen einige Grundregeln fest, schaffen eine Moral und Ethik. Gott sagt uns, wie die Dinge zu tun sind. Hat Dein Vater jemals etwas Ähnliches gesagt wie: „Wir sind die Rickenbachs. So machen wir das nicht!“

Aber als die Zeit gekommen war, schloss er einen neuen Bund mit uns und gab uns mehr Freiheit. Wir hatten die Ordnung verinnerlicht, und wir mussten uns nicht mehr an die Regeln halten, die auf äusseren Steintafeln standen. Wir waren im Prinzip bereit zu erkennen, dass „der Mensch nicht für den Sabbat geschaffen wurde, sondern der Sabbat für den Menschen.“ Wir waren bereit zu lernen, die Regeln bewusst statt gedankenlos anzuwenden, die Situation abzuwägen und zu fragen, was Leben bringt, statt das zu tun, was das Regelbuch uns sagt.

Die Kommunikation beginnt, eine individuellere Komponente zu haben. Es geht nicht um „Wir Rickenbachs verhalten uns nicht so“. Es geht darum: „Ralph, ich möchte mit Dir kommunizieren. Lass uns überlegen, was in dieser Situation das Beste ist, und zwar innerhalb der Richtlinien und Prinzipien, die Du gelernt hast, und Du hast ja auch mein Herz kennengelernt.“

Traurigerweise beschlossen wir, dass die Bibel in diesem Moment fertig war, dass das perfekte Muster und der perfekte Zustand des menschlichen Lebens erreicht war.

Wir haben sogar Rückschritte gemacht oder sind nie wirklich in die Möglichkeiten hineingewachsen, die Jesus uns eröffnet hat. Wie die Galater haben wir beschlossen, wieder nach einem Regelbuch zu leben. Wir haben beschlossen, dass wir die Regeln nicht befolgen müssen, weil es geschrieben steht, sondern weil ich es Euch aus freiem Willen befehle.

Lass mich Dir ein Beispiel geben.

Ich war in der vierten Klasse und wir waren von einem Ausflug zu den Überresten einer alten römischen Siedlung zurückgekehrt. Am Abend baute ich ein Modell eines Türschlosses, wie wir es im Museum gesehen hatten. Am nächsten Tag log ich, dass ich es schon vor der Exkursion fertig hätte. Mein Lehrer sagte mir, dass ich lüge und fragte mich, warum wir nicht lügen sollten. Ich antwortete, weil die Bibel es uns in den Zehn Geboten befiehlt.

Diese Antwort war äusserlich motiviert durch ein Gebot, das auf einer Steintafel geschrieben stand. Sie zeigte, dass ich nur auf äussere Erwartungen reagierte. Ich würde sagen, es war eine altersgemässe Antwort. Ich war 10!

Sie sah das nicht so wie ich und warf mir einen Haufen Hefte an den Kopf. Sie erwartete von mir, dass ich das Gebot so weit verinnerlicht, analysiert und übernommen hätte, dass ich sagen könnte, dass ich andere durch Lügen verletzt hätte und ich die tiefe Überzeugung haben müsste, Unrecht getan zu haben.

Glaube mir, selbst wenn ich in einem evangelikalen Elternhaus sozialisiert worden wäre und alle richtigen Worte gelernt hätte, hätte ich sie aufgesagt, weil es erwartet wurde, nicht weil ich sie tief verinnerlicht hätte. Du willst einen Beweis? Die meisten erwachsenen Evangelikalen gehorchen immer noch, weil sie die Hölle fürchten und nicht aus Liebe zu anderen. Das ist die Stufe, auf der die Kirche im Grossen und Ganzen stehen geblieben ist.

Johannes 15,14 fasst das am besten zusammen:

Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich Euch gebiete.

Nun, so verstehen wir diesen Vers und übersetzen ihn aus dem Griechischen, wenn wir ihn mit der eben beschriebenen Einstellung lesen.

Eine reifere Lesart wäre laut der Spiegelstudienbibel:

Unsere Freundschaft wird durch Euer ständiges Engagement für die Erfüllung meiner Mission bestätigt.

Das griechische Wort entole kann mit Gebot übersetzt werden, aber von seiner Wurzel und Zusammensetzung her ist es viel näher am Erreichen eines endgültigen Ziels, der Erfüllung einer Mission, der Manifestation der eigenen Bestimmung.

Was will ich Dir hier also sagen?

Lass mich das noch einmal rekapitulieren:

Wir entwickeln uns von „Pikaboo“ und „Nein“ (Paradies) zu einfachen Aufgaben mit Warnungen, Berufungen und Wiederherstellung (Kain und Abel, Noah), von Aufrufen zu Abenteuern (Abraham) und Machtdemonstrationen (Ägypten), zu grundlegenden Regeln mit Belohnungen und Strafen (Berg Sinai) bis hin zu individuellen Beziehungen (Vater unser).

Wenn wir diesem Weg folgen, auf dem Gott uns zu unserem endgültigen Ziel führt, zur Manifestation unserer Bestimmung, kommen wir an einem ganz anderen Ort an als dem Gehorsam gegenüber äusseren Regeln, wie sehr wir sie auch verinnerlicht haben.

So wie unsere leiblichen Eltern zu Menschen geworden sind, mit denen wir gleichberechtigt zusammenarbeiten, um ein gutes Leben zu führen, so wie sie sich nur so weit einmischen, wie wir es zulassen und darum bitten (und dann doch noch ein bisschen mehr), so handelt Gott mit uns.

Das ist es, worauf Euer Pastor anspielte, als er über Open Theology sprach. Gott kennt die Vergangenheit, die Gegenwart und alle möglichen Zukünfte, aber er ist auf ein Abenteuer mit offenem Ausgang aus, das alle bewussten Akteure in seiner Schöpfung respektiert.

Und lass mich Dich etwas überraschen: Die Quantenmechanik sagt uns, dass subatomare Teilchen solche bewussten Akteure mit freiem Willen sind. Gott respektiert den freien Willen jedes einzelnen Teilchens.

Genauso wie unsere Eltern ihr Bestes tun, um uns auf altersgerechte Weise zu unterstützen, und sich dabei manchmal scheinbar in unseren freien Willen einmischen (aber wir können trotzdem jederzeit tun, was wir wollen, und die Konsequenzen tragen, ohne ihre Liebe zu verlieren), genauso arbeitet Gott mit uns.

Wir könnten sagen, dass Gott uns liebevoll überredet oder uns mit altersgerechten Mitteln, sei es „Picaboo“ oder ein Gespräch unter Erwachsenen, dazu bringt, die richtige nächste mögliche Handlung zu wählen.

Und das ist das Gebet.

Das Gebet ist eine Möglichkeit, diese Beziehung lebendig zu halten.

Wie wir gerade gesehen haben, kommunizieren kleine Kinder (erinnerst Du Dich an den Vers, dass wir uns unseres Gotteskind-Seins bewusst werden?) auf weniger komplizierte Weise, während sie irgendwann einfach ein paar äussere Regeln brauchen, um in die richtige Richtung zu stossen.

In seinen reifen Formen ist das Gebet die Art und Weise, wie wir Ideen und mögliche nächste Aktionen austauschen, wie wir unsere Liebe ausdrücken, wie wir voneinander lernen, wie wir verhandeln, wie wir mitplanen, mitarbeiten und mitgestalten.

Und ja, auch Gott lernt von uns. Wenn wir wirklich freie Menschen nach seinem Bild sind, sind wir kreativ und Gott weiss nicht, was wir als Nächstes tun werden. Er lernt über uns, so wie wir über ihn lernen.

Das Gebet ist wie der Austausch von Ideen. Aber warum haben wir Ideen?

Der Zweck des Denkens ist es, die Ideen sterben zu lassen, anstatt uns sterben zu lassen.

Alfred North Whitehead

Beten bedeutet anzuerkennen, dass wir nur bruchstückhaft sehen und es besser ist, unsere Ideen mit Gott zu besprechen oder ihn um seine Ideen zu bitten, als blindlings zu handeln.

Beten ist wie zu Deinen Eltern gehen und sie um Rat fragen. Aber Gebet ist auch der Versuch, Deine Eltern von einer Deiner Ideen zu überzeugen, um sie ins Boot zu holen. Und Gebet ist, sich mit den Eltern für eine Sache zu verbünden, z. B. für die Gesundheit eines Freundes oder die Rettung des Planeten. Beten ist wie trauern, klagen und nach Trost suchen. Und Beten ist wie zu den Füssen Deiner Eltern sitzen und von ihnen lernen.

Alles mit dem Ziel, zu dem heranzuwachsen, was wir sein sollen, während wir uns an dem erfreuen, was wir im Moment haben.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Das Gebet ist Kommunikation. Es wird mit der Zeit immer komplexer, da wir immer besser in der Lage sind, Komplexität zu verstehen. Es gibt Zeiten, in denen Gott alles in seiner Macht Stehende für uns tut und sehr wenig von uns erwartet, während das Universum sich an Gott anpasst, weil wir so süss sind. Aber dann wachsen wir. Wir reifen oft nicht in demselben Tempo, wie wir wachsen, und viele hören auf zu reifen. Gott ist treu und holt uns dort ab, wo wir sind, aber er hört nicht auf, in uns zu investieren und uns weiter herauszufordern.

Beitrag veröffentlicht

in

von